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Bilanz des Bebens wird nur langsam deutlich

25. August 2016

Die Rettungsmannschaften in Italien suchen unermüdlich nach Überlebenden der schweren Erdstöße. Die Zahl der Toten ist auf 250 gestiegen. Wie viele Menschen noch vermisst werden, ist unklar.

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Italien Erdbeben Pescara del Tronto Rettungsaktion
Bild: picture-alliance/AP/Sky Italia

Webvideo: Das Wunder von Pescara

Nach dem schweren Erdbeben in Mittelitalien fürchtet der Zivilschutz, dass die Zahl der Opfer noch höher liegen könnte, als nach den verheerenden Erdstößen von 2009 in der nahe gelegenen Stadt L'Aquila. Damals waren nach offiziellen Angaben 309 Menschen ums Leben gekommen. Offiziell wurden in den Orten, die bei dem Beben am Mittwoch besonders stark erschüttert wurden, 250 Tote bestätigt.

Über die Zahl der Vermissten gibt es nur vage Schätzungen, weil die malerischen Bergdörfer Amatrice, Accumoli und Arquata del Tronto in den Sommermonaten von vielen Urlaubern besucht werden. In dem fast völlig dem Erdboden gleichgemachten Weiler Pescara del Tronto leben normalerweile nur noch vier Familien. Für die Nacht auf Mittwoch gehen Schätzungen jedoch von bis zu 300 Übernachtungsgästen aus. Viele Urlauber entfliehen in den Sommermonaten den heißen Temperaturen in Rom und kommen in die kühleren Bergregionen. Die Behörden riefen die Bewohner und Urlauber auf, sich zu melden.

Präfekt Bruno Frattasi teilte unter Berufung auf Feuerwehrangaben mit, dass 215 Menschen lebend aus den eingestürzten Häusern geborgen wuren. Nach Auskunft einer Zivilschutzsprecherin könnten es sogar noch mehr sein, weil andere Rettungsteams ihre Zahlen noch nicht übermittelt hätten. Etwa 270 Verletzte werden demnach in Krankenhäusern behandelt.

Rettungsmannschaften im Amatrice (Foto: AFP)
Mühsam arbeiten sich die Bergungshelfer durch die TrümmerbergeBild: Getty Images/AFP/F. Monteforte

Hoffnung auf Bergung Überlebender

"Wir sind immer noch in einem Stadium, in dem wir darauf hoffen dürfen, Lebende zu finden", sagte Feuerwehrsprecher Luca Cari. Er erinnerte daran, dass noch 72 Stunden nach dem ähnlich starken Beben von 2009 eine Person lebend geborgen wurde. Doch die Rettungsteams kommen zuweilen auch zu spät. Am Mittwoch war in Amatrice das Weinen eines Elfjährigen vernommen worden. Als die Bergungsgruppe Stunden später endlich zu ihm vordringen konnte, war er bereits gestorben. In Pescara gelang es den Rettern jedoch, eine Zehnjährige nahezu unverletzt 17 Stunden nach dem Einsturz ihres Hauses auszugraben.

Das Beben mit der Stärke 6,2 auf der Richterskala zerstörte zahlreiche Gebäude in der Region. Tausende haben ihr Obdach verloren. Viele Menschen verbrachten die Nacht zum Donnerstag in Autos und Notzelten. Bisher wurden etwa 450 Nachbeben gezählt. Medien berichten von einigen Fällen von Plünderung. In Pescara del Tronto habe die Polizei daher die Kontrollen verstärkt.

Viele Regionen in Italien sind erdbebengefährdet
Viele Regionen in Italien sind erdbebengefährdet

Schäden an Kirchen

Die Erschütterungen beschädigten auch Kulturgüter in der Region. Schäden gibt es laut der Nachrichtenagentur Ansa in Amatrice an der Basilika San Francesco mit Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert sowie an der Kirche San Agostino. Auch an einem Kloster in dem Ort Camerino seien Teile eingestürzt. Befürchtungen, dass auch das Kolosseum in Rom bei den Erdstößen Schaden genommen haben könnte, bestätigten sich nicht. Kleinere Risse bildeten sich aber am Dom von Urbino rund 200 Kilometer nördlich von Amatrice.

Webvideo: Das Wunder von Pescara

Nach der jüngsten Katastrophe wurde Kritik laut, dass die Behörden aus dem Beben von 2009 nicht genug gelernt hätten. Zwar war eine Milliarde Euro für die Nachrüstung von Gebäuden in Erdebengebieten zur Verfügung gestellt worden. Wegen das komplizierten Antragsverfahrens wurden aber kaum Gelder davon abgerufen, beklagten Kritiker. "Hier, mitten im Erdbebengebiet wurde nie etwas getan", sagte Dario Nanni von der italienischen Architektenkammer. "Es kostet nicht viel, die Gebäude bebensicher zu machen. Aber nur 20 Prozent der Gebäude hier entsprechen den Standards."

ago/qu (dpa, dpae, afp)