1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Blutiger Wahlkampf in Pakistan

13. Juli 2018

Pakistan kommt nicht zur Ruhe: Bei zwei Anschlägen auf Wahlkampfveranstaltungen sind mindestens 133 Menschen getötet und 150 verletzt worden. Für zusätzliche Spannungen dürfte die Festnahme von Ex-Premier Sharif sorgen.

https://p.dw.com/p/31Q5d
Pakistan Selbsmordanschläge
Bild: picture-alliance/Xinhua/Irfan

Allein mindestens 128 Menschen starben in der Stadt Mastung in der südwestlichen Provinz Baluchistan, als sich ein Mann in die Luft sprengte. Bei dem Anschlag in der an den Iran und Afghanistan grenzenden Provinz Baluchistan wurden nach Angaben des amtierenden Gesundheitsministers Faiz Kakar mehr als 150 Menschen verletzt. Medien berichteten, der Attentäter habe acht bis zehn Kilo Sprengstoff gezündet. Es ist der schwerste Anschlag in Pakistan seit Jahren. 

Unter den Todesopfern war auch der Politiker Siraj Raisani, der frühere Ministerpräsident von Baluchistan, der für das Regionalparlament kandidierte. Er ist bereits der zweite Kandidat für einen Sitz im Parlament, der in dieser Woche einem Attentat zum Opfer fiel. Die Spannungen wachsen in Pakistan vor den Wahlen am 25. Juli. Allein in dieser Woche ist dies bereits der dritte Anschlag. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" reklamierte inzwischen den Anschlag für sich. Die Nachrichtenagentur Amak, das Sprachrohr der Extremistenorganisation, nannte in ihrer Meldung keine weiteren Details.

Bombe zerfetzt in Bannu Wahlkampfbus 

Pakistan Selbsmordanschläge
Bereits am Morgen hatte eine Bombe in Bannu einen Bus zerissenBild: picture-alliance/dpa/A. Haseeb

Bereits am Morgen waren fünf Menschen in der nordpakistanischen Stadt Bannu getötet worden, als eine Bombe einen Wahlkampfbus der religiösen Partei MMA zerrissen hatte. Am Vortag waren bei einem Anschlag auf eine Versammlung der Anti-Taliban-Partei ANP in nordwestlichen Stadt Peshawar zwölf Menschen gestorben. Auch dort gehörte ein Politiker zu den Opfern, dessen Vater vor der Parlamentswahl 2013 ebenfalls bei einem Selbstmordanschlag gestorben war. Damals
war die ANP das Hauptziel von Anschlägen der radikalislamischen Taliban.

Erst am Dienstag hatte sich ein Attentäter der pakistanischen Taliban bei einer Veranstaltung in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar in die Luft gesprengt und mindestens 20 Menschen getötet. Am 25. Juli wählen mehr als 100 Millionen Pakistaner eine neue Nationalversammlung sowie Provinzparlamente. Vorsorglich hatte die Wahlkommission das Militär gebeten, die Wahlen mit rund 370.000 Sicherheitskräften zu schützen. Seit 2015 war die Zahl der Anschläge in Pakistan vor allem wegen massiver Militäroffensiven gegen einige der Islamisten-Gruppen stark zurückgegangen.

Festnahme noch am Flughafen von Lahore

Pakistans Ex-Regierungschef Nawaz Sharif und seine Tochter Maryam Nawaz bei einem Treffen mit Anhängern am Dienstag in London (Foto: Getty Images/AFP/T. Akmen)
Ex-Regierungschef Nawaz Sharif und Tochter Maryam Nawaz bei einem Treffen mit Anhängern am Dienstag in LondonBild: Getty Images/AFP/T. Akmen

Unterdessen nahmen Sicherheitskräfte Ex-Premier Nawaz Sharif nach dessen Rückkehr aus London am Flughafen der ostpakistanischen Großstadt Lahore fest. Auch seine Tochter und politische Erbin Maryam Nawaz wurde inhaftiert, wie ein Sprecher der Nationalen Rechenschaftsbehörde bestätigte. Ein pakistanisches Gericht hatte Sharif vor einer Woche in Abwesenheit wegen Korruption zu zehn Jahren Haft verurteilt. Maryam Nawaz muss für sieben Jahre in Gefängnis. Sharif und Maryam Nawaz waren in London, wo die krebskranke Frau des früheren Regierungschefs in Behandlung ist. Pakistanische Medien hatten die Route des Fluges online verfolgt und multimedial bis zur Landung berichtet.

"Diese Situation wird nicht nur die bevorstehenden Wahlen beeinflussen, sondern langfristig die gesamte Politik in Pakistan", sagte Ahmed Bilal, Präsident des pakistanischen Thinktanks PILDAT, im Gespräch mit der DW.

Sharif war drei Mal Ministerpräsident und gilt als einer der mächtigsten Politiker in Pakistan. Sharif-Anhänger nannten das Gerichtsverfahren eine "politische Verschwörung". Viele vermuten, das mächtige Militär, mit dem Sharif überkreuz liegt, habe die Hände im Spiel. Urteil und öffentliche Verhaftung könnten Auswirkungen haben auf die Chancen von Sharifs Partei bei der Parlamentswahl am 25. Juli. 

nob/sti (dpa,rtr)