Bulgarische TV-Journalistin ermordet
7. Oktober 2018Nach Mitteilung des Innenministeriums wurde der Tod von Viktoria Marinowa durch Schläge auf den Kopf und Ersticken ausgelöst. Die 30-jährige Journalistin sei zuvor vergewaltigt worden.
Marinowa arbeitete in Russe für den kleinen privaten Lokalsender TVN. Kürzlich startete sie dort eine neue Talkshow zu aktuellen Themen. In der ersten Sendung wurden am 30. September Interviews mit zwei investigativen Journalisten ausgestrahlt. Diese berichteten über ihre Recherchen zur mutmaßlichen Veruntreuung von EU-Geldern durch Geschäftsleute und Politiker.
Ermittlungen in alle Richtungen
Ob der Mord im Zusammenhang mit Marinowas beruflicher Tätigkeit steht, ist noch unklar. Die Staatsanwaltschaft erklärte, sie ermittele in alle Richtungen - sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Bereich.
"Ihr Mobiltelefon, ihre Autoschlüssel, ihre Brille und einige Kleidungsstücke sind verschwunden", sagte der Staatsanwalt von Russe, Georgi Georgiew. Ministerpräsident Boiko Borissow sagte, er hoffe, dass es dank der reichlich am Tatort gefundenen DNA-Spuren rasch eine Spur zum Täter geben werde.
Der Medien-Beauftragte der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Harlem Désir, verurteilte den Mord. Im Kurzbotschaftendienst Twitter schrieb er, man sei "schockiert über den schrecklichen Mord an der Investigativ-Journalistin". Der Franzose forderte gründliche Ermittlungen. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Am Montagabend soll es zum Gedenken an die Tote in Sofia eine Mahnwache mit Kerzen geben.
52 Morde pro Jahr
Nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) wird durchschnittlich jede Woche ein Journalist auf der Welt ermordet. In Europa sorgten zuletzt der tödliche Bombenanschlag auf die maltesische Investigativ-Journalistin Daphne Caruana Galizia im Oktober 2017 und die Ermordung des slowakischen Journalisten Jan Kuciak im Februar 2018 für Entsetzen.
Bulgarien steht im weltweiten RSF-Ranking zur Pressefreiheit derzeit auf Platz 111 und hat damit die schlechteste Bewertung aller EU-Staaten. In dem südosteuropäischen Land ist auch Gewalt gegen Frauen weit verbreitet.
hf/jj (dpa, afp)