Blatter widerspricht DFB
11. Dezember 2015Der suspendierte FIFA-Präsident Joseph Blatter hat Franz Beckenbauer in der Affäre um die WM 2006 in Deutschland und die Zahlung von 6,7 Millionen Euro erneut widersprochen. Der Schweizer bezeichnete die Darstellung des damaligen Chefs des Organisationskomitees (OK) als "absurd", nach der die WM-Organisatoren die ominöse Summe an den Fußball-Weltverband zahlen mussten, um einen Zuschuss von 170 Millionen Euro zu erhalten. Das sagte Blatter dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
Der Deutsche Fußball-Bund und der im Zuge der Affäre zurückgetretene DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatten Beckenbauers Version gestützt. Blatter erklärte hingegen, der Zuschuss sei an "keinerlei Bedingungen durch die FIFA geknüpft worden". "Geld zu bezahlen, um Geld zu bekommen? Nein. So was gibt es bei der FIFA nicht", fügte der 79-Jährige hinzu. Er sieht den DFB bei der Aufklärung gefordert: "Da muss es doch Dokumente geben, was es mit dem Geld auf sich hat. Und wenn es beim DFB keine Dokumente mehr gibt, dann sollten sie mal an die FIFA herantreten und das vernünftig aufarbeiten."
Schon Ende Oktober hatte sich Blatter ähnlich geäußert und bestritten, eine Zahlung gefordert zu haben. "Ich habe niemals Geld von Beckenbauer verlangt. Nie im Leben. Auch nicht vom DFB. Das stimmt einfach nicht", hatte er der Zeitung "Schweiz am Sonntag" gesagt.
Seltsames Finanzierungskonstrukt
Die 6,7 Millionen Euro stehen im Zentrum des Skandals um das Sommermärchen. Nach Darstellung des DFB und von Beckenbauer überwies der ehemalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus diese Summe im Jahr 2002 für das OK an die FIFA. Wer genau das Geld erhielt, ist noch ungeklärt. 2005 soll das Geld an Louis-Dreyfus zurückgezahlt worden sein. Der Betrag wurde vom WM-OK zur Tarnung als Beitrag für eine FIFA-Gala deklariert, die später nie stattfand.
Beckenbauer hatte jüngst erklärt, dass die 6,7 Millionen "einzig und allein dafür da waren, um die 250 Millionen Schweizer Franken Finanzzuschuss von der FIFA zu bekommen. Um die Weltmeisterschaft überhaupt ausrichten zu können." Er wisse zwar nicht genau, an wen das Geld überwiesen worden sei. Er gehe jedoch davon aus, dass die Millionen "an die Finanzkommission der FIFA geflossen sind, weil es ja eine Forderung der Finanzkommission war".
jk/asz (sid,dpa)