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Britische Anti-Doping-Agentur in der Kritik

4. April 2016

Die Enthüllungen um den angeblichen Dopingarzt Mark Bonar rufen die britische Regierung auf den Plan. Die Vorwürfe gegen die Anti-Doping-Behörde des Landes vertiefen die Krise des internationalen Sports.

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Symbolbild Doping - Spritze vor dem Schriftzug Doping. Foto: dpa-pa
Bild: picture-alliance/dpa/P. Seeger

Nach den Dopingenthüllungen im englischen Sport gerät die britische Anti-Doping-Agentur (UKAD) ins Kreuzfeuer der Kritik. Sportminister John Whittingdale kündigte eine offizielle Untersuchung des Vorwurfs an, UKAD sei seit zwei Jahren über die Dopingvorwürfe informiert gewesen, ohne einzuschreiten. Es werde untersucht, "welche Schritte unternommen wurden, als die Vorwürfe erstmals an die Behörde herangetragen wurden und was nun getan werden muss, um sicherzustellen, dass der britische Sport sauber bleibt", sagte Whittingdale. "Im Kampf gegen Doping gibt es keinen Raum für Selbstzufriedenheit."

Mit versteckter Kamera gefilmt

Die ARD-Dopingredaktion und die englische Zeitung "Sunday Times" hatten am Sonntag über angeblich 150 gedopte britische Topsportler berichtet, darunter auch Fußballprofis der Premier-League-Vereine FC Arsenal, FC Chelsea und auch des aktuellen Tabellenführers Leicester City. Mit versteckter Kamera war der Londoner Gynäkologe Mark Bonar gefilmt worden, als er sich damit gebrüstet hatte, die Topsportler mit unerlaubten Mitteln versorgt zu haben. Bereits Anfang 2014, so die Journalisten, habe sich ein anonymer Zeuge - angeblich ein Amateur-Radfahrer - an die Anti-Doping-Agentur gewandt und Bonar beschuldigt. Man hätte nur Maßnahmen gegen Personen ergreifen können, die unter die Sportgerichtsbarkeit fielen, verteidigte sich die UKAD-Vorstandsvorsitzende Nicole Sapstead. Warum die Agentur die Informationen über Bonar nicht zumindest an das General Medical Council, die britische Ärztekammer, weiterleitete, blieb offen.

Kratzer am bisher vorbildlichen Image

"Es sind ziemlich schreckliche Nachrichten", sagte der Brite Craig Reedie, Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Man müsse aber zunächst die interne Untersuchung der britischen Anti-Doping-Agentur abwarten: "Dann haben wir das gesamte Wissen und die Fakten, mit denen wir arbeiten können. Mein Eindruck ist: Hätten sie ausreichende Beweise gehabt, hätten sie auch gehandelt." Bisher galt die britische Organisation als Vorbild. Nach dem Skandal in der russischen Leichtathletik ist UKAD seit Anfang Februar auch für die Dopingkontrollen im russischen Sport zuständig. Zudem berät die Agentur die Task Force des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) vor den Sommerspielen in Rio de Janeiro. Dort soll UKAD unter anderem Lücken im Kontrollsystem aufdecken. Die Vorwürfe gegen die Vorzeige-Organisation verschlimmern nun die Glaubwürdigkeitskrise des internationalen Sports.

Approbation entzogen

Inzwischen hat die Klinik, in der Mark Bonar private Praxisräume gemietet hatte, den Vertrag mit ihm aufgelöst. Es war bekannt geworden, dass dem 38-Jährigen bereits am 22. März die Approbation entzogen wurde. Er habe "an einem verpflichtenden Prozess zur Bewertung seiner Fähigkeiten nicht teilgenommen", sagte ein Sprecher der Ärztekammer. Angeblich wird Bonar auch vorgeworfen, einen Patienten falsch behandelt zu haben.

sn/asz (sid, dpa, ape)