Burundi wirft WHO-Experten aus dem Land
14. Mai 2020Die vier Mitglieder des Expertenteams der Weltgesundheitsorganisation (WHO) seien zu "unerwünschten Personen" erklärt worden und müssten das Land bis Freitag verlassen, heißt es in einem Brief des burundischen Außenministeriums an die afrikanische WHO-Vertretung.
In dem Schreiben wird kein Grund für die Ausweisung genannt. Diese erfolgt aber nur wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl in dem Land. Ein burundischer Beamter sagte, der Gesundheitsminister des Landes werfe der WHO "unangemessene Einmischung in den Umgang mit dem Coronavirus" vor.
Der Vize-Präsident Burundis, Gaston Sidimwo, erklärte auf Anfrage der Deutschen Welle (DW): "Ich weiß nicht wirklich etwas über diese Entscheidung, ich befinde mich auf Wahlkampftour." Bislang habe sich die WHO aber seiner Meinung nach korrekt verhalten, sagte Gaston Sidimwo der DW.
Regierung "will lästige Zeugen" loswerden
Der prominente burundische Menschenrechtsaktivist Pacifique Nininahazwe gibt sich hingegen wenig überrascht über die Entwicklung. Er glaubt, dass die Regierung so vor der Präsidentenwahl am 20. Mai "lästige Zeugen" loswerden möchte: "Nächste Woche finden in Burundi Wahlen statt, und das Land hat keine internationalen Beobachter für die Wahlen akkreditiert", erläuterte er der DW.
Das rund elf Millionen Einwohner zählende Land verzeichnete offiziell bislang 27 Corona-Infektionen und ein Todesopfer. Vorkehrungen zur Eindämmung der Pandemie wurden kaum getroffen, auch werden nur wenige Tests vorgenommen. Es wird deshalb befürchtet, dass das wahre Ausmaß der Pandemie in dem Land nicht bekannt ist.
Behörden setzen auf den "Schutz Gottes"
Menschenrechtsgruppen zufolge will die Regierung die für den 20. Mai angesetzten Präsidentschafts-, Parlaments- und Kommunalwahlen um jeden Preis abhalten. Diejenigen, die eigene Maßnahmen zum Schutz vor dem Virus ergriffen, würden bedroht. Landesweit fanden ungeachtet der Pandemie riesige Wahlkampfveranstaltungen mit zehntausenden Menschen statt. Die burundischen Behörden dagegen verweisen auf den "Schutz Gottes", weshalb das Land von der Pandemie verschont bleibe.
nob/uh (rtr, afp, dpa, DW-eigen)