Ausbildung somalischer Armee in Uganda beendet
27. Dezember 2013Voraus marschiert die ugandische Militärblaskapelle, hinterher im Gleichschritt die somalischen Soldaten, im Anschluss die europäischen Ausbildungsoffiziere. Es ist heiß im Trainingslager Bihanga zwischen den Hügeln Süd-West-Ugandas. Die Tropensonne sticht. Doch die Rekruten und ihre Ausbilder lassen sich nichts anmerken. Ihre Blicke sind starr auf die Tribüne gerichtet, während sie im Gleichschritt paradieren.
Der oberste EU-General Gerald Ahrene ist aus Brüssel eingeflogen und auch der Vizechef der somalischen Armee, General Abdiri Zak, ist zu Besuch. Es ist der Abschluss des dreijährigen Ausbildungsprogramms somalischer Rekruten in Uganda.
Aus Kämpfern Soldaten gemacht
Die Ausbildung somalischer Rekruten durch europäische Trainer (EUTM) kann als Erfolg verbucht werden, zieht der deutsche Kommandant der Mission, Thomas Spurzem, Bilanz: "Die Soldaten, die hierher kamen, waren eher Kämpfer wie man es aus dem Film oder aus den Nachrichten über Krisengebiete kennt. Die eine Waffe in der Hand haben und um sich schießen.“ Jetzt hätten die somalischen Truppen Struktur beigebracht bekommen. Es seien Grundlagen geschaffen worden, auf welche man jetzt beim Aufbau der somalischen Armee bauen könne, so Spurzem.
Somalia hat nach zwei Jahrzehnten Bürgerkrieg seit 2012 wieder eine reguläre Regierung. Die Truppen der Afrikanischen Union (AMISOM), allen voran die Ugandas, haben in den vergangenen Jahren Somalias Hauptstadt Mogadischu von der islamistischen Miliz Al-Shabaab befreit. Auch der Westen unterstützt und finanziert den Staatsaufbau Somalias, unter anderem mit der Ausbildung der regulären Streitkräfte. Bis zu 10.000 Soldaten umfasst die somalische Armee bislang. Ein Drittel davon wurde von der EU-Trainingsmission in Bihanga ausgebildet.
3600 somalische Rekruten wurden in Uganda trainiert. Zuerst bekamen sie eine Grundausbildung, dann folgten Spezialschulungen: Funktechnik, Nachrichtenwesen, Ingenieurswesen, Aufgaben der Militärpolizei, Umgang mit Zivilisten. Der somalische Oberleutnant Ahmed Nur ist froh, in seine Heimat zurückzukehren. Der 22-Jährige hatte sich 2010 freiwillig zur Armee gemeldet. Da es ohnehin keine Jobs in Somalia gäbe, hatte er den Wunsch, sein Land verteidigen zu wollen, sagt Nur. 2012 wurde er zur Grundausbildung nach Uganda geschickt.
"Ich habe hier viel gelernt, das hat nach meiner Rückkehr auch mein Kommandeur gemerkt und mich dieses Jahr zur Fortbildung wieder hergeschickt", sagt Nur. Jetzt ist er zum Kompaniechef ausgebildet worden. Wenn er nach Somalia zurückkehre, wird er dort eine hundert Mann starke Einheit anführen. Tapfer und stolz erklärt er: "Unser Feind, die Al-Shabaab, ist nach wie vor eine Herausforderung. Doch unsere Armee wird stärker und professioneller. Damit wird der Feind schwächer und schwächer."
Somalia jetzt sicher?
Eingreiftruppen der Afrikanischen Union haben die islamistische Miliz Al-Shabaab aus Somalias Hauptstadt Mogadischu verdrängt. Mogadischu gilt jetzt als sicher. Deswegen fordert Somalias Regierung, die Ausbildung von Soldaten in die Heimat zu verlegen. In der letzten Etappe, ab Januar 2014, sollen die Europäer dort den somalischen Ausbildern beratend über die Schulter gucken. Jetzt wird das EU-Trainingslager nach Mogadischu verlagert. Nur die Deutschen müssen erst einmal nach Hause reisen. Der Grund: Wegen der Bundestagswahl und der noch ausstehenden Ernennung des Kabinetts kam bislang kein Parlamentsbeschluss über die Entsendung der Bundeswehr nach Somalia zustande. Deswegen geht es für die Deutschen zum Jahresende jetzt ersteinmal nach Hause in die kalte Heimat.
Schade, findet der deutsche Kommandant Spurzem: "Für mich persönlich wäre es schon reizvoll, auch in Somalia auszubilden. Ich weiß, dass viele unserer Partnernationen das wünschen, dass wir mitkommen." Immerhin, so Spurzem, habe die Trainingsmission in Uganda bereits bewiesen: Die europäischen Soldaten sind in der Lage, zusammen zu arbeiten. Deswegen sei es jetzt umso bedauerlicher, dass die Deutschen nicht mitkommen.
Entsendungen deutscher Bundeswehrsoldaten in Krisengebiete wie Somalia müssen vom Bundestag beschlossen werden, doch dessen Tagesgeschäft war aufgrund der Bundestagswahl im September erst einmal auf Eis gelegt. Zuerst muss eine Regierung her. Mit der Ernennung der zukünftigen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ist ein erster Schritt getan. Die Abstimmung im Parlament über die Fortsetzung der Ausbildung in Somalia steht noch aus. Spurzem hofft, dass es sich nur um eine Verzögerung handelt: "Die Sicherheitslage in Somalia ist nicht so problemlos wie in Uganda. Aber das sind kalkulierbare Risiken, die man in Kauf nehmen kann."
Die Abschlussparade geht zu Ende. Somalis, Deutsche, Italiener, Franzosen, Spanier und Iren packen ihre Koffer. Sie fliegen nach Mogadischu. Nur Spurzem und seine deutschen Kameraden verbringen Weihnachten in der Heimat.