Brennender Strommast legt Tesla-Fabrik Grünheide lahm
5. März 2024Ein Stromausfall hat die einzige europäische Tesla-Fabrik lahmgelegt - die Ermittler prüfen Hinweise auf einen möglichen Brandanschlag. "Wir haben Kenntnis erhalten von einem Bekennerschreiben, das wir derzeit prüfen", sagte eine Polizeisprecherin am Dienstag. Die Echtheit werde geprüft. Die linksextremistisch eingestufte Vulkangruppe wirft Tesla in einer Mail "extreme Ausbeutungsbedingungen" vor und fordert die "komplette Zerstörung der Gigafactory". Nach dem Brand eines Strommastes, der den Stromausfall auslöste, geht die Brandenburger Polizei von Brandstiftung aus. Das Landeskriminalamt nahm Ermittlungen auf.
Der Innenminister des Bundeslandes Brandenburg, Michael Stübgen, erklärte: "Sollten sich die ersten Erkenntnisse bestätigen, handelt es sich um einen perfiden Anschlag auf unsere Strominfrastruktur", erklärte Stübgen. "Das wird Konsequenzen haben." Tausende Menschen seien von der Grundversorgung abgeschnitten und in Gefahr gebracht worden. "Der Rechtsstaat wird auf einen solchen Sabotageakt mit aller Härte reagieren", erklärte der Innenminister. Seit Dienstagmittag werden die umliegenden Gemeinden wieder mit Strom versorgt.
Autofabrik geräumt
Die Produktion in der einzigen europäischen Tesla-Autofabrik steht nach dem Stromausfall seit Dienstagmorgen still. Die Fabrik in Grünheide bei Berlin sei evakuiert worden, hieß es. Ein brennender Hochspannungsstrommast hatte im Landkreis Oder-Spree im Osten Brandenburgs nahe Berlin einen Stromausfall ausgelöst. Der Mast stehe frei auf einem Feld und sei nicht umzäunt. Die Feuerwehr war nach Polizeiangaben gegen 5.15 Uhr zu dem Brand im Bereich Goßen-Neu Zittau nahe Berlin gerufen worden und hatte mit den Löscharbeiten begonnen. Der Ortsteil befindet sich rund zehn Kilometer von der Gigafactory von Tesla entfernt.
Die Boulevard-Zeitung "BZ" berichtet unter Berufung auf die Leitstelle Oderland, in den frühen Morgenstunden habe es einen lauten Knall gegeben und das Umspannwerk Steinfurt nahe der Tesla-Fabrik habe Feuer gefangen. Neben dem brennenden Transformator hätten die Einsatzkräfte ein Zelt von Umweltaktivisten entdeckt.
Tesla vermutet Brandanschlag
Der Elektro-Autobauer sprach unter Hinweis auf Informationen der zuständigen Behörden, dass von einem Brandanschlag ausgegangen werde. Wie es bei Tesla weiter hieß, wurden alle Maßnahmen zur Sicherung der Produktionsanlagen getroffen. Nach Rücksprache mit dem Stromanbieter Edis geht das Unternehmen von Elon Musk nicht von einem schnellen Wiederanlaufen der Produktion aus.
Zu einem möglichen Zusammenhang mit Protesten rund um das Tesla-Werksgelände äußerten sich die Behörden auf Anfrage zunächst nicht. Rund 80 bis 100 Umweltaktivisten halten seit Donnerstag einen Teil des Landeswaldes in Brandenburg nahe dem Tesla-Werk besetzt, den das Unternehmen von Elon Musk im Falle einer Erweiterung seines Geländes roden will. Die Aktivisten haben etwa zehn Baumhäuser in mehreren Metern Höhe errichtet und kündigten an, möglichst lange ausharren zu wollen. Auch die Bürgerinitiative Grünheide spricht sich gegen die Erweiterungspläne von Tesla aus und zeigt sich mit den Besetzern solidarisch.
Bürger mehrheitlich gegen Werkserweiterung
Vor zwei Wochen hatten sich die Bürger der Gemeinde Grünheide, in der 9000 Menschen wohnen, in einer Befragung mehrheitlich gegen die Erweiterungspläne für das Werk ausgesprochen. Naturschützer und Bürgerinitiativen sind gegen die Erweiterung, auch weil ein Teil des Geländes im Wasserschutzgebiet liegt. "Das Nein zur Erweiterung ist ein historischer Sieg für den Wald- und Wasserschutz - nicht nur in Grünheide, sondern auch für ganz Brandenburg und Berlin", sagte Manu Hoyer von der Bürgerinitiative Grünheide.
Tesla stellt in Grünheide seit knapp zwei Jahren Elektroautos her. Dort arbeiten nach jüngsten Angaben des Unternehmens rund 12.500 Beschäftigte. Eine rasche Lösung für einen noch ausstehenden Bebauungsplan ist nicht in Sicht. Tesla will sein Gelände erweitern und einen Güterbahnhof sowie Logistik- und Lagerhallen errichten.
Tesla will mehr Autos bauen
Es geht um ein etwa 120 Hektar großes Areal, das dafür gerodet werden soll. Die Erweiterungspläne sind auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass der Autobauer die Produktion steigern und die geplanten 500.000 Autos im Jahr auf eine Million verdoppeln will. Zuletzt waren es hochgerechnet 300.000 Autos im Jahr. Tesla argumentiert, dass mit dem Güterbahnhof Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert würde.
Während die Gemeindevertreter nach dem Nein der Bürger zur Tesla-Erweiterung um eine Lösung ringen müssen, rufen die Umweltaktivisten zu weiteren Protesten auf. Am 10. März steht eine Demonstration bis zum Rathaus in Grünheide an. Im Mai ist ein Aktionswochenende mit dem Titel „Disrupt Tesla" (Tesla stören) geplant.
kle/se (dpa, rtr, afp)
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