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Bidens Mega-Plan: Was geht für deutsche Firmen?

Brigitte Scholtes
1. April 2021

Sagenhafte 2,3 Billionen Dollar will US-Präsident Joe Biden in die Infrastruktur stecken. Davon soll die amerikanische Wirtschaft profitieren. Könnten auch deutsche Firmen etwas von dem Kuchen abbekommen?

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Vielfach marode Infrastruktur: Hier eine eingestürzte Brücke in Minneapolis im Jahr 2007
Vielfach marode Infrastruktur: Hier eine eingestürzte Brücke in Minneapolis im Jahr 2007 Bild: picture-alliance/dpa/J. Nuzzo

Die Infrastruktur in den USA ist marode - angefangen vom Zustand der Straßen und Schienen über die Stromversorgung bis hin zu Wasserleitungen. All das sind Themen, in denen einigen deutschen Unternehmen weltweit hohe Kompetenz nachgesagt wird. Dem deutschen Traditionskonzern Siemens und seinen Töchtern vor allem, der einen Schwerpunkt etwa auf dem Gebiet intelligente Infrastruktur bei Gebäuden und dezentralen Energiesystemen hat. Allein dafür sollen laut Biden-Plan 650 Milliarden Dollar fließen. 620 Milliarden Dollar sind für die Verkehrsinfrastruktur vorgesehen. Intelligente Mobilitätslösungen für den Schienen- und Straßenverkehr sind eine weitere Stärke von Siemens.

Der Konzern beschäftigt allein in den USA 40.000 Mitarbeiter und wird von Experten an erster Stelle genannt, wenn es um neue Aufträge aus dem Infrastrukturpaket geht. Es sind aber nicht nur die Münchener und ihre Töchter, die sich auf den ein oder anderen Auftrag in den USA freuen dürften - auch wenn diese vor allem an Unternehmen in den USA vergeben werden sollen. Baukonzerne wie Hochtief oder Heidelberg Zement haben ebenfalls starke Standbeine in den USA und dürften von der Erneuerung von Straßen und Gebäuden profitieren. Und schließlich ist auch die Deutsche Telekom seit Jahren mit ihrer Tochter T-Mobile US in den USA vertreten und sehr erfolgreich - auch die Bonner könnten von zusätzlichen Aufträgen profitieren, glauben Analysten.

Siemens hat eine lange Tradition in den USA: Hier der damalige US-Finanzminister Jack Lew beim Besuch einer Siemen-Fabrik in Alpharetta, Georgia (2013)
Siemens hat eine lange Tradition in den USA: Hier der damalige US-Finanzminister Jack Lew (Mitte) beim Besuch einer Siemen-Fabrik in Alpharetta, Georgia (2013)Bild: James W. Barker

Wichtiger Abnehmer deutscher Güter

Daneben dürften aber auch kleinere Unternehmen vor allem aus dem Maschinenbau und der Elektrotechnik sich auf neue Orders aus den USA freuen, glaubt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. Denn die werden vor allem als Zulieferer für die großen Projekte gefragt sein. Eine eigene Maschinenbauindustrie gebe es in den USA kaum noch, heißt es beim deutschen Maschinenbauverband VDMA. Je mehr in den USA nachgefragt wird, desto mehr Aufträge verbuchen auch deutsche Unternehmen. Denn fast zehn Prozent aller deutschen Ausfuhren gehen dorthin, darauf verweist der Bundesverband Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA). Der deutsche Außenhandel werde in seiner gesamten Breite von den geplanten Investitionen in den USA profitieren, ließ BGA-Präsident Anton Börner in diesen Tagen wissen.

Vor zu viel Euphorie warnt jedoch Stefan Schöppner, Analyst der Commerzbank. Pläne zur Verbesserung der Infrastruktur habe es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben, mahnt er und erinnert an die Pläne zum Bau einer Mauer entlang der Grenze zu Mexiko, die Bidens Vorgänger Donald Trump umsetzen wollte. Pläne, die weitgehend verpufften. Außerdem sei das Infrastrukturpaket auf acht Jahre angelegt. Dadurch verteile sich der Schub auf eine recht lange Zeit.

Die Telekom-Tochter T-Mobile ist die Nummer 3 im US-Mobilfunkmarkt
Die Telekom-Tochter T-Mobile ist die Nummer 3 im US-MobilfunkmarktBild: picture-alliance/dpa

Auch in Deutschland gibt es viel zu tun

Außerdem sei fraglich, meint Schöppner, ob das Programm vollständig umgesetzt werde - und ob nicht ohnehin schon geplante Investitionsprojekte nun zum Bestandteil des neuen Programms würden. Anhand des Biden-Konjunkturpakets in Höhe von 1,9 Billionen Euro, das der amerikanische Präsident Anfang März vorgestellt hatte, hatte die OECD einen Wachstumsimpuls für den Euroraum von 0,5 Prozentpunkten errechnet. Davon dürfte Deutschland zwar überproportional profitieren, aber dennoch sei das Biden-Programm kein game-changer, verändere die Lage also nicht grundlegend, sagt auch Carsten Brzeski, "das ist schön, das nimmt man gern mit", meint der Chefvolkswirt der ING Deutschland. Aber es sei kein Grund für Deutschland, nun allein auf den Impuls von der Außenwirtschaft zu hoffen.

Die Hausaufgaben müssten noch gemacht werden - angefangen von der Überwindung des Impfdesasters bis hin zu mehr Investitionen der Unternehmen und des Staats in die Infrastruktur hierzulande.