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Immer mehr Kinder als Attentäter missbraucht

12. April 2016

In Nigeria und den Nachbarländern hat sich die Zahl von Selbstmordanschlägen durch Kinder verzehnfacht. Darauf weist UNICEF hin kurz vor dem zweiten Jahrestag der Entführung von über 200 Schulmädchen durch Boko Haram.

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Seit 500 Tagen entführt: Demonstration "Bring Back Our Girls" in Chibok vom August 2015 (Foto: Reuters)
Die Entführung der Schulmädchen aus Chibok hat die weltweite Bewegung "Bring Back Our Girls" ausgelöstBild: Reuters/A. Akinleye

"Um es ganz klar zu sagen: Diese Kinder sind Opfer, nicht Täter", erklärte der UNICEF-Regionaldirektor für West- und Zentralafrika, Manuel Fontaine. Kinder zu täuschen und sie zu tödlichen Angriffen zu zwingen, sei ein "besonders grausamer Aspekt der Gewalt" in Nigeria und seinen Nachbarländern Kamerun, Tschad und Niger.

Dort sprengten sich im vergangenen Jahr 44 Minderjährige in die Luft - im Jahr zuvor waren es nur vier gewesen. Das geht aus der aktuellen Situationsanalyse "Beyond Chibok" hervor, die das Kinderhilfswerk UNICEF kurz vor dem zweiten Jahrestag der Entführung von über 200 Schulmädchen aus der Stadt Chibok in Nigeria veröffentlichte. Mehr als drei Viertel der Selbstmordanschläge wurden demnach von Mädchen verübt - die jüngsten waren erst acht Jahre alt.

Fraune und Kinder in einem Lager in Yola, Nigeria (Foto: Reuters)
Frauen und Kinder, die den Islamisten entkommen konnten, leiden oftmals unter Ausgrenzung und AngstBild: picture alliance/AP Images/S. Alamba

Blutiger Kampf um einen islamischen Gottesstaat

Seit sechs Jahren kämpft Boko Haram im muslimischen Nordosten von Nigeria für die Errichtung eines islamischen Staats. 17.000 Menschen wurden in dem Konflikt getötet, mehr als 2,5 Millionen Menschen flüchteten. Mittlerweile beteiligen sich auch Kamerun, Tschad und Niger am Kampf gegen die Islamisten.

Karte Nigeria Mubi, Baga, Bama, Maiduguri, Monguno, Gombe (Grafik: DW)

Atmosphäre der Angst

Der kalkulierte Einsatz von Kindern, die von den Terroristen zum Tragen von Sprengstoffgürteln überredet oder gezwungen werden, habe in den betroffenen Ländern zu einer Atmosphäre der Angst und des Misstrauens geführt, so UNICEF. Unter diesem Misstrauen leiden demnach auch überlebende Mädchen, die der Gefangenschaft und sexuellen Gewalt durch Mitglieder von Boko Haram entkommen konnten.

Ausgegrenzt und stigmatisiert

Ein 17-jähriges Entführungsopfer berichtete zum Beispiel, dass ihr monatelanges Leid mit der Befreiung nicht zu Ende gewesen sei: Im Flüchtlingslager sei sie als Boko-Haram-Frau beschimpft worden, andere Frauen hätten nicht einmal die Wasserstelle mit ihr teilen wollen. Auch Kinder, die nach Vergewaltigungen geboren werden, werden nach Angaben von UNICEF in Dörfern und Flüchtlingslagern häufig stigmatisiert und ausgegrenzt.

Die Entführung von Schülerinnen hatte vor zwei Jahren weltweit für Entsetzen gesorgt. Boko-Haram-Kämpfer hatten am 14. April 2014 eine Schule in Chibok überfallen und 276 Mädchen verschleppt. Ein Teil von ihnen konnte später fliehen. Von den übrigen Mädchen gibt es kein Lebenszeichen mehr.

uh/qu (afp,dpa)