José Santos kommt ursprünglich aus dem armen Nordosten Brasiliens. Als er fünf Jahre alt war, schickte seine Mutter ihn aus Not zu einer Tante aufs Land. Statt in die Schule erntete er dort Kakao. Heute arbeitet er auf dem Campus der staatlichen Uni in Rio de Janeiro als Putzmann.
Als Analphabet fühlt sich José oft diskriminiert: "Manche Leute behandeln uns, als ob wir minderwertig wären, weil wir nicht lesen oder schreiben können."
José ist kein Einzelfall. Von den mehr als 200 Millionen Einwohnern hat fast die Hälfte keinen Schulabschluss.
Doch jetzt hat er direkt auf dem Uni-Campus die Chance bekommen, auf die er schon seit Jahrzehnten wartet: Jeden Nachmittag ein kostenloser Alphabetisierungskurs direkt auf dem Uni-Campus.
Das Projekt bietet auch Unterricht für Schulabbrecher mit Vorkenntnissen an. Es soll zumindest einen kleinen Beitrag zum zweiten Bildungsweg leisten, so die Koordinatorin Denise Cunha: „Ein Land, in dem die Rechte aller Menschen gewahrt werden, wird sich wirtschaftlich und auch gesellschaftlich gut entwickeln."
Bis José lesen und schreiben kann, ist noch ein weiter Weg, doch die ersten Schritte sind getan. Die Richtung ist klar: Die Analphabetenquote in Brasilien senken – langsam, aber stetig.