Brasilien: Wut und Trauer nach Dammbruch
Es gibt kaum noch Hoffnung, nach dem Dammbruch an einer Eisenerzmine im Bundesstaat Minas Gerais weitere Überlebende unter den Schlammmassen zu finden. Unter die Trauer mischt sich in der Bevölkerung zunehmend auch Wut.
Hoffnungslose Suche
Feuerwehrleute bergen am Montag die Leiche einer verschütteten Person. Mittlerweile gehen die Chancen, noch Lebende zu finden, gegen null. Die letzten Überlebenden wurden am Samstag gefunden. Einen Tag zuvor war ein Damm an der Mine des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale gebrochen, eine Schlammlawine rollte daraufhin über Teile der Anlage und die nahe gelegene Kleinstadt Brumadinho hinweg.
Erschöpfung und Ernüchterung
Erschöpfte und schlammverschmierte Rettungskräfte machen eine Pause. Während der Schlamm langsam trocknet, kämpfen sie sich zu bislang unzugänglichen Stellen vor und graben weiter nach Verschütteten. Unterstützt werden die lokalen Einheiten von rund 130 israelischen Soldaten, die an die Unglücksstelle gereist sind.
Auch Indigene evakuiert
Eine Angehörige der Pataxó bricht in Tränen aus. Eine Siedlung des indigenen Volkes musste nach dem Dammbruch in der Metropolregion von Belo Horizonte evakuiert werden. Den Behörden zufolge ist es wegen der Schlammmassen zu gefährlich, weiterhin am Fluss Paraopeba zu wohnen.
Schlammlawine trifft Gewässer
Eine Frau vom Stamm der Pataxó hält am Ufer des Paraopeba einen toten Fisch hoch - rund 13 Millionen Quadratmeter Schlamm sollen sich in den Fluss ergossen haben. Es ist noch unklar, wie viele Schadstoffe in dem Schlamm enthalten sind. Für die Pataxó ist der Fluss die Existenzgrundlage.
Schwere Vorwürfe gegen Minenbetreiber Vale
Eine schlammbeschmierte Aktivistin protestiert wie viele andere am Montag vor dem Hauptquartier des Bergbaukonzerns Vale in Rio de Janeiro. Viele Brasilianer geben Vale die Schuld an dem Schlammlawinen-Unglück. Noch ist allerdings unklar, wie es genau dazu kam. Das deutsche Prüfunternehmen TÜV Süd hatte den Damm 2018 überprüft. Die brasilianische Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein.
Morbide Kunstperformance als Protest
Bei der Demonstration in Rio de Janeiro legten sich rotbraun beschmierte Menschen vor das Vale-Hauptquartier und hinterließen ihre Handabdrücke an einer Glaswand. Eine schwarz verhüllte Frau trat als Tod auf, weitere nicht verkleidete Demonstranten enthüllten Plakate und beschrieben die Wände mit Slogans wie "Es war kein Unfall, es war ein Verbrechen" und "Gerechtigkeit für Brumadinho".
Die Geschichte wiederholt sich
Die Fassungslosigkeit angesichts des Dammbruchs in Brumadinho ist umso größer, als dass in der Stadt Mariana 2015 bereits ein ähnliches Unglück passierte. Seinerzeit kamen 19 Menschen ums Leben, der Giftschlamm kontaminierte den Fluss Rio Doce auf Hunderten Kilometern und erreichte den Atlantik. Der damalige Betreiber der Eisenerzmine, Samarco, gehörte ebenfalls unter anderem Vale.