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Boris Becker zu Haftstrafe verurteilt

29. April 2022

Zweieinhalb Jahre Gefängnis wegen Insolvenzverschleppung. So lautet das Londoner Urteil gegen den Ex-Tennisstar. Becker kann zwar noch Rechtsmittel einlegen, musste aber direkt aus dem Gerichtssaal hinter Gitter.

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Boris Becker auf dem Weg zur Gerichtsverhandlung in London
Bild: Frank Augstein/AP/picture alliance

Boris Becker muss wegen Insolvenzverschleppung ins Gefängnis. Nachdem der ehemalige Tennisstar bereits vor einigen Wochen von einer Jury in London in vier von 24 Anklagepunkten für schuldig befunden worden war, legte Richterin Deborah Taylor das Strafmaß auf zwei Jahre und sechs Monate fest. Lediglich die Hälfte der Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.

Mit versteinerten Gesicht nahm der 54-Jährige das Urteil entgegen. Becker musste die Verhandlung im Gerichtssaal in einem Glaskasten mitverfolgen. "Ich habe die Einwände, die für Sie vorgetragen wurden, in Betracht gezogen", sagte Taylor in ihrer Begründung. "Aber Sie machten persönlich Gebrauch vom Firmenkonto. Sie haben Eigentum unterschlagen, versteckt. So viel Geld ging verloren."

Die Geschworenen, die Becker Anfang April schuldig gesprochen hatten, waren zu der Ansicht gelangt, dass Becker einen Immobilienbesitz in seinem Heimatort Leimen verschleiert und unerlaubterweise hohe Summen auf andere Bankkonten überwiesen hatte. Außerdem waren Anteile an einer Firma für künstliche Intelligenz von ihm verschwiegen worden.

Der sechsmalige Grand-Slam-Sieger hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen und kann noch Berufung einlegen. Er musste seine Strafe aber unmittelbar antreten.

Anwalt: "Boris Becker hat nichts mehr"

Beckers Anwalt Jonathan Laidlaw hatte das Gericht um Milde für seinen Mandanten gebeten und sich für eine Bewährungsstrafe von nicht mehr als zwei Jahren ausgesprochen. Die getätigten Überweisungen erklärte Laidlaw mit Zahlungen an Beckers Ex-Frau Barbara sowie dessen Gattin Lilly und die Kinder, die von Becker abhängig gewesen seien. Laidlaw räumte ein, dass Becker damit das Gesetz gebrochen hatte, es sei aber kein schwerwiegender Fall, so der Anwalt.

Boris Becker und Partnerin Lilian de Carvalho Monteiro gehen Hand in Hand
Vor Gericht an Beckers Seite war neben Sohn Noah auch Partnerin Lilian de Carvalho Monteiro Bild: Frank Augstein/AP/picture alliance

"Dieser Angeklagte hat wirklich alles verloren. Boris Becker hat nichts mehr", sagte Laidlaw in einem dramatischen Plädoyer und verwies auf die Demütigungen, die Becker einstecken musste. "Seine Karriere ist zerstört. Er wird keine Arbeit mehr finden. Er wird auf die Gutmütigkeit anderer angewiesen sein, um zu überleben", behauptete Laidlaw.

Staatsanwältin: "Schlechter Charakter"

Becker war in Begleitung seiner Partnerin Lilian De Carvalho Monteiro und seines ältesten Sohns Noah vor Gericht erschienen. Die Höchststrafe für seine Vergehen hatte sieben Jahre Haft betragen. Staatsanwältin Rebecca Chalkley warf Becker vor, einen schweren Vertrauensbruch begangen zu haben und konstatierte ihm einen "schlechten Charakter".

Sie verwies zudem darauf, dass er im Oktober 2002 in Deutschland schon einmal wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 1,7 Millionen Euro zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden war. Chalkley hatte im Vorfeld keine genaue Strafmaßforderung genannt, aber deutlich gemacht, dass eine Bewährungsstrafe nicht ausreiche.

Unterstützung vom DTB

Vor dem Londoner Gerichtshof Southwark Crown Court hatte großer Andrang geherrscht. Die Sitzung war deshalb in einen deutlich größeren Saal verlegt worden. Becker war bereits 2017 gerichtlich für zahlungsunfähig erklärt worden und musste daraufhin sein Vermögen offenlegen.

Schon vor der Strafmaßbekanntgabe hatte sich der Deutsche Tennisbund (DTB) zu seinem einstigen Aushängeschild geäußert. DTB-Präsident Dietloff von Arnim bekräftigte seine Loyalität mit Becker. Der habe für das deutsche Tennis "unstreitig herausragende Erfolge" gefeiert. Der Verband stehe daher "treu an der Seite unserer Tennis-Ikone".

asz/jk (dpa, SID, BILD.de)