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Bundeswehr startet Weltraumkommando

13. Juli 2021

Star Wars? Nein, mit Krieg im All soll das neue Weltraumkommando der Bundeswehr nichts zu tun haben, sagt die Verteidigungsministerin. Vom Boden aus sollen Soldaten in Zukunft wichtige Satelliten schützen.

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Satellit
COMSATBw auf der Erdumlaufbahn (Computerbild)Bild: picture-alliance/dpa/Astrium GmbH

Seit mehr als zehn Jahren rasen COMSATBw-1 und COMSATBw-2 in 36.000 Kilometern Höhe über dem Äquator durchs All. Die beiden Bundeswehr-Satelliten folgen dabei der Drehbewegung der Erde. So ermöglichen sie dem deutschen Militär, weltweit abhörsicher zu kommunizieren. Insgesamt sechs solcher Satelliten hat die Bundeswehr im Einsatz.

"Die Aufklärungsfähigkeit der Bundeswehr, die Navigation und die Kommunikation in unseren Streitkräften hängen entscheidend von diesen Satelliten ab", sagt die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Der Weltraum sei deshalb "zu einer kritischen Infrastruktur geworden, die es zu sichern gilt".

Auch Weltraumschrott auf dem Radar

Diese Aufgabe soll ab sofort ein "Weltraumkommando" der Bundeswehr übernehmen. Kramp-Karrenbauer stellte das Kommando am Dienstag in Uedem ganz im Westen Deutschlands in Dienst. Hier hatte sie 2020 bereits ein "Weltraumlagezentrum" eröffnet. Anders als die "Space Force" der US-Amerikaner bilden die deutschen Weltraum-Soldaten jedoch keine eigene Teilstreitkraft. Die zunächst 80 Soldatinnen und Soldaten des Kommandos gehören zur Luftwaffe.

Weltraumkommando Bundeswehr
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in UedemBild: Christian Timmig/picture alliance/dpa

Sie sollen von Uedem aus nicht nur mögliche Angreifer, sondern auch gefährlichen Weltraumschrott im Auge behalten. Zivile Satelliten will die Bundeswehr dabei ebenfalls sichern. Man wolle in der Lage sein, Infrastruktur schnell aus dem Gefahrenbereich zu schaffen oder elektromagnetisch zu schützen. "Für Deutschland sind Weltraumoperationen immer Defensivoperationen", so die Ministerin.

Angst vor Aufrüstung im All

"Real ist das der Startschuss für eine Beteiligung der Bundeswehr an der militärischen Nutzung des Weltraums", sagt dagegen der verteidigungspolitische Sprecher der Linken-Fraktion im Bundestag Tobias Pflüger. "Die Bundeswehr will hier in der neuen militärischen Dimension von Konflikten mitspielen." Aufrüstung also nicht nur wie bisher zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Cyberspace, sondern auch in den Weiten des Weltalls? Seine Partei lehne dies klar ab, sagt Pflüger. "Das Weltraumkommando ist falsch und ein gefährlicher Unsinn."

Dr. Max Mutschler
Dr. Max Mutschler vom Bonn International Center for Conversion (BICC) hat zur Rüstungskontrolle im Weltall geforschtBild: privat

So weit geht der Rüstungsexperte Max Mutschler vom Bonn International Center for Conversion (BICC) nicht. "Die moderne Kriegsführung ist abhängig von diesen Technologien", sagt er im Gespräch mit der DW. "Und das zieht natürlich eine gewisse Verletzbarkeit nach sich, weil es Möglichkeiten gibt, diese Satelliten zu stören oder sogar zu zerstören."

Mit Laser, mit Raketen und mit Jamming

Problematisch werde es, wenn man daraus folgere, man müsse in der Lage sein, sich im Weltraum zu verteidigen. Daraus könne schnell ein Wettlauf entstehen um Vormachtstellung im All. "Wenn man dann nämlich den Sprung macht und sagt, wir müssen den Weltraum zuerst bewaffnen, dann treibt man eine gefährliche Rüstungsspirale voran." Diese Gefahr eines Rüstungswettlaufs im Weltraum sei real.

Schon 1985 hatten die USA einen ausrangierten Satelliten abgeschossen. Im Jahr 2007 demonstrierte China, dass es dazu ebenfalls in der Lage ist. Berichten des amerikanischen Militärgeheimdienstes DIA zufolge arbeiten sowohl Moskau als auch Peking an neuen Waffen, die Satelliten zerstören sollen, nicht nur durch Raketenbeschuss, sondern auch per Laser oder Jamming, also durch Störung von Frequenzen.

Ein Vakuum – auch bei der Regulierung des Weltalls

Anstatt die militärischen Fähigkeiten im Weltraum weiter auszubauen, müsste man die Rüstungskontrolle vorantreiben, sagt Mutschler. Bislang sei nämlich nur das Verbot der Stationierung von Massenvernichtungswaffen im All vertraglich vereinbart. "Aber darüber hinaus gibt es eine Regelungslücke, ein Vakuum. Alle Versuche, etwas auszuhandeln, sind bislang gescheitert. Deshalb gibt es hier großen Handlungsbedarf."

Luftwaffenstandort Kommando Operative Führung Luftstreitkräfte
Männer, die auf Bildschirme starren: Arbeitsalltag in UedemBild: Roland Weihrauch/picture alliance

Es sei nicht auszuschließen, dass andere Nationen das Weltall militärisch nutzen wollten, sagt auch der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Hennig Otte. "Deshalb ist die Völkergemeinschaft aufgefordert, Informationen über solche Entwicklungen zu gewinnen." Sieht er auch einen drohenden Rüstungswettlauf im All, in den Deutschland hineingeraten könnte? "Ich sehe diese Gefahr aus deutscher Sicht nicht", sagt Otte der DW. Schließlich betreibe man nur Aufklärung und den Schutz wichtiger Infrastruktur - wie etwa der beiden Satelliten COMSATBw-1 und COMSATBw-2.