Regierung will Flieger "Landshut" retten
11. Februar 2017Fast vierzig Jahre nach den dramatischen Ereignissen um die von einem palästinensischen Kommando entführte Lufthansa-Maschine "Landshut" gibt es in der deutschen Politik Bestrebungen, den flugunfähig in Südamerika gestrandeten Jet zu erhalten. "Wir wollen schauen, wie wir helfen können", hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Das meldet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
Es gehe darum, die Erinnerung an die "Landshut" und die Erinnerung an eine schwierige Zeit wachzuhalten, hieß es weiter. "Die 'Landshut' ist am Ende ihres aktiven Einsatzes in Lateinamerika gestrandet und wird nie wieder fliegen, aber sie ist doch eine lebendige Zeugin eines wichtigen Moments der Geschichte der jungen Bundesrepublik", zitierte die "Frankfurter Allgemeine" den deutschen Außenminister Sigmar Gabriel.
Dem Bericht zufolge steht die Maschine nach einem jahrzehntelangen Einsatz als Passagier- und Frachtflugzeug schon seit Jahren betriebsunfähig auf einem Flugplatz im brasilianischen Fortaleza. Im März soll sie angeblich zusammen mit anderen Flugzeugen versteigert werden, was womöglich auch zu ihrer Verschrottung führen könnte. Wie die Zeitung weiter schreibt, könnten der Erwerb und der Transport nach Deutschland nach Schätzungen von Fachleuten rund eine Million Euro kosten.
"Ein Stück Zeitgeschichte"
Fertige Pläne für einen Erwerb und einen Rücktransport nach Deutschland gibt es nach Angaben der Zeitung innerhalb der Bundesregierung bisher anscheinend aber nicht. Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Julia Klöckner forderte den Bund auf, bei der Versteigerung mitzubieten. Der Jet sei "ein Stück Zeitgeschichte", sagte sie dem Blatt.
Die Entführung der "Landshut" ist ein zentrales Ereignis des sogenannten deutschen Herbsts von 1977. Damals entführten und töteten RAF-Terroristen Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer. Zeitgleich brachten mit ihnen verbündete palästinensische Täter die Urlaubermaschine in ihre Gewalt. Damit sollten die in Stuttgart-Stammheim inhaftierten RAF-Terroristen um Andreas Baader und Ulrike Meinhof freigepresst werden. Elitepolizisten der GSG 9 stürmten das Flugzeug schließlich in der somalischen Hauptstadt Mogadischu. Dabei kamen drei Geiselnehmer ums Leben. Danach töteten sich inhaftierte RAF-Mitglieder in ihren Gefängniszellen.
kle/cr (afp, dpa)