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Blatter bleibt

17. Juli 2012

Schmiergeldskandal? Was sollen die Vorwürfe, fragt der umstrittene FIFA-Chef Sepp Blatter. Bestechungsgelder ließen sich früher sogar von der Steuer absetzen. Er sieht sich dagegen als Reformmotor.

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Sepp Blatter mit geöffneten und erhobenen Handflächen vor dem Exekutivkommitee in Zürich (Foto:dapd)
Bild: dapd

Der FIFA-Boss musste dem Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbandes in Zürich für ihn unangenehme Fragen beantworten. Das hat er auch getan - emotionslos und ohne jedes Schuldbewußtsein. Kritik perlt spurlos an Blatter ab. Reinhard Rauball, der deutsche Ligapräsident, hatte gefordert, Blatter solle zurücktreten. Und das hat er nochmal bekräftigt. "Ich habe in der vergangenen Woche meine persönliche Meinung dazu gesagt. Es wird Sie nicht verwundern, dass ich diese nicht geändert habe", so Rauball in Berlin. Doch FIFA-Chef Blatter lächelt über solche Einwürfe souverän hinweg. "Ich bin ein glücklicher Präsident, weil unser Reformprozess weitergeht. Ich als Präsident werde diesen Reformprozess weiter begleiten", meinte Blatter bei der Pressekonferenz in der FIFA-Zentrale in Zürich.

Rücktritt kein Thema

Dass Blatter aufgibt - darüber haben die Teilnehmer bei der Sitzung des FIFA-Exekutivkomitees nicht einmal diskutiert. Dafür haben sie die Vorsitzenden der beiden Kammern der neuen Ethikkommission ernannt, die den Kampf gegen die Korruption voranbringen soll. Der deutsche Richter Joachim Eckert und der amerikanische Staatsanwalt Michael Garcia werden sich um die Angelegenheit kümmern. Das Exekutivkomitee hat ein neues Ethikreglement verabschiedet, das am 25. Juli in Kraft tritt. Es wird Grundlage sein für die Arbeit der neuen Ethikkommission. Damit haben der FIFA-Präsident und auch das Exekutivkomitee ein Stück Macht abgegeben.

Zwanziger und Bach unterstützen Blatter

Sepp Blatter hat nicht nur Kritiker. Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger hat Blatter verteidigt. "Aus Sicht der FIFA-Exekutive ist er absolut tragbar. Der Reformprozess wäre gar nicht weitergegangen ohne ihn", so Zwanziger vor dem Gremium des Fußball-Weltverbandes in Zürich. Blatter sei nicht der Beschuldigte in diesem Prozess. Das solle man zur Kenntnis nehmen.

Auch Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hat sich hinter Blatter gestellt. "Ich bin nicht bereit, mich an öffentlichen Vorverurteilungen zu beteiligen", sagte Bach. Blatter habe wie jeder andere Mensch das Recht, sich vor den zuständigen Gremien zu verteidigen. Allerdings plädierte er dafür, alle Vorwürfe genau zu prüfen und Unregelmäßigkeiten aufzuklären.

Blatter weiß angeblich von nichts

In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass der ehemalige FIFA-Präsident Joao Havelange und dessen brasilianischer Landsmann Ricardo Teixeira vor Jahren von der Marketingfirma ISMM/ISL Schmiergeld in Millionenhöhe kassiert hatte. Hat es darüber hinaus weitere Schmiergeldzahlungen gegeben? Blatters Antwort vor dem Exekutivkommitee: "Ich weiß und wusste nichts von weiteren Personen". Von seinen Attacken auf den deutschen Fußball hatte sich Blatter schon vor der Sitzung distanziert. Er hatte gesagt, auch bei der Vergabe der WM 2006 habe es Unregelmäßigkeiten gegeben. Dazu erklärte er, dass "man immer einen Vorwand finden kann, um die Rechtmäßigkeit eines Entscheides zu bezweifeln".

Politiker wollen Blatter Bundesverdienstkreuz aberkennen

Schmiergeldvorwürfe und Korruptionsverdacht begleiten Joseph Blatter schon seit Jahren. Aber es ist ihm immer wieder gelungen, Gegner aus dem Weg zu räumen. Beweise gab es selten. Doch jetzt scheinen die Vorwürfe schwerer zu wiegen. Deutsche Politiker plädieren sogar dafür, ihm das Bundesverdienstkreuz abzuerkennen. Der Sprecher der Grünen im Europaparlament, Reinhard Bütikofer, sagte: "Sepp Blatter steht für die endemische Korruption bei der FIFA. Nachweislich. Deshalb sollte ihm das Bundesverdienstkreuz entzogen werden."

cd/pg (dpa, afp, sid)