Bröckelnder Charme im kolonialen Havanna
Kubas Regierung garantiert jedem Einwohner eine Unterkunft. Doch jenseits der Touristenpfade stehen viele Häuser Havannas kurz vorm Kollaps - gerade Bauten, die die spanischen Kolonialherren errichtet haben.
Schatten einstiger Größe
"Schlüssel zur Neuen Welt" - diesen Beinamen gaben die Spanier im 17. Jahrhundert Havanna, der Hauptstadt der reichsten Kolonie der (aus europäischer Sicht) Neuen Welt. Diese prosperierende Vergangenheit des einstigen Zuckerrohr-Exportweltmeisters Kuba schimmert in Havannas Straßenzügen noch immer durch.
Gefahr von oben
Der historische Kern Havannas, La Habana Vieja (Alt-Havanna), gehört seit 1982 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Aber viele der kolonialen Gebäude verfallen seit Jahrzehnten. "Vorsicht Einsturzgefahr" warnt dieses Schild an einem Altbau nahe dem Malecón, Havannas berühmter Uferpromenade. Dennoch leben noch viele Menschen in den kaputten Häusern.
Provisorische Bleibe
In dieser alten Pharma-Fabrik leben Ricardo García Peréz, Mario Ramos Leyva und Maidany García Bernandez. Maidanys Großvater hatte den Betrieb nach der kommunistischen Revolution 1959 zugesprochen bekommen. Nun aber fehlt das Geld, das 200-Quadratmeter-Gebäude zu unterhalten. Sie würden es gerne verkaufen.
Ein sicherer Hafen - für Autos
Der 73-jährige Alcario Labrada Añala arbeitet als Parkplatzwächter. Die Häuser, die hier standen, sind vor zehn Jahren zusammengestürzt. Zwar erhielten manche Bewohner Baumaterial, um sich hier selbst eine Unterkunft herzurichten. Das Grundstück wurde ihnen aber bis heute nicht überschrieben. Stattdessen freuen sich nun Havannas Autofahrer über einen bewachten Parkplatz mehr.
Bewachter Verfall
Dieser Kolonialbau ist akut einsturzgefährdet. Gerade hat die benachbarte Ballettschule Lizt Alfonso das Haus gekauft, um es zu renovieren. Die meisten der 52 Wohneinheiten wurden evakuiert, die Bewohner in Notunterkünften untergebracht. Nun bewacht Alexis Vell das Haus seiner Tante, um Plünderungen zu verhindern.
Überfüllter Notbehelf
Nicht alle haben Glück nach dem Zusammensturz eines Gebäudes. Im Innenhof dieser Notunterkunft im Stadtzentrum erzählt Familie Alrevez, wie sie seit zwei Jahren mit ihren vier Kindern auf neun Quadratmetern lebt. Die Kinder schlafen auf dem Boden, die Eltern oben in einem eingebauten Stockwerk. Andere Familien in dem Asyl warten seit über 13 Jahren auf eine dauerhafte Unterkunft.
Warten auf eine neue Wohnung
Vor acht Jahren begann das Haus von Luisa Garciá auseinanderzufallen. Während alle anderen Familien schon weggezogen sind, wartet sie mit Mann und Sohn immer noch darauf, evakuiert zu werden. Mit dem undichten, maroden Dach ist das Haus kaum noch zu retten. Es kann praktisch jeden Moment zusammenbrechen.
Zukunft aufbauen
Platz ist ein kostbares Gut im alten Zentrum von Havanna. Also werden Grundstücke mit eingestürzten Gebäuden oft umgewidmet. Etwa hier zur Open-Air-Werkstatt für Metallverarbeitung.
Aufgestanden vor Ruinen
Diese Frauen flanieren vor den Resten eines Hauses in Havannas einstigem Reichen-Viertel Vedado. Nach dem Sieg der Revolution unter Fidel Castro verließen viele wohlhabende Familien ihre Villen und flohen nach Miami in den USA.