Bolsonaro polarisiert mit obszönem Video
7. März 2019Das 40 Sekunden lange Video, das Brasiliens rechtsradikaler Präsident Jair Bolsonaro auf Twitter veröffentlichte, zeigt drei Männer, die auf einem Dach tanzen. Einer von ihnen scheint sich einen Finger in den After zu stecken. Er bückt sich, während ein anderer unter dem Jubel der Menge auf seine Haare uriniert.
Brasilianischen Medien zufolge wurde das Video am Montag in São Paulo gedreht. Bolsonaro schrieb dazu, dass er sich schwer tue, das Video zu zeigen, doch die Bevölkerung müsse die Wahrheit wissen. "Kommentieren Sie und ziehen Sie Ihre Schlüsse", fügte der Staatschef hinzu.
Post provoziert Rücktrittsforderungen im Netz
Seit Dienstagabend wurde das als sensibler Inhalt gekennzeichnete Video millionenfach angeklickt. Viele Nutzer reagierten mit Fassungslosigkeit, dass Bolsonaro als Präsident solches Material verbreitete. Andere warfen ihm vor, das landesweite Karnevalsfest durch die Hervorhebung einer einzelnen Episode schlechtzumachen. Unter dem Hashtag #ImpeachmentBolsonaro wurde der Rücktritt des Präsidenten gefordert.
Andere machten sich auch über den Vorfall lustig, vor allem, da Bolsonaro in einem nachgeschobenen Tweet fragte, was ein "golden shower" (goldene Dusche) sei. Der Ausdruck bezeichnet Sex mit Urin. Befürworter des Präsidenten gaben ihm unter dem Hashtag #BolsonaroTemRazão Recht.
"Wollte nicht Karneval an sich kritisieren"
Nach den heftigen Reaktionen sah sich Bolsonaro zu einer Klarstellung gezwungen. Mit der Aufnahme habe er nicht den Karneval an sich kritisieren wollen, sondern lediglich eine Verzerrung des für dieses Fest typischen Geistes, zitierte das Nachrichtenportal Uol aus einer Pressemitteilung.
Der seit Januar regierende Präsident war während der Karnevalsumzüge in verschiedenen Städten des Landes Zielscheibe von Kritik und Spott. Unter anderem waren Bolsonaro-Masken beliebt. Der ehemalige Fallschirmjäger ist unter anderem wegen seiner homosexuellen- und frauenfeindlichen Äußerungen sowie für seine Verherrlichung der brasilianischen Militärdiktatur von 1964 bis 1985 bekannt. Während des Präsidentschaftswahlkampfs präsentierte er sich als Saubermann, der in Brasilien für Recht und Ordnung sorgen werde.
ie/wa (dpa, afp)