Die Parteien im Überblick
12. Juni 2017Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) und Christlich-Soziale Union (CSU)
Farbe: Schwarz
Vorsitzende: Angela Merkel (CDU) und Horst Seehofer (CSU)
Spitzenkandidatin: Angela Merkel
Zahl der Mitglieder: 420.000
Wahlergebnis bei der Bundestagswahl 2013: 41,5 Prozent (311 von 630 Sitzen)
Besonderheit: CDU und CSU bilden im Bundestag eine Fraktionsgemeinschaft. Während die CDU in Bayern nicht antritt, verzichtet die CSU umgekehrt darauf, in allen Bundesländern außerhalb Bayerns Kandidaten aufzustellen.
Stammwähler: Treueste Wählergruppe sind praktizierende Christen. Einen überdurchschnittlichen Zuspruch erhalten die beiden Parteien bei den über 60-Jährigen. Bei den Berufsgruppen können CDU und CSU vor allem auf Landwirte und Selbstständige setzen. Betrachtet man das Bildungsniveau der Wählerschaft, haben die mittleren oder niedrigeren Abschlüsse bei den Unions-Anhängern ein leichtes Übergewicht, während Hochschulabsolventen unterdurchschnittlich vertreten sind.
Geschichte: Die CDU wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland als Sammelbecken für alle christlich-konservativen Wähler gegründet. Unter Bundeskanzler Konrad Adenauer, der von 1949 bis 1963 regierte, wurde sie die dominierende politische Kraft im Nachkriegs-Deutschland. Adenauer und sein Wirtschaftsminister - und späterer Nachfolger als Kanzler - Ludwig Erhard standen für das "Wirtschaftswunder" von Westdeutschland. Der am längsten amtierende Kanzler war allerdings der CDU-Politiker Helmut Kohl: Unter seiner Kanzlerschaft kam es 1990 zur deutschen Wiedervereinigung. Seit 2005 ist die Christdemokratin Angela Merkel Bundeskanzlerin. Insgesamt stellte die Union aus CDU und CSU in 47 von 67 Jahren bundesdeutscher Geschichte den Kanzler.
Programm: Angela Merkel steht sowohl für eine Fortsetzung als auch für eine vorsichtige Abkehr von den traditionellen Werten der CDU. Ihre politische Kehrtwende in Sachen Atomkraft und ihre Haltung in der Flüchtlingsfrage haben viele traditionelle Wähler verschreckt. Merkels Finanzminister Wolfgang Schäuble steht für eine rigide Haushaltspolitik.
Bevorzugte Koalitionspartner: FDP und SPD. In einigen Bundesländern gibt es auch Bündnisse mit den Grünen.
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Farbe: Rot
Vorsitzender und Spitzenkandidat: Martin Schulz
Zahl der Mitglieder: 440.000
Wahlergebnis bei der Bundestagswahl 2013: 25,7 Prozent (193 von 630 Sitzen)
Stammwähler: Das klassische Stammklientel sind gewerkschaftsnahe Industriearbeiter. Zunehmend wird die SPD auch von aufstiegsorientierten Angehörigen der neuen Mittelschichten gewählt. Sozialdemokratische Hochburgen befinden sich in den dicht bevölkerten Industrieregionen Deutschlands.
Geschichte: 1875 gegründet, ist die SPD die älteste politische Partei Deutschlands. Mit der Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) im Jahre 1919 wurde die SPD zur Heimat reformorientierter Kräfte. Während der Nazidiktatur war die Partei verboten, viele Mitglieder starben in Konzentrationslagern oder gingen ins Exil. Nach der Gründung der Bundesrepublik war die SPD lange Oppositionspartei. 1966 bildete sie mit der CDU unter Kanzler Kurt Georg Kiesinger eine große Koalition. Erster sozialdemokratischer Kanzler war Willy Brandt, der von 1969 bis 1974 Westdeutschland regierte. Brandt stand für eine Öffnung der Politik gegenüber dem kommunistisch regierten Osteuropa, inklusive der damaligen DDR. Sein Nachfolger war Helmut Schmidt. Bislang letzter SPD-Kanzler war Gerhard Schröder, der von 1998 bis 2005 eine rot-grüne Koalition führte. Bislang war die SPD in 34 der vergangenen 67 Jahre an der Bundesregierung beteiligt und stellte 21 Jahre lang den Bundeskanzler.
Programm: Soziale Gerechtigkeit und Bildung sind zentrale Punkte der SPD-Programmatik. Die Sozialdemokraten waren maßgeblich an der Einführung eines nationalen Mindestlohns in Deutschland beteiligt. Durch die von Kanzler Gerhard Schröder unter dem Titel "Agenda 2010" eingeführten Arbeitsmarktreformen verlor die Partei einiges an Zuspruch unter Arbeitern und Arbeitslosen. Es ist deshalb kein Zufall, dass die Kandidatur von Martin Schulz durch eine Abkehr von dieser Politik geprägt ist. Der Schwerpunkt liegt bei den Themen soziale Gerechtigkeit und Steuerumverteilung von oben nach unten.
Bevorzugte Koalitionspartner: Grüne, die CDU, eventuell auch die Linke.
Die Linke
Farbe: Rot
Vorsitzende: Katja Kipping, Bernd Riexinger
Spitzenkandidaten: Sahra Wagenknecht, Dietmar Bartsch
Zahl der Mitglieder: 60.000
Wahlergebnis bei der Bundestagswahl 2013: 8,6 Prozent (64 von 630 Sitzen)
Stammwähler: Hochburg der Partei sind nach wie vor die "neuen Bundesländer" auf dem Gebiet der ehemaligen DDR in Ostdeutschland. Die klassischen Wähler der Linken kommen aus der Arbeiterschaft sowie aus einkommens- wie bildungsschwachen Bevölkerungsteilen. In Westdeutschland hat Die Linke den Ruf, eine "Protestpartei" zu sein und rekrutiert auch jüngere Wähler. Derzeit ist die Linke die größte Oppositionspartei im Bundestag. Ein Teil der potenziellen Wähler hegt nach Umfragen allerdings Sympathien mit dem populistischen Nationalismus der AfD.
Geschichte: Obwohl sie erst 2007 gegründet wurde, hat die Linkspartei eine viel längere Geschichte, denn sie gilt als Nachfolgerin der Sozialistischen Einheitspartei (SED), die in der DDR bis zum Fall der Mauer 1989 diktatorisch herrschte. Die Gründung der Linkspartei beruhte auf einer Fusion der ostdeutschen SED-Nachfolgepartei PDS und der westdeutschen Partei "Arbeiter- und Soziale Gerechtigkeit - die Wahlalternative" (WASG), einer linken Abspaltung der SPD. Protagonisten der Bewegung waren Gregor Gysi und der frühere SPD-Parteichef Oskar Lafontaine. Die Linke regiert in einigen ostdeutschen Bundesländern mit, hatte aber auf Bundesebene noch nie Regierungsverantwortung inne.
Programm: Die Linke ist die einzige im Bundestag vertretene Partei, die militärische Missionen im Ausland ablehnt. Sie will zudem, dass die NATO aufgelöst und der Mindestlohn deutlich angehoben wird. Einige Politikwissenschaftler sehen in der Linken immer noch eine radikale Partei, die die kapitalistische Wirtschaftsordnung umstürzen will, aber die Partei selbst befürwortet eigentlich nur eine stärkere Marktregulierung, höhere Steuern für Großverdiener, eine Mietpreisbremse und mehr Investitionen in die soziale Infrastruktur.
Bündnis 90/Die Grünen
Farbe: Grün
Vorsitzende: Simone Peter, Cem Özdemir
Spitzenkandidaten: Cem Özdemir, Katrin Göring-Eckardt
Zahl der Mitglieder: 60.000
Wahlergebnis bei der Bundestagswahl 2013: 8,4 Prozent (63 von 630 Sitzen)
Stammwähler: Die Hochburgen liegen in den städtischen Zentren der alten Bundesrepublik und hier vor allem in den Universitätsstädten. Wähler von Bündnis 90/Die Grünen haben überdurchschnittlich hohe Einkommen und sind vornehmlich im Dienstleistungs- und Bildungsbereich beschäftigt. Sie wurden in den vergangenen Jahren immer älter: Weniger als 10 Prozent der Wähler sind jetzt unter 35.
Geschichte: Die Grünen sind die wohl erfolgreichste Gegenkultur-Bewegung in Deutschlands Nachkriegsgeschichte. Die Partei erwuchs aus einem Sammelbecken von gesellschaftlichen Protestbewegungen der 1980er Jahre, die sich unter anderem für den Atomausstieg, ein Ende des Wettrüstens und die Rechte von Homosexuellen einsetzten. Die Grüne Partei wurde 1980 gegründet und fusionierte 1993 mit den ostdeutschen Grünen, die unter dem Namen Bündnis 90 firmierten. International bekannt wurde die Partei Anfang der 2000er Jahre, als sie Juniorpartner der SPD wurde und im Kabinett von Kanzler Gerhard Schröder mehrere Minister stellte. Einer davon: Bundesaußenminister Joschka Fischer.
Programm: Politologen teilen die verschiedenen Parteiflügel der Grünen in "Realos" und "Fundis" ein, also denjenigen, die eine Realpolitik vertreten und für Regierungsbeteiligungen Zugeständnisse machen und denjenigen, die fundamental sind und den gegenkulturellen Wurzeln der Partei näher stehen. Dass die Grünen in den Bundesländern Hessen und Baden-Württemberg Koalitionen mit der konservativen CDU eingegangen sind, wird als Beleg dafür gesehen, dass sich in der Partei die "Realos" inzwischen durchgesetzt haben. Während der Umweltschutz Kernthema bleibt, hatten die Grünen zuletzt versucht, eine linke Agenda für die Steuer- und Sozialpolitik in ihr Wahlprogramm aufzunehmen. Der fehlende Erfolg bei der Bundestagswahl 2013 und die Aussicht auf eine Koalition mit der CDU deuten jedoch darauf hin, dass sie sich diesmal für einen konservativeren Ansatz entscheiden könnten.
Bevorzugte Koalitionspartner: Die SPD, eventuell auch die CDU.
Die Freie Demokratische Partei (FDP)
Farbe: Gelb
Vorsitzender: Christian Lindner
Spitzenkandidat: wurde noch nicht benannt
Zahl der Mitglieder: 54.000
Wahlergebnis bei der Bundestagswahl 2013: 4,8 Prozent - damit wurde der Einzug ins Parlament verfehlt.
Stammwähler: Die FDP rekrutiert die meisten Wähler unter Selbstständigen und Freiberuflern, vor allem Unternehmer, Zahnärzte, Apotheker oder Rechtsanwälte und die wenigsten unter den Arbeitnehmern.
Geschichte: Die Freien Demokraten waren seit der Gründung der Bundesrepublik im Jahre 1949 bis 2013 ununterbrochen im Bundestag vertreten. 1948 gegründet, war die FDP oft "Königsmacher" sowohl der CDU als auch der SPD, indem sie insgesamt 41 Jahre als Juniorpartner mit auf der Regierungsbank saß und damit länger als jede andere Partei. In Hans-Dietrich Genscher hatte die FDP einen Vertreter, der als langjähriger Außenminister auch international bekannt war. Nachdem die Liberalen 2013 den Wiedereinzug in den Bundestag verfehlten, bemühen sie sich seither, erneut an Bedeutung zu gewinnen - zuletzt mit wachsendem Erfolg.
Programm: Die FDP setzt basiert auf das Prinzip der individuellen Freiheit und auf Bürgerrechte. Im Mittelpunkt stehen zudem seit jeher Forderungen nach Steuersenkungen, einer Deregulierung der Finanzmärkte und nach "weniger Staat". Die FDP ist auch eine überzeugte proeuropäische Partei, die eine Vertiefung der Bindungen innerhalb der Europäischen Union will.
Bevorzugter Koalitionspartner: Zuletzt CDU, oft in der bundesdeutschen Geschichte aber auch die SPD.
Alternative für Deutschland (AfD)
Farbe: Hellblau
Vorsitzende: Frauke Petry, Jörg Meuthen
Spitzenkandidaten: Alexander Gauland, Alice Weidel
Zahl der Mitglieder: 27.000
Wahlergebnis bei der Bundestagswahl 2013: 4,7 Prozent - damit wurde der Einzug ins Parlament verfehlt
Stammwähler: Der typische AfD-Wähler ist männlich, eher jung, hat einen niedrigeren Bildungsabschluss und verfügt über ein geringeres Einkommen. Nur 15 Prozent der Parteimitglieder sind Frauen. Der AfD gelang es zuletzt, Wähler von allen anderen großen Parteien, außer den Grünen, abzuwerben. Gleichzeitig schaffte es die Partei, viele Nicht-Wähler zu mobilisieren.
Geschichte: Die rechtspopulistische AfD ist eine noch sehr junge Partei - sie wurde 2013 gegründet und verpasste es anschließend nur knapp in den Bundestag zu kommen. Seither gelang es ihr, in zwölf Landesparlamente sowie das Europaparlament einzuziehen.
Die AfD wurde ursprünglich von einer Gruppe von euro-skeptischen Akademikern als Protest gegen die Schaffung des Euro-Rettungsschirms zur Rettung Griechenlands gegründet. Ein parteiinterner Machtkampf endete 2015 mit einem Rechtsruck: Die neue Vorsitzende Frauke Petry setzte eine nationalistische, anti-islamische Agenda durch und erzielte mit dieser Politik während der Flüchtlingskrise einige Erfolge. Die AfD war die einzige größere Partei in Deutschland, die sowohl den Brexit als auch die Wahl von Präsident Donald Trump ausdrücklich begrüßte.
Programm: Die AfD will die Außengrenzen der EU schließen, eine rigorose Identitätskontrolle an den Landesgrenzen Deutschlands durchführen und Flüchtlingslager im Ausland aufbauen, um zu verhindern, dass Migranten nach Deutschland einreisen. Sie will abgelehnte Asylbewerber konsequent und rasch abschieben, sowie in Deutschland lebende Ausländer finanziell dazu ermutigen, in ihre Heimatländer zurückzukehren. Die AfD betont den Vorrang einer traditionellen deutschen Leitkultur und lehnt die Idee ab, dass der Islam Bestandteil der deutschen Gesellschaft sei. In ihrem Programm bezweifelt die AfD, dass der Klimawandel von Menschen gemacht wird: Zudem will die Partei den Übergang Deutschlands zu erneuerbaren Energiequellen umkehren.
Bevorzuguter Koalitonspartner: Keiner.