"Blaue Karte" gegen Fachkräftemangel?
9. Januar 2018Seit fünf Jahren gibt es die sogenannte Bluecard. Vergleichbar der "Greencard" in den USA, soll die "Blaue Karte EU" (so die offizielle Bezeichnung) es Menschen aus Nicht-EU-Ländern ermöglichen, innerhalb der Union zu arbeiten, wenn sie keinen europäischen Pass besitzen.
In Deutschland wurde diese EU-Richtlinie durch das "Gesetz zur Umsetzung der Hochqualifizierten-Richtlinie der EU" zum August 2012 eingeführt. Sie legt fest, welche Bedingungen ein Bluecard-Bewerber erfüllen muss: Er muss einen hier anerkannten Hochschulabschluss vorweisen und ein Jobangebot nachweisen, das ihm ein Jahresgehalt von wenigstens 50.800 Euro in Aussicht stellt.
In sogenannten Mangelberufen reicht auch ein Jahreseinkommen von 39.624 Euro. In diese Kategorie fallen die MINT-Berufe (Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschaftler und Techniker) sowie Humanmediziner - Zahnärzte allerdings ausgenommen.
Steigende Beliebtheit
Im ersten Halbjahr 2017, aktuellere Daten liegen nicht vor, haben 11.034 Menschen mit Hilfe einer Bluecard eine Arbeitsstelle bekommen. Das hat das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration (BAMF) errechnet.
Demnach scheint die "Blaue Karte EU" immer beliebter zu werden, denn in den zwölf Monaten zuvor waren es 17.362 gewesen. Das könnte, auf das Jahr hochgerechnet, eine Steigerung von mehr als 25 Prozent bedeuten. 2013, im Jahr nach der Einführung, hatten 11.290 Nicht-EU-Bürger eine Bluecard in Deutschland erhalten.
Gutes Zeugnis
2016 hatte das BAMF eine Studie durchgeführt, die der Bluecard ein gutes Zeugnis ausstellte. Der damalige Leiter der Behörde, Frank-Jürgen Weise, hatte das Ergebnis so zusammengefasst: "Die Studie zeigt, dass Deutschland attraktive Zuwanderungsmöglichkeiten für Hochqualifizierte bietet und diese auch - besonders von gesuchten Fachkräften - genutzt werden"
Für die Studie hatte das Bundesamt die Antworten von 4340 Bluecard-Inhabern ausgewertet. Von ihnen übten 89 Prozent einen Mangelberuf in den Bereichen Ingenieurwesen, Naturwissenschaft, Informatik und Humanmedizin aus. Fast jeder dritte Befragte hatte angegeben, für immer in Deutschland bleiben zu wollen, 39 Prozent wollten wenigstens zehn und 22 Prozent zwischen fünf und zehn Jahren hier bleiben.
Aktuell, so zitiert die "Rheinische Post" das BAMF, stammten die meisten der Bluecard-Inhaber in Deutschland aus Indien - exakt 22,8 Prozent. Erst dahinter folgten die Herkunftsländer China, Russland, Ukraine und Syrien.