Billigflieger trotzen Irak-Effekt
31. März 2003Äußerst gelassen haben die deutschen Billigflieger bisher auf den Ausbruch des Irak-Krieges reagiert: Obwohl weltweit Flüge gestrichen werden, Flugzeuge am Boden bleiben und Fluglinien um ihr Überleben bangen müssen, verkaufen die Discounter genauso viele Flugtickets wie vor dem Kriegsbeginn am 20. März 2003. Der Grund: Die Billigflieger operieren überwiegend in den europäischen Urlaubsregionen und profitierten von dem stark steigenden Trend zum Städtetourismus. In der aktuellen Wirtschaftsflaute ziehen sie außerdem Vorteile aus dem strikten Sparkurs der Unternehmen. Während den traditionellen Linien die zahlungskräftige Business-Class-Klientel davonläuft, liegt der Anteil der Geschäftsreisenden bei der TUI-Tochter Hapag-Lloyd-Express bei rund 40 Prozent.
Auch bei Germanwings, Air Berlin und dem europäischen Vorreiter Ryanair der gleiche Tenor: Kurzfristiger Rückgang bei den Buchungen nach dem Kriegsausbruch, mittlerweile aber "business as usual".
Während viele Fluglinien um ihr Überleben kämpfen, denkt Ferienflieger Air Berlin darüber nach, ob die geplanten vierzig neuen Maschinen bei Boeing oder bei Airbus geordert werden sollen. Selbst in der größten Krise der Luftfahrtgeschichte, die seit dem 11. September 2001 weltweit eine Million Airline-Jobs kostete, brummt bei Air Berlin das Geschäft - Jahr für Jahr steigen die Passagierzahlen.
Verlustbringer werden geschluckt
Was aus Billigfliegern wird, die nur Miese machen, zeigt das Beispiel Buzz. Ryanair hatte den kleineren Konkurrenten im Januar für 23,2 Millionen Euro von der niederländischen Fluggesellschaft KLM übernommen. Ende Februar hatte Ryanair einen Sanierungsplan für Buzz vorgelegt und der Airline mit dem völligen Aus gedroht, falls die Angestellten nicht zu massiven Zugeständnissen beí der Vergütung bereit seien. Dabei hatte Ryanair die Streichung von 400 der 600 Stellen bei Buzz angekündigt. Aus Angst um ihre Jobs schluckten die Buzz-Piloten die schlechteren Arbeitsverträge der neuen Eigentümerin aus Irland.
Die Gewinner kommen aber auch aus dem klassischen Linienluftverkehr. So überraschten die Manager der südafrikanischen South African Airways die Branche mit der Bestellung von 38 Airbus-Flugzeugen bis zum Jahr 2010. Damit, so die selbstbewussten Südafrikaner, könne South African bald zehn Prozent mehr Sitze anbieten. Weit weg vom Irak und von der Angst um eine Ansteckung mit der sich zurzeit ausbreitenden Lungeninfektion SARS in Asien boomt der Tourismus am Kap der Guten Hoffnung. (tko)