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Bildergeschichten: Der "alte" Adenauer als junger Mann

Tillmann Bendikowski27. Januar 2014

Wir stellen jede Woche ein Bild vor und erzählen seine Geschichte. Diesmal gehen wir zurück in das Jahr 1897: Der Herr Student grüßt aus dem Urlaub

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Konrad Adenauer bei einer Urlaubsfahrt im Aggertal
Bild: ullstein bild - dpa

In der Erinnerung der Deutschen ist Konrad Adenauer irgendwie immer ein älterer Herr: Als der "Alte" aus Rhöndorf wurde er später respektvoll mit Blick auf seinen Wohnsitz am Rhein bezeichnet, immerhin war der CDU-Politiker ja bereits 73 Jahre alt, als er zum ersten Bundeskanzler der jungen Republik gewählt wurde – und dies sollte er noch 14 Jahre lang bleiben. Fotos zeigen ihn gerne als Staatsmann, nur selten sind Aufnahmen wie diese zu sehen, auf denen der 21-jährige Adenauer verschmitzt aus einem Heuhaufen grüßt, mit gespielt ernster Mine, die Hand lässig zum Gruß erhoben. Mit anderen Urlaubern (es sind Ferienbekanntschaften, deren Namen wir nicht kennen) grüßt er im Sommer 1897 aus dem Bergischen Land.

Der junge Konrad Adenauer hat gerade sein Jura-Studium abgeschlossen. Dieses hatte er in Freiburg begonnen und schließlich in München und Bonn fortgesetzt. In diesen Jahren muss sich "Toni", wie ihn seine Freunde rufen, finanziell gehörig einschränken: Der Vater und eine Kölner Stiftung stellen ihm monatlich 90 Mark zur Verfügung – große Sprünge kann der Herr Student damit nicht unternehmen.

Aber stets versucht Adenauer, etwas von seinem knappen Geld für Reisen zu sparen. So oft es geht, fährt er zu den bayerischen Seen und in die Alpen, in den Semesterferien auch nach Böhmen, in die Schweiz und nach Italien. Dabei reist er 4. Klasse, geht notgedrungen viel zu Fuß und übernachtet notfalls auch kurzerhand in den Wartesälen von Bahnhöfen oder in Scheunen. Einmal ist er mit einem Freund auf dem Rückweg von Italien in Österreich gestrandet, so erinnerte sich Adenauer später, ohne einen einzigen Pfennig in der Tasche. Sie wollen schon den örtlichen Pfarrer anpumpen – finden dann aber doch am Ufer eines nahe Sees ein paar gestrandete Fische, die ihnen ein mitfühlender Gastwirt kostenlos zubereitet.

Haben solche Erfahrungen Adenauers Sensibilität für die Not der Menschen geprägt? Jedenfalls sorgt er sich zwei Jahrzehnte später – er ist inzwischen Oberbürgermeister von Köln – ganz offiziell um die Versorgung der durch den Ersten Weltkrieg Not leidenden Bevölkerung. Der leidenschaftliche Erfinder präsentiert 1917 seine neueste Idee: die Sojawurst. Dank des billigeren pflanzlichen Ersatzstoffes sollen die Menschen satt werden, die in dieser Zeit keine Chance auf ein "richtiges" Würstchen haben. Damals setzt sich die Erfindung nicht durch – dass sich heute die Sojawürstchen wie selbstverständlich in den Regalen deutscher Supermärkte finden, hätte sich Adenauer wohl nicht träumen lassen …