"Boas Festas" – auf den Kapverden klatscht man im Takt
17. Dezember 2012"Ich muss gar nicht lange überlegen, wir haben nur ein einziges eigenes Weihnachtslied, und das heißt Boas Festas", meint António im Brustton der Überzeugung. "Unsere Inseln waren Jahrhunderte lang portugiesische Kolonie, deswegen stammen alle anderen Weihnachtslieder von dort – oder sie sind eben international wie Stille Nacht, Heilige Nacht."
"Boas Festas" hingegen trägt den Rhythmus der Inseln in sich. Hier ist es keine schwermütige Morna, sondern eine beschwingte Coladeira, die den Ton angibt. Hunderte von Jahren sei das Lied schon alt, mutmaßt António. Genau weiß man es nicht, der Komponist ist unbekannt, und das Lied ist längst als populäre Volksweise in das Liedgut der Kapverdianer eingeflossen.
Kurioserweise hat es keinen Text, stattdessen klatschen die Menschen den Takt und summen dazu. Als der auf den Inseln berühmte Komponist und Musiker Luís Morais die Melodie für Klarinette adaptierte, trat "Boas Festas" endgültig seinen Siegeszug auf den Kapverden an. "Ein anderer einheimischer Komponist namens Paulino Vieira, der jetzt in Lissabon lebt, hat einmal einen Text dazu geschrieben", erzählt António. "So nach dem Motto: Wir wünschen allen, die in diesem Haus gläubig sind, Frieden und Freude."
Die vertonte Variante setzte sich jedoch nicht durch, zu sehr hingen die Leute an der überlieferten Melodie ohne Text. "Es macht ja auch Spaß, den Rhythmus zu klatschen", findet António. "Ich bin als Kind damit aufgewachsen. Weihnachten wird bei uns fast den ganzen Dezember durch gefeiert, und täglich kommen die Boas Festas zwei-, dreimal zum Einsatz und jeder macht mit, klatscht und tanzt. Selbst Sylvester wird es noch gespielt."
Auf den Kapverden ist dann Sommer, viele Leute verbringen die Festtage am Strand. Musikgruppen ziehen herum - und was haben sie im Repertoire? Natürlich Boas Festas. "Ich wohne ja schon lange in Deutschland", meint António, "aber ein Weihnachten ohne dieses Lied kann ich mir gar nicht vorstellen. Das klatschen wir dann auch hierzulande im Takt; das ist gut gegen Heimweh."