1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Reiseland Deutschland

9. März 2010

Rund 360 Millionen Übernachtungen pro Jahr hat die Tourismuszentrale in Frankfurt gezählt. Kein Zweifel: Deutschland ist ein beliebtes Reiseziel. Und das entdecken immer mehr Touristen aus aller Welt.

https://p.dw.com/p/MO1g
Schloss Neuschwanstein in Bayern (Foto: picture alliance / Bildagentur Huber)
Schloss NeuschwansteinBild: picture-alliance / Bildagentur Huber
Zwei chinesische Touristinnen im Innenhof von Schloss Neuschwanstein (Foto: dpa)
Fotosession im Schlosshof von NeuschwansteinBild: dpa

Deutschland-Reisende stammen zwar immer noch zu 80 Prozent aus Deutschland selbst. Doch es kommen auch mehr und mehr ausländische Reisegäste nach Deutschland. Viele haben es nicht sehr weit: 14 Prozent kommen aus den Nachbarländern. Aus den USA besuchen "Good old Germany" zwar nur zwei Prozent aller Reisenden, aus Asien ebenfalls nur zwei Prozent. Allerdings fühlt sich die asiatische Welt immer mehr "zu Gast bei Freunden". Seit dem Jahr 2003 erfährt Deutschland einen Reiseboom aus dem Mittleren Osten und aus Asien.

Die Deutsche Zenztrale für Tourismus (DTZ) verzeichnete im vergangenen Jahr ein Plus von 12,9 Prozent bei den Übernachtungen aus diesen Regionen. Die Zahl der Besucher aus China hat sich gar verdreifacht und soll sich bis zum Jahr 2015 nochmals verdoppeln.

Beliebt: Städtetrips und Rundreisen

Deutschland-Reisende sind nicht klassischerweise Pärchen. Bei den Besuchern überwiegen die Männer - und der Anlass der Reise ist meistens privates Interesse. Männer und Frauen gleichermaßen bevorzugen Rundreisen und Städteaufenthalte. Sieben Tage stehen dafür im Schnitt zur Verfügung. Man ist also in kurzer Zeit viel unterwegs. Daher entfällt viel Lob nach wie vor auf die "German Autobahn".

Deutsche Küstenregionen sind zwar beliebter als die Berge. Bayern allerdings liegt mit zwölf Millionen ausländischen Gästen auf Platz 1 der bereisten Bundesländer. Dann erst folgen Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Bei den Städten sahnt Berlin sieben Millionen Reisende ab. München besuchen 4,5 Millionen, Frankfurt 2,5 Millionen, Köln und Hamburg rund 1,5 Millionen Menschen aus aller Welt.

Reiseziele müssen viel Kultur und Geschichte bieten

Das Goethe- und Schiller Denkmal von Ernst Rietschel in Weimar (Foto: dpa)
Werden gerne besucht: Deutschlands Dichter und DenkerBild: dpa

Nach wie vor zählen die klassischen Sehenswürdigkeiten, vor allem Schlösser, Burgen und Wirkungsstätten international bekannter deutscher Schriftsteller und Musiker, zu den meistbesuchten Orten. Interessant ist, dass Besucher aus dem Ausland zunächst nicht nach dem besten oder billigsten Restaurant fragten, sondern nach dem jeweiligen Kirchturm. Dies sei oft der beste Ort, um sich einen Überblick zu verschaffen, hören die Mitarbeiter in den örtlichen Touristeninformationszentren immer wieder von den Reisenden. Dabei betonen die öffentlichen Touristenbüros, dass sie auch kostenfreie Stadtpläne bereithalten und die Internet-Information stark ausgebaut hätten, weil bereits 70 Prozent der Reisen nach Deutschland über das Internet gebucht würden.

Der Eingang des Hotels Bayerischer Hof in München (Foto: AP)
Berühmtes Münchener HotelBild: AP

Gelobt wird jedenfalls von den ausländischen Deutschland-Besuchern das große, bunte Freizeitangebot der Städte. Auch der durchschnittliche Hotelpreis wird als angenehm empfunden. Eine Hotelnacht in Deutschland kostet zwischen 100 und 120 Euro, während man in Paris mit 180 Euro und in Moskau gar mit 250 Euro im Durchschnitt rechnen muss. Vielleicht sind die Hotelpreise der Grund, warum nur sechs Prozent aller Reisenden aus der Welt einen deutschen Campingplatz aufsuchen.

Deutschland-Aufenthalt beseitigt Vorurteile

Befragungen der Deutschen Zentrale für Tourismus haben ergeben, dass während eines Deutschland-Aufenthaltes viele zuvor vorhandene Klischees abgebaut werden. So stellten sich viele Besucher aus dem Ausland die Deutschen, wohl auch aufgrund der als hart empfundenen Sprachmelodie, als kalt und ungeduldig vor. Erstaunt war man anschließend darüber, dass Deutsche relativ entspannt sind und auch über sich selbst lachen können, berichten die Reiseforscher.

Auch das kulinarische Deutschland-Klischee vom "besten Bier" und vom ewigen "Eisbein mit Sauerkraut" sei aufgrund der reichhaltigen Angebote im Land weitgehend revidiert. Allein die Bewerbung des "Oktoberfestes" in München sorge noch für Erinnerungen an das, was der Deutsche angeblich jeden Tag isst.

Am ehesten zufrieden mit ihrem Aufenthalt sind die Asiaten, die mit sechs Millionen Übernachtungen im letzten Jahr die stärkste ausländische Besuchergruppe waren. Sie kommen meist nicht nur zur "Hochsaison" zwischen Juli und September, und ihr größtes Reiseinteresse gilt auch nicht unbedingt bestimmten "Big-Events", sondern der Betrachtung schon lange bestehender Werte: Folklore, deutsche Geschichte, Architektur, Literatur und Musik.

Autor: Wolfgang Dick
Redaktion: Silke Wünsch