Buch digital: Das E-Book
16. Oktober 2008Ein Buch ist ein Buch und ist aus Papier. Das war gestern. Heute ist ein Buch nur eine von vielen Möglichkeiten, Inhalte in Umlauf zu bringen. Es gibt viel Buch auf der Messe, das nicht mehr aus Papier ist: das Hörbuch, der Film zum Roman oder – unbestrittener Star auf dieser Messe – das E-Book, von englisch Electronic Book.
Lesegeräte in Buch-Optik
Damit man die E-Books nicht zuhause am Computer lesen muss, gibt es spezielle E-Book-Lesegeräte im Taschenbuch-Format. Auch sonst versuchen die Hersteller, die Lesegeräte möglichst wie Papierbücher aussehen zu lassen. Der Bildschirm liegt unter einem Deckel, den man wie beim normalen Buch hoch klappt. "Das ist die neueste Generation der Bildschirme, die sich auch bei Sonnenschein lesen lassen", sagt Hans Kreutzfeldt, E-Book-Spezialist und der Mann der Stunde in Frankfurt.
Seine Firma versteht sich als Dienstleister für Verlage. Sie wandelt Papier in elektronische Daten um. In seiner kleinen Koje im Bereich Digital Market Place kann man sich einige Modelle des Zukunftsbuches ansehen. Verglichen mit den kläglich gescheiterten Versuchen vor einigen Jahren, elektronische Bücher auf den Markt zu bringen, hat sich neben der verbesserten Technik einiges verändert:
Vor nicht all zu langer Zeit waren die Lesegeräte noch viel teurer. Außerdem gab es weniger digitalisierte Bücher. Kreutzfeld lobt die moderne Technik: "Die Bedienung dieser Geräte und die Lesbarkeit auf den Bildschirmen entspricht viel mehr dem klassischen Buch."
E-Books erobern den Markt
In den USA verzeichnet die Branche bereits ein rasantes Wachstum; allein für den Kindle, das Lesegerät von Amazon, stehen mehr als 160.000 Titel zur Verfügung. Insgesamt hat das E-Book dort im Moment einen Marktanteil von einem Prozent. In Deutschland schätzt man für die Zukunft einen Anteil von zehn bis 20 Prozent. Aber der große Sprung steht bevor: Bisher wurden hauptsächlich Nachschlagewerke oder Fachbücher elektronisch genutzt. Jetzt kann man auch Romane problemlos auf den neuen Geräten lesen.
Der traditionelle Buchmarkt verändert sich. Für die großen Publikumsverlage heißt das, sie müssen sich auf die neue Technik einlassen. "Wenn wir uns zurück halten, kann das tödlich sein", sagt Helge Malchow, Leiter des Kiepenheuer & Witsch Verlages.
10 Kilo Papier gespart
Sein Haus gehört zum Holtzbrink Konzern. Dort werden die Buchbestände bereits fieberhaft digitalisiert und wie in einem elektronischen Lagerhaus für die weitere Verwendung vorgehalten. Für Profileser wie Malchow und seine Verlags-Mitarbeiter gehört das E-Book bereits zur Rücken schonenden Messe-Ausrüstung: Er hat 20 Manuskripte als E-Book dabei. Normalerweise wären das schätzungsweise 10 Kilo Papier. Malchows E-Book-Lesegerät wiegt etwa 500 Gramm.
Tod des traditionellen Buchs?
Die Gefahr, dass das traditionelle Buch zu Grabe getragen wird, sieht Malchow allerdings nicht. Zumal jedes digitale Buch weiterhin gedruckt vorliegt – vorläufig. Denn denkbar sei auch, so sinniert der Verleger, dass man die Flut der Manuskripte teilt: hier die Titel mit geringerem Haltbarkeitsdatum, die nur als E-Book vorliegen und möglicherweise immer wieder aktualisiert werden können. Und dort das wichtige zeitlose Buch, auf echtem Papier gedruckt und dadurch fast ewig haltbar.
Bücherklau im Netz wird zum Problem
Aber vorerst gibt die Digitalisierung noch Probleme auf. Zum Beispiel mit dem Urheberrecht, dem niedrigeren Verkaufspreis und nicht zuletzt mit dem illegalen Download aus dem Internet.
Probleme, die die Hörbuchbranche schon seit langem kennt. Denn auch das Hörbuch löst sich zunehmend in elektronische Daten auf: Downloadportale wie Audible oder Claudio gewinnen mehr und mehr an Bedeutung. Immerhin ist ein Hörbuch aus dem Netz 30 Prozent billiger als auf CD. Das kostet die Verlage Umsatz. Trotzdem sieht Johannes Stricker, Verlagsleiter von Hörbuch Hamburg, auch Vorteile in der neuen Entwicklung.
Man erreiche zum Beispiel andere Zielgruppen. Leute, die sich digitale Bücher aus dem Internet herunterladen, wären oft nicht die typischen Besucher von Buchläden.
Dateien sind unsexy
Aber was für das Buch gilt, sieht Stricker auch beim Hörbuch garantiert: Er glaubt nicht, dass bald nur noch Dateien im Internet kursieren. Die Leute wollen seiner Meinung nach etwas in Händen halten: "Eine Datei zu verschenken ist nicht besonders sexy, sprich: Die Verpackung will ich haben."
Und was wäre gar eine Buchmesse ohne diese "Verpackung" – ohne Papier, ohne Bücher zum Anfassen? Wären alle Stände so unsinnlich, wie der Digital Market Place oder die Koje Books & Bytes, wo ausschließlich Bildschirme von einer möglichen Zukunft künden, dann könnten auch die Leser und Bücherliebhaber demnächst getrost zu Hause bleiben. Aber der Tag, da sind sich alle einig, der wird nie kommen.