Borussia Dortmund für Minimalaufwand bestraft
20. Dezember 2019Viele der 30.150 Zuschauer in der Hoffenheimer Arena dürften den Eindruck gehabt haben, als könnte Schiedsrichter Felix Zwayer die Partie nach 17 Minuten abpfeifen. Kurz zuvor hatte Mario Götze das 1:0 für Borussia Dortmund erzielt und es schien, dass der Offensivspieler damit den entscheidenden Treffer für den BVB markiert hatte. Zu harmlos agierte 1899 Hoffenheim, zu lethargisch kamen die Aktionen der Kraichgauer daher. Dass die Partie doch noch mit 2:1 für 1899 Hoffenheim endete, war ausschließlich der Wankelmütigkeit der Dortmunder in dieser Saison zuzuschreiben.
Wieder einmal konnte der BVB seine Überlegenheit nicht in weitere Treffer verwandeln, wieder verloren sie immer mehr den Mut und verwalteten die Partie, statt zu agieren - wie schon so häufig in dieser Saison. Sargis Admayan (79.) und Andrej Kramaric (87.) drehten die Partie kurz vor dem Ende.
Nach dem Götze-Treffer mutete die Partie in vielen Phasen wie Standfußball an: Gastgeber 1899 Hoffenheim konnte nicht, weil dem Team von Trainer Alfred Schreuder nahezu über die gesamte Spielzeit der Esprit und die Leidenschaft fehlten. Und Borussia Dortmund schien nicht mehr tun zu müssen, weil sie scheinbar alles unter Kontrolle hatten. Die Dortmunder ließen sich einschläfern und betrieben einen kurios anmutenden Minimalaufwand, der zu einer Niederlage führte, mit der wohl niemand der Beobachter dieser Partie gerechnet hatte.
Dortmunder Durchhalteparolen
"Ich werde davon jetzt nicht sterben. Aber jede Niederlage tut weh. Man muss das 1:0 über die Bühne bringen, wenn man vorne nicht trifft. Die Meisterschaft ist momentan kein Thema, mit dem ich mich befasse", sagte BVB-Regisseur Julian Brandt im ZDF. Den Rest werde er mit sich selbst ausmachen. An diesem Abend schien nicht nur ein Traum für Brandt sondern für alle Dortmunder geplatzt zu sein. "Wir haben es einfach schlecht zu Ende gespielt. Natürlich ist das zu wenig, aber ich glaube nicht, dass wir die Saison nicht abschreiben sollten", sagte Mittelfeldspieler Julian Weigl. Es hörte sich weniger nach Überzeugung, sondern vielmehr nach Durchhalteparolen an.
Dabei lief lange Zeit alles in die richtige Richtung für den BVB - und sogar Mario Götze konnte endlich mal wieder ein Erfolgserlebnis für sich verbuchen. In den vergangenen fünf Partien vor dieser Begegnung hatte Trainer Lucien Favre Götze gerade mal 35 Minuten eingesetzt - in denen der 27-Jährige nicht gerade Bäume ausgerissen hatte. Dass er gegen Hoffenheim von Beginn an zum Einsatz kam, war allein das Resultat des Ausfalls von Marco Reus, der sich unter der Woche beim 3:3 gegen RB Leipzig einen Muskelfaserriss zugezogen hatte. Außer dem Treffer brachte Götze aber nicht mehr viel zustande.
Ein Stürmer fehlt an allen Ecken und Enden
Deutlich auffälliger waren Julian Brandt oder auch Achraf Hakimi, die immerhin versuchten, das Dortmunder Spiel anzutreiben. Jadon Sancho war an diesem Freitagabend nicht in Besitz seiner vollen Kräfte. Und Götze wird in diesem Leben kein echter Mittelstürmer mehr. So gab es mindestens drei gefährliche Querpässe vor das Hoffenheimer Tor von Hakimi, bei denen alle Kollegen nur gespannt zuschauten - denn sie scheinen nicht so recht zu wissen, was sie in der Offensive genau machen sollen. An der richtigen Stelle stand nie ein Dortmunder Spieler. Eine Problematik, die die BVB-Verantwortlichen mittlerweile eingeräumt haben, die sie aber erst in der Winterpause, wenn die nächste Transferperiode beginnt, mit einer Neuverpflichtung abmildern könnten.
Die selbst ernannte Meisterschaftskandidat beendet die Hinserie mit lediglich 30 Punkten, womit der BVB weit hinter seinen eigenen Erwartungen hinterherläuft. "Ich bin ziemlich konsterniert, wie wir dieses Spiel verloren haben. Das war nicht dazu angetan, eine Niederlage zu kassieren", sagte BVB-Manager Michael Zorc. Wir hatten das Spiel im Griff. Es war so einfach, das 2:0 oder das 3:0 zu machen. Das schaffen wir nicht, das ist unglaublich. Wir schießen statt zu flanken, das ist Dummheit manchmal", sagte der sichtlich erregte Dortmunder Trainer Lucien Favre. "Wir spielen einfach zu kompliziert. Wir wollen immer was Spezielles machen." Es dürften unruhige Feiertage auf die Dortmunder zukommen.
Hier der Live-Ticker zum nachlesen
HOFFENHEIM - DORTMUND 2:1 (0:1)
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Nach dem 1:2 (1:0) zum Auftakt des 17. Spieltages am Freitagabend bei der TSG Hoffenheim bleibt der BVB auf Tabellenplatz vier. Am Samstag könnte der FC Schalke 04 noch vorbeiziehen. Der frühere Weltmeister Mario Götze (17. Minute) traf zur Führung für das Team von Trainer Lucien Favre, doch Sargis Adamyan und Andrej Kramaric drehten mit ihren Toren in der 79. und 87. Minute noch die Partie. Die TSG verbesserte sich vor den weiteren Spielen am Samstag und Sonntag auf den sechsten Platz.
ABPFIFF
90.+5 Minute: Es gibt nochmal Ecke für den BVB, Bürki kommt mit nach vorn. Es ist die achte Ecke für Dortmund - aber es kommt nichts dabei rum.
90.+1 Minute: Es gibt fünf Minuten Nachspielzeit. Schafft der BVB den Ausgleich? Momentan spricht nicht viel dafür.
90. Minute: Das Tor wird gegeben. Es ist unfassbar - der BVB gibt ein sicher gewonnenes Spiel aus der Hand.
87. Minute: TOOOR Für Hoffenheim! Die TSG dreht das Spiel! Kramaric trifft. Der VAR prüft auf Abseits.
85. Minute: WECHSEL beim BVB: Favre schickt Alcacer auf den Platz, er kommt für Götze.
82. Minute: Sancho verpasst - schon wieder die Chance für den BVB, wieder fehlt eine Fußspitze.
80. Minute: Gerade eingewechselt - und schon leitet Kaderabek den entscheidenden Angriff ein. Auch Torschütze Adamyan ist zur 2. Halbzeit eingewechselt worden. Schreuders Offensivwechsel tragen Früchte!
79. Minute: TOOOOR für Hoffenheim! Aus dem Nichts der Ausgleich durch Adamyan. Erst kann Bürki noch retten, doch beim Nachschuss ist er machtlos.
78. Minute: WECHSEL bei der TSG: Baumgartner plagen Krämpfe, er weicht für Kaderabek.
73. Minute: Nordtveit macht ein gutes Spiel, starke Zweikampfbilanz - damit empfiehlt er sich auch für weitere Einsätze in der Startelf.
68. Minute: Akanji verpasst Hakimis Hereingabe knapp - das hätte das 2:0 sein können.
65. Minute: Schreuder WECHSELt den dritten Stürmer ein: Locadia kommt für Mittelfeldmann Geiger.
63. Minute: Schwere Kost für die gut 30.000 Zuschauer... viel Standfußball, wenig Höhepunkte.
60. Minute: Die BVB-Fans fordern Elfmeter - Sancho kommt im 16er zu Fall, nachdem Hübner die Grätsche angesetzt hat. Ball gespielt - der Pfiff bleibt aus, das Spiel geht weiter.
52. Minute: Etwas munterer Beginn beider Mannschaften. Hoffenheim wirkt spritziger, aber Dortmund ist gefährlicher und kommt mit Brandt und Sancho nach vorn - aber Baumann kann parieren.
49. Minute: Freistoß für Hoffenheim von der rechten Seite. Piszczek hält den Kopf hin und kann klären.
46. Minute: Es geht weiter! Es gibt einige WECHSEL: Piszczek und Bruun Larsen kommen für Hummels und Hazard. Bei der TSG spielt nun Adamyan für Samessekou.
Der BVB führt verdient mit 1:0 durch das Tor von Götze. Von Hoffenheim kommt zu wenig. Kein Hochglanz-Fußball zum Jahresende...
HALBZEIT
43. Minute: Hoffenheim agiert - bis auf den Freistoß-Lattentreffer von Skov - völlig harmlos. Kein Problem für die oft nicht so sattelfeste BVB-Abwehr.
39. Minute: Was für ein Strahl von Hazard! Der kann völlig ungestört abziehen, Baumann lenkt an die Latte und zur Ecke, die aber folgenlos bleibt.
38. Minute: Standfußball Deluxe in Hoffenheim. PS: von beiden Mannschaften übrigens!
34. Minute: Hakimi wird von Brandt in Szene gesetzt - Baumann klärt zur Ecke.
30. Minute: Das Spiel plätschert ein wenig vor sich hin - kaum Tempo, viele Rückpässe... ist ja bald Winterpause!
25. Minute: GELB gegen AKANJI nach Foul an Baumgartner. Freistoß für Hoffenheim. Nicht schlecht! Skov aus über 30 Metern an die Latte.
20. Minute: Erster Versuch von Sancho: Er legt den Turbo ein, flitzt über links Richtung Tor und zieht ab - der Ball geht aber weit daneben. Genauer gesagt ins Seitenaus.
19. Minute: HUMMELS muss am Arm behandelt werden, kann aber weiterspielen.
17. Minute: TOOOOR für den BVB! Hakimi über rechts, Götze schiebt ein. Eigentlich war es ein Angriff für Hoffenheim, der abgefangen wurde. Dann der blitzschnelle Konter: Hazard macht im Vollsprint viele Meter, gibt auf Hakimi, der Götze in den Fuß spielt.
14. Minute: Dortmund hat 67 Prozent Ballbesitz, gefährlich wird es aber noch nicht. Die Flanken vom blitzschnellen Hakimi, der sich auf rechts gut durchsetzen kann, sind bisher noch zu harmlos.
10. Minute: Erster gefährlicher Ball über die rechte BVB-Seite: Hakimi auf Götze, der verpasst knapp.
3. Minute: Bürki muss das erste Mal gegen Bebou eingreifen. Der war an der Mittellinie losgelaufen, stand aber knapp im Abseits.
1. Minute: Schiedsrichter der Partie ist Zwayer. Dortmund spielt ganz in gelb, Hoffenheim ganz in blau.
ANPFIFF
20:29 Uhr: Hoffenheim-Trainer Schreuder fordert von seiner Mannschaft für das Hinrunden-Finale "viel Mut und in der Defensive sehr viel Stabilität". Der BVB habe eine brutale Qualität und ein hohes Tempo.
20:26 Uhr: BVB-Sportdirektor Zorc hofft auf einen Sieg - und mehr Ruhe im Verein: "Wir hatten im November eine schwierige Phase. Aber wir haben alle zusammen eine gute Reaktion gezeigt und sind auf einem guten Weg. Jetzt können mit drei Punkten einen sehr guten Jahresabschluss schaffen. Das wird noch mal ein Kraftakt. Da müssen wir uns alle zusammenreißen."
20:23 Uhr: Hoffenheim startet wieder ohne Kapitän Vogt, der dieses Mal aber wieder auf der Ersatzbank sitzt. Nordtveit steht dagegen erstmals in der Startelf:
20:18 Uhr: Beim BVB fällt Reus mit einem Muskelfaserriss verletzt aus. Dafür steht Götze in der Startelf - neben Sancho. Hier die Aufstellung des BVB:
20:15 Uhr: Wir dürfen auf Tore hoffen. Das Hinspiel ging 3:3 aus, Hoffenheim hat in den letzten zehn Spielen immer mindestens ein Tor geschossen. Beim BVB traf allein Sancho in den letzten sieben Spielen ebenfalls.
Vier Punkte trennen Borussia Dortmund vor dem letzten Spieltag der Bundesliga-Hinrunde von den beiden Teams an der Tabellenspitze, RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach. Ein Sieg beim Tabellenneunten 1899 Hoffenheim würde Trainer Lucien Favre und seinen Spielern wohl eine ruhige Winterpause bescheren. Doch auch die TSG hofft vor den eigenen Fans auf ein Erfolgserlebnis zum Jahresende. Hier im DW-Liveticker ab 20.15 Uhr MEZ verpassen Sie nichts.