Briten beklagen mehr als 100.000 Corona-Tote
26. Januar 2021Seit Beginn der Pandemie sind im Vereinigten Königreich mehr als 100.000 Menschen an oder mit dem Coronavirus gestorben. Großbritannien ist das erste europäische Land, das diese Marke überschreitet. Nach einem massiven Anstieg der Fallzahlen im Zusammenhang mit der neuen Variante B.1.1.7 im Dezember verzeichnete das Land die weltweit höchste tägliche COVID-Todesrate.
"Es ist schwer, die Trauer hinter dieser dunklen Statistik zu fassen", sagte der Premier Boris Johnson in London. Jedes verlorene Leben tue ihm zutiefst leid. Er übernehme volle Verantwortung für die Entscheidungen seiner Regierung in der Pandemie. Diese habe jedoch alles getan, was in ihrer Macht stehe und werde dies auch weiter tun. "Meine Gedanken sind bei jedem, der eine geliebte Person verloren hat", sagte Gesundheitsminister Matt Hancock. "Hinter diesen herzzerreißenden Zahlen stehen Freunde, Familien und Nachbarn". Kritiker bemängeln hingegen, die Corona-Maßnahmen der Regierung Johnson seien oft zu spät oder falsch getroffen worden.
Seit Beginn des Jahres gilt erneut ein harter Lockdown zur Eindämmung der außer Kontrolle geratenen Lage. Trotz mittlerweile wieder sinkender Fallzahlen, werde es lange dauern, bis auch die Todeszahlen merklich abnähmen, warnte der medizinische Berater der Regierung, Chris Whitty. Es werde voraussichtlich noch "ziemlich viele weitere Tote" geben, bevor die Impfkampagne Wirkung zeige. In der vergangenen Woche wurden im Schnitt pro Tag jeweils mehr als 1200 Todesfälle in Verbindung mit dem Erreger SARS-CoV-2 gemeldet. Die Krankenhäuser stehen in vielen Teilen des Landes weiterhin massiv unter Druck, derzeit werden mehr COVID-19-Patienten künstlich beatmet als zu jedem anderen Zeitpunkt der Pandemie.Der britische Oppositionsführer und Chef der Labour-Partei, Keir Starmer, bezeichnete das Überschreiten der der Marke von 100.000 Toten in Zusammenhang mit der Pandemie als "nationale Tragödie".
Schlingerkurs hin zum reumütigen Premier
Während der Pandemie hat Johnson seinen Kurs zu deren Bekämpfung mehrfach gewechselt. Zunächst wartete er mit Abwehrmaßnahmen gegen die Verbreitung des Virus ab und wollte zulassen, dass sich 60 Prozent der Bevölkerung mit dem Erreger anstecken. So sollte eine Herdenimmunität aufgebaut werden, die die Bevölkerung schützt. Diese Strategie hat Johnson einige Wochen später revidiert. Nach seiner eigenen COVID-19-Erkrankung im vergangenen April beendete der 56-Jährige die Experimente endgültig und schwenkte auf einen vorsichtigen Kurs um.
qu/uh (dpa, rtr, afp)