Blackberry am Abgrund
21. September 2013Beim kriselnden Smartphone-Anbieter Blackberry sollen 4500 Mitarbeiter gehen. Der Stellenabbau werde fast 40 Prozent der Beschäftigten treffen, kündigte das kanadische Unternehmen an. Danach sollen noch rund 7000 Mitarbeiter übrigbleiben. Im März waren bei Blackberry noch 12.700 Menschen beschäftigt, in der Hochphase der Firma waren es sogar 20.000.
Der deutsche Konzernchef Thorsten Heins will bis zum kommenden Frühjahr die operativen Kosten halbieren. Im vergangenen Geschäftsquartal sei ein Verlust von bis zu 995 Millionen US-Dollar (rund 736 Millionen Euro) angefallen. Die ohnehin gebeutelten Aktien hätten noch einmal 16 Prozent ihres Wertes eingebüßt.
Mit Abbau Blackberry retten
Auch an anderen Stellen will Heins deshalb sparen: Die Modellpalette soll von sechs auf vier Geräte verkleinert werden. Der Fokus soll künftig auf Unternehmenskunden liegen, hieß es. Die "schwierigen, aber notwendigen Veränderungen" seien eine Reaktion auf die Marktposition des Unternehmens und sollen Blackberry wieder in die Nähe der Gewinnzone bringen, erklärte Heins. Den Umsatz bezifferte Blackberry auf 1,6 Milliarden Dollar - gerade einmal halb so viel, wie Branchenexperten ihm zugetraut hatten.
Ein zentraler Grund für den hohen Verlust sind auch Abschreibungen auf nicht verkaufte Geräte. Das Unternehmen startete in diesem Jahr in der Hoffnung auf eine Wende das neue Betriebssystem Blackberry 10. Doch die Smartphones verkauften sich bisher schlechter als erhofft. Im vergangenen Geschäftsquartal lieferte Blackberry nur 3,7 Millionen der Geräte aus.
Blackberry hat im Wettbewerb den Anschluss an die Rivalen Apple und Samsung verloren. Das Unternehmen verpasste vor allem den Siegeszug der neuen Handygeneration mit Touchscreens. Ihm droht nun ein ähnliches Schicksal wie dem finnischen Hersteller Nokia, der seine strauchelnde Handysparte soeben an Microsoft verkauft hat. Blackberry hatte im August angekündigt, alle Alternativen durchzuspielen - darunter auch einen Verkauf. Laut Medienberichten wird eine Entscheidung bis November angestrebt. Der katastrophale Geschäftsverlauf dürfte den Konzern für etwaige Interessenten alles andere als schmackhaft machen, sagen Experten. Gleichzeitig steige der Druck enorm, bald einen Käufer zu finden.
nis/gmf (afp, dpa, rtr)