1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Literatur

Bestseller-Autor Carlos Ruiz Zafón ist tot

19. Juni 2020

Der spanische Schriftsteller, der mit dem Roman "Der Schatten des Windes" weltberühmt wurde, starb in seiner Wahlheimat Los Angeles. Er wurde 55 Jahre alt.

https://p.dw.com/p/3e24X
Schwarz-weiß Foto von Carlos Ruiz Zafón in Anzug. Der spanische Autor von "Der Schatten des Windes" ist am 19. Juni 2020 gestorben.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Gateau

"Heute ist ein sehr trauriger Tag für alle bei Planeta, die ihn kannten und mit ihm in den vergangenen 20 Jahren zusammengearbeitet und dabei eine Freundschaft geschlossen haben, die über das Berufliche weit hinausgeht", schrieb Zafóns spanischer Verlag. "Einer der größten zeitgenössischen Schriftsteller hat uns verlassen, aber durch seine Bücher wird er immer lebendig bleiben." 

Carlos Ruiz Zafón selbst habe seine Figur Sempere im Roman "Der Schatten des Windes" (2001) seinem Sohn Daniel gegenüber in Worte fassen lassen, was man jetzt fühle: "Jedes Buch, das du siehst, hat eine Seele. Die Seele dessen, der es verfasst hat, und die Seelen all derer, die es gelesen haben, die mitgefiebert und davon geträumt haben."

Fantasy in der "Nebel-Trilogie"

Buchcover von Carlos Ruiz Zafóns Roman "Der Fürst des Nebels".
"Der Fürst des Nebels" war Zafóns erster Roman

Carlos Ruiz Zafón hat viele Menschen zum Träumen gebracht. Zunächst die Kinder, denn seine Schriftstellerkarriere begann er 1993 mit dem Fantasy-Jugendroman "Der Fürst des Nebels". Zuvor hatte Zafón als Texter einer Werbeagentur gearbeitet. Gleich sein erster Roman wurde in Spanien mit dem Edebé-Preis für Jugendliteratur ausgezeichnet. Bis 1995 erschienen zwei weitere Titel, "Der Mitternachtspalast" und "Der dunkle Wächter", die mit dem Debütwerk als "Nebel-Trilogie" vermarktet wurden.

Geheimnisvolles Barcelona

In Zafóns Romanen spielt seine Heimatstadt Barcelona immer wieder eine Hauptrolle. Hier schrieb der am 25. September 1964 geborene Katalane schon als Kind seine ersten Geschichten auf. Und er blieb seiner Leidenschaft treu, obwohl er 1994 nach Kalifornien zog und dort zehn Jahre lang Drehbücher für Filme verfasste, die er selbst als "wertlos" bezeichnete.

Seine Bücher hingegen waren alles andere als wertlos. Geheimnisvoll, gespenstisch und mit einer Botschaft ausgestattet, die ihm am Herzen lag. Über sein erstes Buch für Erwachsene, "Der Schatten des Windes", sagte er der spanischen Zeitung "El Tiempo" im Interview: "Der Roman ist nicht nur eine Metapher darüber, was in der Literatur verloren gegangen ist, sondern noch viel mehr: eine Metapher für all die in Vergessenheit geratenen Ideen, für all die Menschen, an die wir uns nicht erinnern… Wir sind, was wird denken. Und je weniger wir uns erinnern, desto weniger verstehen wir, woher wir kommen und wohin wir gehen."  

Auf der Liste der 100 besten spanischsprachigen Romane

Buchcover von Carlos Ruiz Zafóns Werk "Der Schatten des Windes".
"Der Schatten des Windes" brachte Zafón den Weltruhm

"Der Schatten des Windes" verkaufte sich rund 15 Millionen Mal und brachte Carlos Ruiz Zafón zahlreiche Preise ein. 2007 erhielt er einen Ehrenplatz auf der Liste der 100 besten Romane in spanischer Sprache. Die Geschichte spielt während der Franco-Diktatur und handelt von dem Buchhändlersohn Daniel Sempere, der in einer geheimen Bibliothek, dem "Friedhof der Vergessenen Bücher", auf ein Buch stößt, das sein Leben verändert. Auf den Spuren des Romanhelden sind im Laufe der Jahre schon Heerscharen von Zafón-Fans durch die Altstadt von Barcelona gepilgert. 

Es sollten 15 Jahre vergehen, bis Zafón die Geschichte Daniel Semperes zum Abschluss brachte: 2016 veröffentlichte er "Das Labyrinth der Lichter", sein letztes großes Werk. Verfilmen lassen wollte er seine Bücher nie, in seinen Augen sei das "Verrat" an der Literatur, sagte er einmal.

Anfang Januar 2018 wurde bei Ruiz Zafón Darmkrebs diagnostiziert. Er starb am Freitag, dem 19. Juni 2020, in Los Angeles. "Wir werden uns immer an Dich erinnern, Carlos!", twitterte sein Verlag El Planeta zum Abschied. Das gilt wohl auch für Zafóns Leser weltweit. 

Suzanne Cords Weltenbummlerin mit einem Herz für die Kultur