BP übernimmt "volle Verantwortung" für Ölpest
1. Mai 2010Naturschützer befürchten die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte der Vereinigten Staaten: Schließlich sprudeln gut eine Woche nach dem Untergang der Ölplattform "Deepwater Horizon" weiterhin täglich Hunderttausende Liter Öl in den Golf von Mexiko. Im Mississippi-Delta werden Naturschutzgebiete von den Ölmassen gefährdet, die am Freitag die Küstengewässer des Bundesstaates Louisiana erreichten. Gouverneur Bobby Jindal forderte die Nationalgarde an, um bei Säuberungsarbeiten zu helfen.
Weitere Länder erklären Notstand
Nach Louisiana wurde inzwischen auch für Teile Floridas sowie für Alabama und Mississippi der Notstand erklärt. Nach Berechnungen der Behörden könnte sich der Öl-Teppich über das Wochenende bis dorthin ausbreiten.
"Wir schaffen alles heran, um den Öl-Teppich zu bekämpfen", sagte Konteradmiralin Sally Brice-O'Hara von der Küstenwache. In einem verzweifelten Versuch, das Schlimmste zu verhindern, wurden Tausende Sperren ins Wasser gelassen. US-Präsident Barack Obama sicherte zu, alles Notwendige zur Eindämmung des Öl-Teppichs zu unternehmen. Obama steht bei der Krisenbewältigung unter erheblichem Erwartungsdruck. Seiner Regierung wird vorgeworfen, zu spät auf die sich abzeichnende Katastrophe reagiert zu haben.
"Das ist ein Desaster, ...
... jenseits jeden Ausmaßes, das ich je erlebt habe", sagte ein Experte der Ozean-Gesellschaft in San Francisco. Die Chefin der US-Umweltbehörde EPA, Lisa Jackson, sprach von einer "Herausforderung erster Ordnung". Sie hatte zusammen mit Innenminister Ken Salazar und Heimatschutzministerin Janet Napolitano am Freitag die Katastrophen-Region besucht. Man werde nicht ruhen, bis das Leck geschlossen und "jeder Tropfen Öl" beseitigt sei, betonte Salazar in Louisiana.
Experten gehen davon aus, dass das Öl Umweltschäden anrichten wird, die nur schwer zu beseitigen sein werden. Die Küstengewässer und Sumpfgebiete im Golf von Mexiko sind Heimat zahlreicher Tierarten wie Seekühe, Delfine, Wale, Tümmler, Pelikane sowie anderer Vögel. Im Golf gibt es zudem riesige Mengen an Fisch und Meeresfrüchten. Umweltschützer befürchten, dass die derzeitige Ölpest das Tankerunglück der "Exxon Valdez" 1989 in Alaska noch in den Schatten stellen könnte.
Ölpest verursacht Milliardenschäden
Der Öl-Konzern BP als Haupteigner der "Deepwater Horizon" übernahm inzwischen die "volle Verantwortung" für die Ölpest im Golf von Mexiko. Zugleich erklärte sich das Unternehmen bereit - wie von Obama verlangt - für die Beseitigung der Schäden aufzukommen. Konzernchef Tony Hayward versicherte, BP werde berechtigte Ansprüche von Betroffenen erfüllen.
Schwere Schäden drohen vor allem der Fischerei und dem Tourismus in der Region. Beide Branchen haben sich gerade erst von den Folgen das Hurrikans "Katrina" 2005 erholt. Allein die Eindämmung des Öl-Teppichs und die anschließende Säuberung dürfte nach ersten Schätzungen drei Milliarden Dollar kosten. Analysten rechneten vor, dass in der Fischereiindustrie Schäden von 2,5 Milliarden Dollar und in der Tourismusbranche von drei Milliarden Dollar zu erwarten seien.
Autor: Christian Walz (dpa, rtr, afp)
Redaktion: Reinhard Kleber