Bundestag: Gesichter des Parlaments
Nun wird es Ernst für die neuen Parlamentarier und Parlamentarierinnen: Der neu gewählte Bundestag tritt zum ersten Mal zusammen. Dabei gibt es einige neue und alte Abgeordnete, die es sich lohnt, näher anzuschauen.
Ein jüngeres Parlament
Vor einem Monat hat Deutschland einen neuen Bundestag gewählt. Ein Ergebnis der Wahl: Die 736 Abgeordneten, die nun ins Parlament einziehen, sind im Schnitt jünger als der vorherige Bundestag. Die Jüngsten sind die 23-jährigen Emilia Fester (Foto) und Niklas Wagener von den Grünen. Insgesamt ist das Durchschnittsalter der Abgeordneten gesunken. 47 Abgeordnete sind jünger als 30 Jahre alt.
Der durchschnittliche Abgeordnete
In gleich mehrfacher Hinsicht ist der CDU-Abgeordnete Michael Brand der Prototyp eines Parlamentariers. Mit seinen 47 Jahren liegt Brand exakt im Durchschnittsalter der Abgeordneten. Sein Studium der Politik- und Rechtswissenschaft ist unter den Abgeordneten überproportional vertreten. Zudem kommt sein Vorname Michael am häufigsten im Parlament vor.
Alt aber ohne Altersamt
Weit über dem Durchschnitt liegt der älteste Abgeordnete: der 80-jährige AfD-Politiker Alexander Gauland. Bis vor vier Jahren wäre der Rechtspopulist als lebensältestes Mitglied automatisch Alterspräsident des Bundestags geworden und hätte die erste Sitzung des neugewählten Parlaments eröffnet. Doch seit 2017 wird Alterspräsident, wer am längsten im Parlament dient. Und das ist CDU-Mann Schäuble.
Weibliche Verstärkung
Der Bundestag wird nicht nur insgesamt jünger, sondern auch etwas weiblicher. Vier Prozent mehr Frauen sind nun vertreten, besonders viele bei den Linken und den Grünen. Mit Tessa Ganserer (44) und Nyke Slawik (27) ziehen auch erstmals zwei Transfrauen in den Bundestag ein. "Unser Trans-Wahlerfolg geht um die Welt", twitterte Slawik und bedankte sich für Glückwünsche aus verschiedenen Ländern.
Unterschiedliche Migrationsgeschichten
Auch in Bezug auf die Herkunft wird der neue Bundestag diverser. Es gibt mindestens 83 Abgeordnete mit einer Migrationsgeschichte, vor allem bei den Linken und der SPD. Rasha Nasr (29) hat gleich mehrere Diversitätsmerkmale in ihrer Biografie. In Dresden geboren, vertritt sie im Bundestag auch die ostdeutschen Bundesländer. Ihre Eltern sind zu DDR-Zeiten von Syrien nach Dresden ausgewandert.
Afrodeutsche vertreten
Mit Awet Tesfaiesus, Armand Zorn (Foto) und Karamba Diaby ziehen auch drei Afrodeutsche in den Bundestag ein. Der SPD-Politiker Zorn ist in Kamerun geboren und kam mit zwölf Jahren nach Deutschland. Dass er ein Direktmandat holen konnte, mache ihn zuversichtlich: "Es zeigt, dass unsere Gesellschaft eine diverse Gesellschaft ist, wo es nicht drauf ankommt, woher du kommst, sondern wohin du gehst."
Studiert statt ausgebildet
Beruflich gesehen geht es im Bundestag weniger divers zu. Die Mehrheit der Parlamentarier hat studiert. Kaum einer kann hingegen eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen. Gülistan Yüksel (59, SPD) gehört zu dieser Minderheit. Sie ist gelernte Apothekenhelferin. Die Tochter eines Gastarbeiters kam Anfang der 1970er Jahre nach Deutschland und zog 2013 zum ersten Mal in den Bundestag ein.
Unternehmer eine Rarität
Ebenso unterrepräsentiert wie Menschen mit einer Berufsausbildung sind selbstständige Unternehmer. Nur 51 davon sitzen im Parlament, weniger als zuvor. Die liberale FDP stellt die meisten, Kristine Lütke ist eine von ihnen. Die Familie der 38-Jährigen betreibt in zweiter Generation eine Seniorenbetreuung. Die Politikerin setzt sich für eine flächendeckende Pflege-Versorgung ein.
Gesundheitsexperten trotz Corona Mangelware
Gerade der Bereich Gesundheit ist mit der Corona-Pandemie in den Fokus gerückt, auch des Parlaments. Doch der Sektor ist unterrepräsentiert. Es gibt nur eine Handvoll Abgeordnete, die Ärzte oder Pfleger sind. Der CSU-Parlamentarier Stephan Pilsinger ist zugelassener Hausarzt. Nach seiner Wahl möchte der 34-Jährige weiterhin als Arzt arbeiten - um den Bezug zum Praxis-Alltag nicht zu verlieren.