Paris streitet über Riesenskulptur von Jeff Koons
24. Januar 2018Elf Meter hoch und 30 Tonnen schwer soll der "Blumenstrauß" werden. Koons liefert dafür den Entwurf. Die Herstellungskosten – geschätzte drei Millionen Euro – sollen Mäzene eines "Fonds de Paris" aufbringen. Nicht nur das erbost Kritiker der Schenkung: Sie vermuten auch versteckte Werbung für Koons. Das Projekt steigere nur den Marktwert des ohnehin teuersten Künstlers der Welt. Mit der Petition "Nein zum Tulpenstrauß von Koons an Paris" machen sie gegen das Projekt mobil .
Umstritten ist auch der geplante Aufstellungsort, der Vorplatz zwischen dem Palais de Tokyo, einem Ausstellungsort für junge Künstler, und dem Museum für Moderne Kunst der Stadt Paris.
Ein Ort, der keinerlei Bezug zu den Terroranschlägen vom 13. November 2015 habe, wie die Gegner des Projekts bemängeln. Die Angriffe vor mehr als zwei Jahren galten dem Fußballstadion Stade de France, dem Konzerthaus Bataclan sowie verschiedenen Bars und Restaurants.Plastik soll im Frühjahr aufgestellt werden
Um die Lage zu beruhigen, sollen Koons andere Orte in Paris vorgeschlagen worden sein, doch der 63-Jährige scheint auf dem Vorplatz zu beharren. Von hier hat man einen schönen Blick auf den Eiffelturm und die Seine. Die Plastik aus Stahl und Bronze soll im Frühjahr errichtet werden.
Offensichtlich halten auch Anwohner der beiden Museen nicht all zu viel von Koons Riesenskulptur. Das seien riesige Lutscher, kommentierten einige das Projekt, das ihnen Journalisten des französischen Radiosenders "Europe 1" zeigten. Andere sprachen von seltsamen Ballonen. Nur schön fand die Plastik kaum jemand der Befragten.
Produziert werden könnten Koons Riesentulpen aus Stahl und Bronze erneut von der thüringischen Metallfirma Arnold AG, einem Familienbetrieb in dritter Generation. Schon einmal wurden dort seine "Tulips" aus Edelstahl gefertigt, jede Blume mit Stiel fünf Meter lang und 500 kg schwer. Je sieben Stück waren glänzenden Chromfarben zu einer liegenden Skulptur arrangiert, von der fünf Varianten existieren. Auch in Thüringen dürfte der Geschenkestreit von Paris also aufmerksam verfolgt werden.
sd/suc (dpa, afp)