Brasilien ist der größte Verlierer
27. Januar 2016Mehr als sechs Milliarden Menschen leben in Ländern mit einem ernsten Korruptions-Problem: An der Dringlichkeit des Themas lässt Transparency International (TI) keine Zweifel. Im Korruptions-Index steht in Versalien dieser Satz über dem Bild eines Mädchens, das in einem Berg von alten Plastikflaschen sitzt. Die Neunjährige lebe in Bangladesch, erklärt die Organisation zu Beginn ihres diesjährigen Berichts. Dort sortiere das Mädchen Flaschen, statt in die Schule zu gehen. Kinderarbeit sei eigentlich in dem Land verboten, doch bleibe sie "traurige Wirklichkeit dort, wo Menschen in Armut gefangen seien und korrupte Beamten ausbezahlt werden können", heißt es weiter.
Bangladesch ist 139. in dem Index, der insgesamt 167 Staaten auflistet. Auf der TI-Bewertungsskala erhielt das südostasiatische Land nur wenige Punkte, 25 von 100 maximal möglichen. In den vergangenen Jahren waren es kaum mehr, in Bangladesch bewegt sich wenig, stellt die in Berlin vor mehr als 20 Jahren gegründete Nichtregierungsorganisation fest.
Deutschland wieder unter den besten zehn
Anders dagegen in Deutschland, das wieder unter den zehn Bestbewerteten ist, nachdem es im vergangenen Jahr auf dem 12. Rang gelandet war. An der Spitze bleibt Dänemark, gefolgt von Finnland und Schweden. Von den Nicht-Europäern schaffen es nur Neuseeland, Singapur und Kanada unter die zehn besten. Am Ende der Skala rangieren wie 2014 Nordkorea und Somalia. Nur knapp über ihnen stehen Afghanistan und der Sudan.
"Korruption kann besiegt werden, wenn wir zusammenarbeiten", sagte der Transpareny-Vorsitzende José Ugaz. Der Index basiert auf Einschätzungen zur Korruption im öffentlichen Sektor, die von Experten aus internationalen Institutionen und Forschungsgruppen abgegeben werden.
Größte Probleme in Ländern mit bewaffneten Konflikten
Am stärksten verschlechtert hat sich im Jahresvergleich die Bewertung Brasiliens, wo ein Korruptionsskandal um den staatlichen Erdölkonzern Petrobras Schlagzeilen machte. Das südamerikanische Land fiel um fünf Punkte auf Platz 76. In Europa hat sich laut der NGO die Lage in Ungarn, Spanien, Mazedonien und der Türkei deutlich verschlechtert. Klar verbessert haben sich im Vergleich zum Vorjahr unter anderem Tschechien, Ruanda (plus 5 Punkte), die Niederlande, Österreich, Jordanien und Namibia (plus 4).
Besonders korruptionsanfällig sind laut Transparency häufig Länder mit bewaffneten Konflikten. In Afghanistan zum Beispiel seien Hilfsgelder in Millionenhöhe, die dem Wiederaufbau des Landes dienen sollten, gestohlen worden. Dies untergrabe die Bemühungen um eine Friedenslösung. Die "verheerenden Konflikte" in Ländern wie Irak, Libyen oder Sudan verhinderten dort eine Stärkung der staatlichen Institutionen.
bor/sc (dpa, afp, rtr)