Die Bundesliga bleibt eine Milliarden-Ware
22. Juni 2020Auch diese Entscheidung der Bundesligasaison fiel deutlich später als geplant: Eigentlich wollte man am 11. Mai entscheiden, welche Medienunternehmen in Zukunft die Bundesliga und 2. Bundesliga im Inland zeigen. Durch die Corona-Pandemie musste auch die Ausschreibung der finanziell bedeutsamen Rechte für die Spielzeiten von 2021/22 bis 2024/25 verschoben werden. Insgesamt 18 Pakete hatte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) ausgeschrieben, kartellrechtliche Vorgabe war: Kein Medienunternehmen durfte dabei alle Liverechte der Bundesliga erwerben. Den größten Anteil an den Medienrechten erwarb wie in der Vergangenheit der Pay-TV-Sender Sky. Allerdings verlor Sky, das zum US-Medienkonzern Comcast gehört, einen Teil der Liverechte an den Konkurrenten DAZN, der nun alle Livespiele am Freitag und Sonntag anbieten darf, während Sky der Samstag bleibt. Neu ist unter anderem, dass der private Free-TV-Sender Sat.1 zurück im Spiel ist und einige Livespiele zeigen wird. Die ARD weitete ihre Rechte im TV, Hörfunk sowie im Digitalen mit der "Sportschau" aus, das ZDF behält die Rechte für "Das aktuelle Sportstudio".
Finanziell war der Abschluss der DFL mit den Medienhäusern bedeutsam, da mehrere Vereine in den Zeiten des Lockdowns in Schwierigkeiten geraten waren. Sogar von drohender Insolvenz war die Rede, weil Medien-Zahlungen während der Corona-Zwangspause zunächst ausgeblieben waren. Insgesamt verdient die Bundesliga durchschnittlich 1,1 Milliarden Euro pro Saison an Medienrechten. Vor Ausbruch der Pandemie hatten die Klubs noch auf eine Steigerung der Erlöse von 4,64 Milliarden Euro im laufenden Vierjahresvertrag auf 5,4 Milliarden Euro gehofft, was 1,35 Milliarden Euro pro Saison entspricht. Liga-Chef Christian Seifert bemüht sich den Abschluss positiv darzustellen: "Das ist ein ordentliches Ergebnis".
Seifert ist mit dem Ergebnis "zufrieden"
Aber es ist eben zum ersten Mal seit langer Zeit keine Steigerung mehr. Bei der zurückliegenden Vergabe der Rechte für den deutschsprachigen Raum vor vier Jahren hatte die Deutsche Fußball Liga (DFL) noch 1,16 Milliarden Euro (4,64 Milliarden insgesamt) erzielt. Der neue Abschluss bewegt sich immer noch in schwindelerregenden Höhen, keine Frage. Doch selbst die DFL wird ein Minus von 60 Millionen Euro pro Saison spüren. Spannend ist insbesondere die Frage, wie die Abschlüsse in anderen Ligen laufen werden. Denn die TV-Rechteeinnahmen sind oft maßgeblich für die Kaufkraft der Vereine auf dem Transfermarkt und damit auch für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Seifert prophezeite, dass sich der Abschluss der Bundesliga auch im Vergleich zu künftigen Abschlüssen anderer Top-Ligen "sehen lassen" könne. Experten teilen diese Einschätzung, sagen auch in anderen Ländern Einnahmenrückgänge voraus.
"Für alle Beteiligten war das eine sehr spezielle Situation. Wir müssen einen kleinen Rücksetzer hinnehmen", sagte Seifert: "Persönlich bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Das ist immer noch sehr viel Geld. Die Klubs haben Planungssicherheit bis 2025." Insgeheim wird man sich bei der DFL aber einen früheren Ausschreibungszeitraum gewünscht haben: Bereits vor der Auktion war klar, dass der Zeitpunkt kaum schlechter sein konnte. Einige der Bewerber mussten angesichts der Rezession und zurückgehender Werbeeinnahmen ihren Etat hart kalkulieren, zudem waren die Geisterspiele nicht gerade die beste Werbung für das Produkt.
Schon in der kommenden Saison Einnahmenrückgang
Bereits in der kommenden Saison, die noch der zu Ende gehenden Periode der Medienrechte angehört, muss der Profifußball in Deutschland mit einem Minus von 150 Millionen Euro rechnen. Grund dafür ist unter anderem die Kündigung der Eurosport-Mutter Discovery, die sich angesichts der Pandemie auf eine Sonderkündigungsklausel für den Fall von höherer Gewalt berufen hat. Einbußen wird es auch im internationalen Geschäft geben. Von den 260 Millionen Euro pro Spielzeit aus der weltweiten Vermarktung könnten am Ende der laufenden und der kommenden Spielzeit um die 60 Millionen fehlen. Spannend ist nun die Frage, ob es zu einer Umverteilung des Geldes kommen wird. Über die Verteilung auf die Vereine entscheidet das DFL-Präsidium um Chef Seifert. Darin sitzen neun Personen und der Blick in die letzte Runde zeigt, dass dort inzwischen hart verhandelt wird. Das wichtigste Kriterium ist der Erfolg: Die Fünfjahreswertung trägt zu 70 Prozent zum Verteilschlüssel bei. Hier könnten kleinere Vereine nun Änderungen fordern.
Eine große Veränderung gegenüber dem Ist-Zustand der Bundesliga wären wieder Zuschauer auf den Rängen. Wann genau die Bundesliga wieder mit vollen Stadien rechnen darf, konnte Seifert nicht sagen. "Das ist der Wunsch aller Klubs", sagte der DFL-Boss im Anschluss an die Mitgliederversammlung. "Wir sind mittendrin in der Planung. Wir haben die Ziele, die Saison zu beginnen und zu beenden. Beides erfordert aber die Bereitschaft, Pläne anzupassen und eventuell auch zu ändern", sagte Seifert, der aber versicherte: "Wir führen mit dem Bundesministerium für Arbeit und dem Bundesministerium für Gesundheit intensive Gespräche. Ich bin guter Hoffnung, dass wir in Deutschland Schritt für Schritt zum normalen Leben zurückkehren". Die Grundlage für die Rückkehr der Zuschauer in die Stadien sind neben eine günstigen Entwicklung der Infektionszahlen in ganz Deutschland auch ein erweitertes Hygien-Konzept der Bundesliga.
Der Abschluss der aktuellen Bundesliga-Saison ist am kommenden Samstag mit dem 34. Spieltag. Der frühestmögliche Termin für den Start der neuen Saison ist der 11. September, möglicherweise wird aber erst deutlich später gespielt.