Bischöfe rufen zu Solidarität auf
24. Dezember 2015Ein Bahnhof sei ein passenderer Ort für die Weihnachtsbotschaft als Kirchen oder eine romantische Weihnachtskulisse, sagte Bischof Heinrich Bedford-Strohm, bei einer Messfeier im Münchner Hauptbahnhof mit rund 200 Flüchtlingen, freiwilligen Helfern und Passanten (Artikelbild).
Der Bahnhof sei im Sommer zu einem Symbol deutscher Willkommenskultur geworden, als jeden Tag tausende Flüchtlinge in der bayerischen Landeshauptstadt angekommen waren, erinnerte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Marx hebt Bedeutung von Weihnachten hervor
Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, rief dazu auf, sich angesichts der Krisen weltweit auf die identitätsstiftende Kraft des Weihnachtsfestes zu besinnen. Marx hob in seiner Predigt im Münchner Dom hervor, dass Europa trotz einer Geschichte der Gewalt und des Unrechts immer wieder habe lernen dürfen, "dass mit diesem Kind von Bethlehem eine neue Schöpfung und damit eine neue Lebensperspektive" eröffnet worden sei.
Weihnachten bedeute mehr als eine "liebgewordene Tradition oder sentimentale Folklore". Es gehe darum, im Anschauen eines Kindes das eigene Leben neu zu begreifen, den Sinn "unserer Existenz" zu erkennen und auch die Geschichte und die Welt neu zu verstehen, betonte Kardinal Marx.
Kritik an Pegida
In Dresden erinnerte der evangelische Landesbischof Carsten Rentzing mit Blick auf die fremdenfeindliche "Pegida"-Bewegung daran, dass Jesus sein Leben der Aufnahmebereitschaft Fremder verdanke - so wie viele Flüchtlinge heute. "Es ist dieser Geist der Nächstenliebe, der das prägte, was man das christliche Abendland nennt", betonte Rentzing.
Der katholische Diözesanadministrator des Bistums Dresden-Meißen, Andreas Kutschke, verwies darauf, dass Weihnachten "kein Fest der Idylle" sei. Es rücke gerade "soziale Randgestalten" ins Zentrum. Die Weihnachtsbotschaft könne den Blick dafür schärfen, was jeder Mensch brauche, um froh zu werden: Frieden, Menschenrechte, Heimat und Angenommensein. "Pegida" (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) veranstaltet in der sächsischen Landeshauptstadt allwöchentlich Demonstrationen.
wl/jm (dpam, kna, epd)