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Werder Bremen kann durchatmen

Alina Schwermer
6. März 2022

Werder Bremen erkämpft bei Bayer Leverkusen ein Unentschieden und profitiert von Jenas Niederlage im Kellerduell. Ukrainische Spielerinnen protestieren gegen den Krieg und Frankfurt kann von der Champions League träumen.

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Spielszene aus der Frauen-Bundesliga im Spiel Bayer 04 Leverkusen gegen Werder Bremen
Die Bremerinnen zeigen in Leverkusen ihre kämpferische Seite und holen einen PunktBild: Oliver Baumgart/foto2press/picture alliance

Atempause für Werder Bremen

Es gibt Spieltage, an denen kann viel schiefgehen. Hätte Carl-Zeiss Jena beispielsweise das Kellerduell gegen Sand gewonnen, wären die eigentlich stabilen Bremerinnen womöglich wieder in höchste Gefahr geraten. Und manchmal läuft an solchen Tagen dann doch vieles glatt: Sand schlug Jena überraschend mit 4:1, Bremen erkämpfte derweil ein 1:1 in Leverkusen - und hat statt der drohenden nur drei Zähler nun recht komfortable sieben Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge.

Nach der einwöchigen Liga-Pause wegen des Arnold-Clark-Cups, gingen die Bremerinnen in Leverkusen in der 13. Minute sogar durch einen Elfmeter von Michelle Ulbrich in Führung. Ein Sieg wäre angesichts des fußballerisch eher limitierten Auftritts dann aber doch zu viel des Guten gewesen. Gegen ebenfalls recht ideenlose Leverkusenerinnen machte Bremen seine Sache defensiv oft gut, Leverkusen jedenfalls hatte sichtlich nicht viel Spaß.

Die Bremerinnen indes waren weniger zufrieden, als sie hätten sein können. "Wir haben zu hektisch hinten raus gespielt", kritisierte Torhüterin Anneke Borbe gegenüber der DW. "Gerade in der ersten Halbzeit waren wir nicht richtig drin und immer einen Schritt zu spät. Am Ende haben wir dann gezeigt, dass wir um jeden Punkt kämpfen können. Das hätten wir von Anfang an auf den Platz bringen müssen." Mit der Niederlage gegen Jena am vorherigen Spieltag hatte sich der SV Werder selbst wieder in den Abstiegskampf befördert.

Die Bremerinnen trugen während der Partie blau-gelbe Armbänder am Handgelenk, um ihre Solidarität mit der Ukraine auszudrücken. Als politischen Debattierklub muss man sich die Kabine aber wohl nicht vorstellen. Normalerweise, so Borbe, sei Politik kein Thema: "Das ist der Ausnahmesituation geschuldet. Das Thema nahm auch nicht viel Zeit in Anspruch. Die Bänder wurden kurz vorgeschlagen und es war schnell klar, dass alle mitmachen."

Frankfurt macht Schritt Richtung Champions League

Im direkten Duell gegen Hoffenheim haben die Frankfurterinnen ihre Ansprüche in Sachen Champions League etwas nachdrücklicher angemeldet. Durch einen späten Treffer von Anna Aehling in der 86. Minute siegte die Eintracht mit 3:2 und ist dadurch mit Hoffenheim punktgleich gezogen. Im Rennen um Platz drei bleibt auch Turbine Potsdam mit dabei; die Potsdamerinnen siegten 5:0 gegen Essen und sind nun ebenfalls auf einen Punkt an Hoffenheim herangerückt.    

Wichtigeres als Fußball in der Ukraine

Wie alle anderen Fußballwettbewerbe ist auch die ukrainische Frauenliga seit dem 24. Februar, dem Beginn der russischen Invasion, ausgesetzt. Viele Spielerinnen äußern sich zum Krieg. Nationalspielerin Nicole Kozlova, in Kanada geboren und aktuell beim HB Köge in Dänemark aktiv, twitterte: "Es ist falsch, dass ich gerade Fußball spielen kann, während meine Teamkameradinnen sich im eigenen Land verstecken, in Angst um ihr Leben, und Fußball ihnen nicht in den Sinn kommt."

Ihre Teamkollegin Nadjeschda Kunina, die in Schweden bei Linköping spielt, nahm an einer Demo der ukrainischen Diaspora teil. Das ukrainische Nationalteam, in der WM-Qualifikation abgeschlagen auf Rang drei hinter Spanien und Schottland, soll eigentlich am 8. April wieder gegen die Schottinnen spielen. Das ist derzeit allerdings unwahrscheinlich.

Das Team hat kaum Legionärinnen, fast alle Spielerinnen sind in der Heimat beim Serienmeister Schytlobud-1 Charkiw aktiv. Die Stadt ist gerade heftigen Kämpfen ausgesetzt. Die Geschichte des ukrainischen Frauenfußballs ist jung: Die Sowjetunion hatte erst im Untergangsstadium eine Frauenliga, aus der zwei ukrainische Ligen hervorgingen. Die zweite Liga wurde aber schon 1993 wieder aufgelöst und existierte zwanzig Jahre lang überhaupt nicht. Die erste Liga bestand teilweise nur noch aus vier Teams. Erst um die Jahrtausendwende wuchs das Interesse am darniederliegenden Frauenfußball wieder, 2011 begann die ununterbrochene Dominanz von Schytlobud Charkiw.

Russland war in dieser Liga, in der viele Teams russische Namen tragen, in vielerlei Hinsicht nie weit weg. Im Nachgang des Kriegs in der Ostukraine seit 2014 verlor die Liga ihr Team aus Donezk. Und die mittlerweile 35-jährige legendäre ukrainische Rekordspielerin Darja Apanaschtschenko hat fast ihre gesamte Karriere, von 2004 bis 2017, in Russland gespielt. Mittlerweile ist sie zurück in der Ukraine.

Langeweile im DFB-Pokal-Viertelfinale

Eher ereignislos ging der DFB-Pokal über die Bühne. Alle Favoritinnen setzten sich im Viertelfinale erwartungsgemäß und gnadenlos durch, nämlich Bayern mit 9:1 gegen Jena, Wolfsburg mit 7:0 gegen Sand und Potsdam mit 7:0 gegen den Zweitligisten SV Henstedt-Ulzburg. Nur Leverkusen hatte beim 2:1 gegen Essen, in der einzig halbwegs egalitären Paarung, Mühe. Vorschlag an den deutschen Fußball: Wenn schon niemand gleiche Voraussetzungen schaffen oder gleich teilen will, warum nicht zumindest den prekären Teams einen Torvorsprung geben? Mit dem aktuellen Konzept ist Spannung erst im Halbfinale zu erwarten, wo nun - das ergab die Auslosung am Sonntagabend - mit den Bayern und Titelverteidiger Wolfsburg die beiden besten Mannschaften Deutschlands aufeinandertreffen. Leverkusen und Potsdam sind wahrscheinlich froh, dass der "Kracher" für sie erst im Finale am 28. Mai wartet.