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Bundeswehr-Airbus im Corona-Einsatz

28. März 2020

In Norditalien fehlt es an Intensivbetten und Beatmungsgeräten. Deutschland hilft: Ein Flugzeug der Luftwaffe brachte sechs Patienten, die wegen der Lungenkrankheit COVID-19 mit dem Tode ringen, von Bergamo nach Köln.

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Der deutsche MedEvac-Airbus bei der Ankunft auf dem Kölner Flughafen Bild: Reuters/Luftwaffe/K. Schrief

Der Airbus A310 Medevac der Bundeswehr ist eine fliegende Intensivstation. Die Kabine des Luftwaffenjets ist nach modernsten medizinischen Standards ausgestattet und kann selbst Schwerstverletzte über große Distanzen sicher transportieren - oder Menschen, die dringend beatmet werden müssen, weil sie sonst dem Tod geweiht sind. Also zum Beispiel ernsthaft erkrankte Corona-Patienten.

An diesem Samstagmorgen startete der Medevac-Airbus mit drei Ärzten und drei Pflegern des Sanitätsdienstes an Bord von Köln Richtung Norditalien. Ziel: der Flughafen von Bergamo. Von dort holte die Bundeswehrcrew Corona-Patienten nach Deutschland. Die Maschine kehrte am Mittag mit sechs schwer erkrankten Italienern nach Köln zurück, sagte ein Sprecher der Luftwaffe der Deutschen Presse-Agentur. Italien ist das am stärksten von der Coronavirus-Pandemie betroffene Land Europas. Dort gibt es mehr als 86.000 bestätigte Infektions- und mehr als 9100 Todesfälle.

"Europa muss zusammenhalten"

"In Zeiten größter Not ist es selbstverständlich, dass wir unseren Freunden zur Seite stehen", begründete Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer den Einsatz. "Deshalb holen wir mit unserer fliegenden Intensivstation der Luftwaffe jetzt Schwerstkranke aus Italien zur Behandlung nach Deutschland." Das sei ein wichtiges Zeichen der Solidarität, so die deutsche Ministerin. "Europa muss zusammenhalten."

Die sechs Patienten wurden zur Behandlung in zivile Krankenhäuser an verschiedenen Orten im Bundesland Nordrhein-Westfalen gebracht. So sollen jeweils zwei Erkrankte im Katholischen Klinikum Bochum sowie in den Uni-Kliniken Köln und Bonn weiterbehandelt werden.

Ein Großraumjet für sechs Corona-Patienten

Die Luftwaffe bezeichnet ihren Medecav-Airbus als "wichtiges Glied in der Rettungskette". Bis zu 25 Crewmitglieder können sich um Kranke an Bord kümmern, wo bis zu sechs Plätze für intensivmedizinische Behandlung zur Verfügung stehen. Zudem gibt es 38 weitere Liegeplätze, wobei für 16 Patienten eine verstärkte medizinische Überwachung mit Monitoren möglich ist.

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So sieht es im Inneren des Bundeswehr-Airbus ausBild: Reuters/Bundeswehr/K. Schrief

Somit gibt es eigentlich für bis zu 44 Menschen Betten an Bord. Doch diese Kapazität kann bei schwerkranken Corona-Infizierten nicht ausgenutzt werden, weshalb in diesem Fall nur sechs Patienten, die beatmet werden müssen, in dem 79 Tonnen schweren Großraumflugzeug transportiert werden können. Daher stehen in den nächsten Tagen wohl weitere Flüge an.

Die Bundeswehr - die immer einen Medevac-Airbus am Flughafen Köln-Bonn in Bereitschaft hält - war vom italienischen Zivilschutz um Amtshilfe gebeten worden. Zwar besitzt auch Italien eine Medevac-Maschine. Doch die habe nur zwei Plätze für Patienten, die auf Beatmung angewiesen sind, sagte ein Parlamentarier, der an der Organisation der Hilfsaktion beteiligt war.

Hilfe von Kliniken in ganz Deutschland

In den vergangenen Tagen waren sechs Patienten mit drei Flügen von der italienischen Luftwaffe nach Sachsen gebracht worden. Nach Angaben des Bundestagsabgeordneten Marian Wendt (CDU) haben unter anderem auch Hamburg, Bayern, Berlin und Brandenburg Intensivplätze für Corona-Patienten aus dem Ausland angeboten.

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Der Pilot des Airbus A310 MedEvac kurz vor dem Abflug nach Bergamo Bild: picture-alliance/dpa/Luftwaffe/K. Schrief

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, bislang seien - auch mit Unterstützung der deutschen Botschaft in Rom - 73 Krankenhausplätze für italienische Patienten in acht Bundesländern vermittelt worden. Zudem würden bereits 30 französische Patienten in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen behandelt, mindestens 50 Behandlungsplätze seien Frankreich angeboten worden. Auch Berlin nimmt sechs schwerkranke Corona-Patienten aus Frankreich auf. Sie sollen an diesem Samstag in die Charité kommen, teilte eine Sprecherin des Berliner Senats am mit.

Die angesichts der hohen Infektionszahlen stark überlasteten Kliniken in Norditalien wählten für die Behandlung in Deutschland ausschließlich Patienten aus, die auf Beatmung angewiesen aber transportfähig seien, sagte Wendt. Einfacher sei die Übernahme von Patienten aus Frankreich, wo für den Transport Hubschrauber und Krankenwagen eingesetzt werden könnten.

AR/kle (dpa, rtr, afp)