Bombenanschlag in Kabul
20. Januar 2016Über die Zahl der Opfer gehen die Zahlen auseinander. Der Sender TV1 Meldet unter Berufung auf Sicherheitsquellen, dass mindestens fünf Menschen getötet und 20 verletzt wurden. Der Leiter der Kabuler Kliniken, Muhibullah Sir, sprach von mindestens einem Toten und 28 Verletzten, die eingeliefert wurden. In anderen Meldungen ist von sechs Todesopfern die Rede.
Tatort nahe der russischen Botschaft
Nach Angaben des Sprechers des afghanischen Innenministeriums, Sediq Sediqi, handelt es sich um einen Selbstmordanschlag auf der Darulaman-Straße. Der Attentäter rammte dort mit seinem Wagen in der Rushhour offenbar einen Minibus, bevor es zur Explosion kam. Die Hauptverkehrsstraße führt im Viertel Karte Seh an der russischen Botschaft vorbei bis zum afghanischen Parlament. Auch mehrere Nichtregierungsorganisationen haben in der Nähe ihre Büros. Die Botschaft sei aber nicht Ziel des Anschlags gewesen, meldet die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das russische Außenministerium. Möglicherweise galt das Attentat Mitarbeitern des populären Fernsehsender TOLO. Wie es aus Kabul heißt, könnte der gerammte Minibus einem Medienhaus gehören.
Über die Täter ist noch nichts bekannt. Bislang hat niemand die Verantwortung für den Anschlag übernommen. Allerdings hatten die Taliban angekündigt, afghanische Medien anzugreifen.
Serie schwerer Anschläge
Die Sicherheitslage in der Hauptstadt und weiten Teilen des Landes hat sich in letzter Zeit weiter verschlechtert. Die Taliban-Miliz hat in den vergangenen Wochen eine Serie schwerer Anschläge in der afghanischen Hauptstadt verübt. Zuletzt war am Sonntag eine Rakete auf dem Gelände der italienischen Botschaft eingeschlagen. Zuvor hatten die Extremisten mehrere Anschläge nahe des Flughafens, auf ein von Ausländern bewohntes Hotel, die spanische Botschaft sowie auf ein von der afghanischen Elite und Ausländern besuchtes Restaurant verübt.
Erst am Montag hatten sich Vertreter von Afghanistan, Pakistan, China und den USA in Kabul getroffen, um die Verhandlungen mit den Taliban wiederzubeleben. Um eine weitere Destabilisierung durch die radikal-islamischen Extremisten zu verhindern, verlängert die NATO ihre Präsenz am Hindukusch. Die Bundeswehr ist an dem Einsatz mit bis zu 980 Soldaten beteiligt.
AR/sti (afp/ARD/dpa/Reuters)