Bittere Pleite für Dortmund bei Benfica
14. Februar 2017Hohes Tempo, jede Menge verpasste Chancen, eine knisternde Stimmung auf den Rängen und frustrierte BVB-Fans vor dem Stadion - das waren die Zutaten eines denkwürdigen Champions-League-Abends, der mit einer 0:1 (0:0)-Niederlage des BVB bei Benfica Lissabon endete. Das Spiel startete vor 65.000 Zuschauern im Estadio da Luz furios. Die Gastgeber fesselten die Dortmunder mit überfallartigen Angriffen in der eigenen Hälfte und stießen immer wieder über die Flügel zu. Allerdings verpassten die Portugiesen es, sich klare Chancen herauszuspielen. Die erste große Möglichkeit hatte auf der anderen Seite Pierre-Emerick Aubameyang. Schön freigespielt von Ousmane Dembele tauchte er alleine vor dem Tor auf, zielte aus rund 13 Metern aber ein paar Zentimeter zu hoch (10. Minute).
Viele Dortmunder Anhänger bekamen diese Aktion nicht im Stadion mit. Grund waren Probleme mit der elektronischen Einlasskontrolle. Zudem waren zu wenige Ordner an den Eingängen der Gästetribüne postiert. Hunderte der insgesamt 3000 BVB-Fans waren daher zum Anpfiff und weite Teile der ersten Halbzeit noch nicht im Fanblock. Die Polizei ging teilweise vehement gegen die BVB-Anhänger vor, die darauf drängten, endlich ins Stadion zu dürfen. Vor der Partie waren vier Mitglieder der Dortmunder Ultragruppierung Desperados festgenommen worden. Laut BVB-Angaben sollen die Festgenommenen, die Pyrochtechnik bei sich hatten, am Mittwoch einem Haftrichter vorgeführt werden. Auch ein Mitglied der Kölner Gruppe Boyz wurde festgenommen.
Aubameyang bekommt den Ball nicht rein
Nach rund 35 Spielminuten war der Dortmunder Block dann voll. So bekamen alle BVB-Fans die nächste große Gelegenheit ihrer Mannschaft mit: Aubameyang rutschte um Zentimeter an einer flachen Hereingabe von Raphael Guerreiro vorbei. Das Tor war leer (38.). Zwei Minuten danach hatte Dortmund erneut Pech: Bei einem missglückten Klärungsversuch an der Strafraumgrenze traf Benfica-Torwart Ederson BVB-Angreifer Dembele, doch statt auf Freistoß und Gelbe Karte entschied der italienische Schiedsrichter auf Abstoß für Lissabon.
Nach Wiederanpfiff stürmte Benfica erneut über die Flügel nach vorne und erzwang Eckstöße. Der zweite Eckball segelte herein, Luisao köpfte in Richtung Tor, wo Kostas Mitroglou lauerte und zum 1:0 abstaubte (48.). Riesenjubel bei den Gastgebern, das Estadio Da Luz kochte nun. Doch Dortmund antwortete seinerseits mit wütenden Angriffen und hatte Chancen. Nach einem abgefälschten Pass kam erneut Aubameyang frei zum Schuss, doch wieder löffelte er den Ball aus 13 Metern über die Querlatte (53.). Endgültig zur tragischen Figur wurde der Gabuner als er fünf Minuten später einen berechtigten Handelfmeter kläglich vergab. Er schoss halbhoch in die Mitte des Tores, wo Ederson nur die Fäuste hochreißen musste, um den Ball abzuwehren (58.).
BVB-Trainer Thomas Tuchel erlöste Aubameyang wenig später, indem er ihn für André Schürrle auswechselte (62.). Doch auch die Einwechslung des Weltmeisters brachte zunächst keine Verbesserung. Zwar bemühten sich die Dortmunder, gefährliche Abschlüsse gab es aber lange Zeit nicht mehr.
Hoffnung auf das Rückspiel
In der 84. Minute fasste sich der eingewechselte Christian Pulisic ein Herz und drosch nach einer zu kurzen Kopfballabwehr volley aus 18 Metern drauf. Raul Jimenez fälschte noch ab, und trotzdem war Ederson mit langem Arm zur Stelle und lenkte den Ball um den Pfosten. Fünf Minuten später folgte der nächste Volleyschuss von Pulisic, diesmal einen Meter drüber (89.). Auch in der vierminütigen Nachspielzeit passierte - obwohl der BVB konsequent im Vorwärtsgang unterwegs war - nichts mehr.
So kassierte Borussia Dortmund eine absolut vermeidbare Niederlage, die dem BVB für das Rückspiel am 8. März in Dortmund aber noch alle Chancen auf den Viertelfinal-Einzug offen lässt. Daran glaubten auch die Dortmunder Spieler. "Spielerisch waren wir die bessere Mannschaft", analysierte André Schürrle anschließend. "Wir hatten Riesen-Tormöglichkeiten und mit dem Elfmeter müssen wir das Spiel eigentlich gewinnen, aber es gibt noch ein Rückspiel und da werden wir gut sein." Ähnlich sah es auch sein Trainer: "Wir haben überragend gut gespielt", sagte Thomas Tuchel. "Wir waren drei Minuten lang nicht ganz aufmerksam und hatten ein Problem direkt nach der Pause. Mit dem einzigen Torschuss in der zweiten Halbzeit kriegen wir sehr unglücklich das Tor. Aber: Für solche Tage gibt es ein Rückspiel."
PSG fertigt Barcelona ab
Eine deutliche Überraschung gab es im anderen Achtelfinal-Hinspiel zwischen Paris St. Germain und dem FC Barcelona. PSG setzte sich klar und verdient mit 4:0 (2:0) durch. Neben dem doppelten Torschützen Angel di Maria (18./55. Minute) traf auch Weltmeister Julian Draxler (40.) bei seiner Europapokal-Premiere für den französischen Meister. Für den Endstand sorgte Edinson Cavani in der 72. Minute. Zwar waren die Katalanen mit ihrer Weltklasse-Offensive um Lionel Messi, Luis Suarez und Neymar angetreten, doch für die Glanzlichter sorgten die Hausherren. Vor allem der quirlige Draxler, der im Januar für mindestens 42 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg nach Frankreich gewechselt war, war ein ständiger Unruheherd für die Gäste-Abwehr.
Die Pariser sind nun auf dem besten Weg, sich für die beiden Viertelfinal-Pleiten gegen Barcelona von 2013 und 2015 zu revanchieren. Für das Messi-Team war es die höchste Europapokal-Pleite seit dem 0:4 beim FC Bayern im Halbfinale 2013.
Spannend war's - und alle wichtigen Szenen gibt es hier noch einmal zum Nachlesen im Liveticker: