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Britney Spears' neues Album "Glory"

Silke Wünsch26. August 2016

Die Diva aus der zweiten Reihe will wieder in die erste. Drei Jahre nach dem letzten Album bringt Britney Spears nun "Glory" raus. Damit will sie allen zeigen, dass sie es noch drauf hat. Vor allem sich selbst.

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Britney Spears Cover des Albums Glory (Ausschnitt) © sony Music/dpa
Bild: picture-alliance/dpa/Sony Music

Jeder hört sie gerne, die Geschichten vom erfolgreichen Comeback. Und wer hätte eine solche Geschichte nicht besser verdient als Britney Spears? Girlie-Wunder, erfolgreichste Popsängerin der 2000er, Las Vegas-Star und Mutter von zwei Söhnen. Teeniestar mit 17, dauerbedröhnte Partypeitsche, verwirrter Glatzkopf, Skandalknutscherin. Abgestürzt, entmündigt - und wieder auferstanden.

Mit 34 Jahren hat Britney Spears eine Biografie, die Bücher füllen kann. Das reicht ihr aber nicht. Jetzt will sie es nochmal genau wissen. Gut anderthalb Jahre hat sie sich mit illustren Personen aus der Musikszene im Studio verschanzt, um an ihrem neuen Album "Glory" zu arbeiten.

Britney Spears arbeitet mit der geballten Pop-Power zusammen

Mit dabei unter anderem: Hip Hop-Produzent DJ Mustard, der britische Songwriter und Produzent Matt Burns, die Kollegen Ian Kirkpatrick, Chantal Kreviazuk und Simon Wilcox. Geballte Pop-Power, die alle schon mit den größten Stars der US-Szene gearbeitet haben. Besonders gehypt wird die erste Vorabsingle "Make me". Dieser Song hat tatsächlich viele Skeptiker aufhorchen lassen: Ein langsamer, grundgrooviger R&B-Song, solide und trotzdem mit vielen Überraschungen. Obwohl Britney anfangs mit dahingestöhntem Gesang ihre "Britney Bitch" raushängen lässt, geht sie später im Song mit weicher Stimme in den Refrain - das klingt gereift und irgendwie so, als haben sie und ihr Produzententeam bei jedem Ton gewusst, was sie da tun. Gastrapper G-Eazy spricht von einem Song, "bei dem die Genregrenzen fallen, einem Schmelztiegel aus verschiedenen Einflüssen".

Deutschland Berlin Britney Spears bei Wetten dass...? (Bild: dpa)
1999 kam mit "Baby one more Time" ihr erster Mega-HitBild: picture-alliance/dpa/T. Köhler

Die Promotionmaschine läuft seit Wochen, immer wieder gibt es Neues zu hören, einige Songs wurden bereits geleakt. Bisher kann man das Album nur bei iTunes kaufen, wer es vorbestellt, bekommt vorab schonmal zwei der insgesamt 17 Songs.

Flickenteppich oder genialer Mix?

Was bisher zu hören ist, klingt nach viel Arbeit. Aber teils auch nach zu vielen Ideen auf einmal. Drei weitere Beispiele: "Do You Wanna Come Over?" - der von Plattenfirma und Fans schon als zukünftiger Hit proklamierte Elektropopsong lässt textlich gesehen keine Fragen offen - in Zeiten von Dating-Apps wie Tinder & Co. Musikalisch aber hinterlässt er so viele Fragezeichen wie das Strickmuster einer verwirrten Großtante, die auf einem missglückten LSD-Trip hängengeblieben ist. In dem Song ist alles verbaut, was irgendwie geht. Ein bisschen "Britney-Bitch", Party, treibender Beat, Elektrosound, ein paar schräge Akkorde mit der Akustikgitarre reingeschrummelt. In "Private Show" benutzt Britney ihre Teenie-Stimme und klingt dabei - wie gehabt - wie eine hochgepitchte Micky Maus, das Sound-Arrangement erinnert an eine getunte Kirmesorgel. "Clumsy" swingt sich ein, verspricht eine tanzbare Nummer, die nach 45 Sekunden mit einem fetten Housebeat aufwartet. Als kleinen Gag pustet Britney noch ein verschmitztes "Oops" ins Mikro. Das ist durchaus hörbar. Trotz des musikalischen Flickenteppichs ist "Glory" wegen einiger gut platzierten Gimmicks nicht ganz chancenlos.

USA MTV Video Music Awards Britney Spears und Madonna Kuss (Foto: Getty)
2003: die kurze Knutscherei mit Madonna war ein SkandalBild: Getty Images/F. Micelotta

Alle haben zugeguckt

Britney Spears hat schwere Zeiten hinter sich. Zwischen 2005 und 2008 wird jeder ihrer Fehltritte fein säuberlich mitgefilmt, fotografiert und in die Öffentlichkeit geworfen. Der einstige Teenie-Star mit der eisernen Disziplin und den erfolgreichsten Songs der Jahrtausendwende hat ihre steile Karriere und missglückte Beziehungen nicht verkraftet. Sie verliert die Kontrolle über ihr Leben. Die Welt guckt zu. Die Trennung vom Vater ihrer Kinder ist schmutzig, der Sorgerechtsstreit wird zum Medienereignis. Sie verliert das Sorgerecht, später darf sie die Kinder überhaupt nicht mehr sehen. Fotos von ihr mit aufgeschwemmtem Körper füllen die Gazetten, Paparazzi sind dabei, wenn sie betrunken aus den Clubs fällt. Britney rasiert sich den Kopf, lässt sich tätowieren, immer wieder Entzugskliniken, Polizeireviere, und schließlich die Zwangseinweisung in die Psychiatrie.

Ausstellung Paparazzi! in der Schirn Kunsthalle Frankfurt (Foto: Sébastien Valiela)
Paris Hilton (vorne) war lange Britneys PartybuddyBild: Sébastien Valiela

Mit einem Auftritt bei den MTV Video Music Awards 2007 will sie zeigen, dass sie trotzdem noch performen kann. Das geht in die Hose - sie torkelt fast lustlos zwischen ihren Tänzern herum, wirkt reichlich benebelt und ist etwas zu üppig für den knappen Bikini.

Langsames Hochrappeln

Schon ein Jahr später steht sie bei der gleichen Veranstaltung auf der Bühne, kassiert für ihr Album "Blackout" gleich drei Awards, bedankt sich artig und wirkt wie nach einer überstandenen Krankheit. Langsam geht es bergauf. Einigermaßen erfolgreich. Dennoch bleibt sie in der zweiten Reihe, hinter Taylor Swift, Katy Perry oder Rihanna. Ein bisschen selbstironisch nimmt sie auf der Single "Scream & Shout" ihre sexy Femme Fatale-Masche aufs Korn; zusammen mit Will.I.Am landet sie damit einen ihrer größten Hits. Ihr achtes Album "Britney Jean" schafft es in den USA "nur" auf Platz vier der Charts. Währenddessen bekommt sie in Las Vegas eine feste Show – "Britney, Piece of me" ist regelmäßig ausverkauft.

Las Vegas Britney Spears Bühnenshow (Foto: dpa)
In Las Vegas läuft seit mehr als zwei Jahren ihre ShowBild: picture-alliance/AP/Invision/C. Pizzello

Finanziell hat Britney Spears längst ausgesorgt. Angeblich verdient sie pro Abend 300.000 Dollar. Das Vermögen aber verwaltet ihr Vater, der immer noch die Vormundschaft über die inzwischen 34-jährige Frau hat.

Jetzt kommt also "Glory". Dass Britney diese Platte braucht, scheint außer Frage zu sein, denn "Britney Bitch" will wieder in der ersten Reihe mitspielen und glaubt fest an den großen Erfolg des Albums. Ob die Welt diese Platte braucht, sei dahingestellt. Weniger sexy Gehabe und mehr musikalische Identität würde der Sängerin mehr bringen als eine Nummer eins in den Charts.