Rekordstau in Brasilien
21. Mai 2014Gut drei Wochen vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasiliens größter Stadt Sao Paulo rückt erst einmal der Arbeitskampf der Busfahrer und Schaffner in den Mittelpunkt. Sie verursachten mit ihrem Streik den Rekordstau von 261 Kilometern Länge. Im Berufsverkehr ging nichts mehr. Hunderttausende Pendler, die eigentlich nach Hause wollten, steckten fest.
Im Stadtteil Grajau zündete eine aufgebrachte Menge bei der Räumung eines besetzten Grundstücks durch die Polizei mindestens fünf Busse an, drei Fahrzeuge brannten aus. Sao Paulos Bürgermeister Fernando Haddad klassifizierte den Ausstand als "unverantwortlich und unzulässig". Er sprach von einem Sabotageakt, weil mit der Bus-Gewerkschaft schon ein Kompromiss über Lohnerhöhung und Zusatzleistungen vereinbart worden sei.
Demonstrierende Lehrer sorgen für weiteres Chaos
Eine Demonstration der städtischen Lehrer trug zu weiterem Chaos in der WM-Stadt bei, die als wichtigstes Wirtschafts-, Finanz- und Kulturzentrum des Landes gilt. Mehr als 10.000 streikende Pädagogen blockierten mit ihrem Protestmarsch durch die Innenstadt zeitweilig wichtige Verkehrsadern.
Sao Paulo, in der am 12. Juni das WM-Eröffnungsspiel zwischen Brasilien und Kroatien, drei weitere Vorrundenpartien sowie je ein Achtel- und ein Halbfinale stattfinden sollen, war schon im vergangenen Jahr während des Fußball-Confed Cups Zentrum von Protestkundgebungen.
Die Polizei streikt ebenfalls
Und auch an diesem Mittwoch dominiert das Thema Streik im WM-Gastgeberland: In 14 der 26 Bundesstaaten ruht für einen Tag die Arbeit der Zivilpolizisten, wie die Gewerkschaft der Polizei mitteilte. Die Beamten kämpfen damit für eine höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen.
Neben Sao Paulo, mit mehr als 41 Millionen Menschen der einwohnerstärkste Bundesstaat, streikt die Polizei unter anderem auch in Rio de Janeiro, Minas Gerais, Bahia, Pernambuco und Amazonas sowie im Bundesdistrikt der Hauptstadt Brasilia. In diesen Staaten finden auch WM-Spiele statt.
Die Bundespolizei, die für Einwanderung und Grenzsicherheit zuständig ist, kündigte ebenfalls Proteste an. In einen Ausstand werde man aber nicht treten, erklärte ein Sprecher. Justizminister Jose Eduardo Cardozo bezeichnete die Streiks als "illegal und verfassungswidrig".
Erst in der vergangenen Woche hatte die für die öffentliche Sicherheit zuständige Militärpolizei die Arbeit im nordöstlichen Staat Pernambuco kurzzeitig niedergelegt. Im WM-Spielort Recife gab es Plünderungen. Dort bestreitet die deutsche Nationalmannschaft am 26. Juni ihr letztes Vorrundenspiel.
se/kle (afp, sid)