Blaues Gold
22. März 2004Der Bau eines 500.000 Kubikmeter großen Wasserwerkes in China und die Übernahme der Abwasserentsorgung in Budapest zählen zu ihren Vorzeigeprojekten: Seit zehn Jahren engagiert sich die Firma "Berlin Wasser International" weltweit. Sie gehört zu den mittlerweile erfolgreichsten deutschen Wasserunternehmen im Ausland - aber auch zu den wenigen, die sich überhaupt engagieren.
Weg mit Hindernissen
Grund für das verhaltene Engagement ist vor allem die Struktur der deutschen Wasserwirtschaft: die rund 6.700 Wasserversorgungsunternehmen liegen in der Hand der Kommunen, somit werden Wasserbetriebe aus Steuergeldern finanziert die Firmen könne nicht, wie in der Wirtschaft sonst üblich, mit diesem Kapital in den internationalen Wettbewerb treten: Das finanzielle Risiko ist zu hoch.
Anders in Frankreich: Dort liegen die Wasserbetriebe ausschließlich in privater Hand und Unternehmen können selbständig über ihre Investitionen entscheiden: Auf dem
Weltwassermarkt belegen französische Firmen den ersten Platz.
Erfolgsmodell PPP
In Deutschland gilt der allgemeine Konsens: Wasser ist kein übliches Handelsgut, sondern Teil der Daseinsversorgung. Gerade wegen des hohen Qualitätsanspruches sind deutsche Wasserunternehmen auf dem Weltmarkt zunehmend gefragt. Das neue Erfolgsmodell heißt "Public-Private-Partnership", die Zusammenarbeit zwischen privaten Unternehmen und öffentlicher Hand. Für Dieter Ernst, Chef von "Berlin Wasser International" liegen die Vorteile auf der Hand: Langjährige Erfahrung der Ingenieure werden mit dem wirtschaftlichen Know-How der Betriebe zusammen geführt, während die Kommune Aufsicht und Kontrolle behält. Diese Arbeitsteilung verringert auch das wirtschaftliche Risiko.
Vor einigen Jahren sah das anders aus. Da waren so genannte Komplett-Lösungen auf dem Weltmarkt gefragt. Um Bau und Betrieb von Wasserwerken und die Durchführung der Wasserversorgung kümmerte sich ein Wasserkonzern. Das führte zu Wettbewerbsvorteilen beispielsweise für französische Anbieter, denn die konnten diese Leistungen aus ihrem eigenen Konzernverbund anbieten. Das Nachsehen hatten viele deutsche Unternehmen.
Sinnvolle Konzepte
In jüngster Zeit haben sich die Anforderungen an international tätige Wasserbetriebe aber geändert, weiß Dr. Ulrich Oehmichen vom Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft: "Das heißt, dass man beispielsweise nicht sagt: Wasserversorgung für Großstadt X, irgendwo in einem Land. Wir bauen jetzt ein Wasserwerk in einer bestimmten Größe mit einem bestimmten Finanzierungs- und Betriebskonzept aus einer Hand. Wichtig ist, dass man auch Konzepte anmahnt."
Und zwar sinnvolle Versorgungskonzepte, die auch Fragen der Nachhaltigkeit berücksichtigen: Wie werden welche Ressourcen genutzt? Wem steht Wasser in Entwicklungsländern eigentlich zu? Den Bauern, den Städtern, der Industrie? Außerdem ist man dazu übergegangen, die Wasserversorgung nicht allein in den Metropolen der armen Länder zu verbessern, sondern auch in kleineren Städten.
Diese langfristigen Versorgungsmodelle, wie etwa die Betriebskosten für eine Wasseraufbereitungsanlage, sind jedoch teuer, wie Ulrich Oehmichen erklärt. Viele deutsche Wasserunternehmen engagieren sich im Ausland deswegen auch mit finanzieller Unterstützung von Seiten der Bundesregierung oder der Weltbank.