Börse nach Anschlägen unter Schock
7. Juli 2005Bis zum Mittag fiel der DAX zunächst um über drei Prozent; ähnlich hohe Verluste verzeichnete der FTSE in London. An der Frankfurter Börse waren vor allem die Werte der Reisebranche, des Luftverkehrs und der Versicherer betroffen: Die Aktie des Reiseunternehmers TUI verlor 2,6 Prozent, die Lufthansa-Werte büßten 4,7 und die der Allianz 4,6 Prozent ein. Mittlerweile hat sich der DAX jedoch wieder leicht erholt. Der Rückstand zum Vortag verringerte sich auf 1,7 Prozent.
Wie Madrid und New York
In London wurde ein Gebäude der Börse evakuiert. Wie es hieß, standen viele Händler regelrecht unter Schock. Die Bombenserie habe böse Erinnerungen an den 11. September und an die Anschläge vom 11. März 2004 in Madrid geweckt. Hinzu komme, so ein Analyst, dass die Märkte nach der Olympia-Entscheidung vom Vortag und dem Beginn des G8-Gipfels ohnehin nervös seien. Der elektronische Handel geht in London jedoch ungehindert weiter.
Auch in New startete die Börse mit einem Kursrückgang. In den ersten fünf Minuten büßte der Dow Jones 0,6 Prozent ein. Auf den Ölmärkten rutschte der Ölpreis um fast zwei Dollar auf 59,30 Dollar je Barrel.
Staatsanleihen profitieren
Von den Kurseinbrüchen profitiert haben bislang die Staatsanleihen. Der für die europäischen Rentenmärkte richtungweisende Bund-Future kletterte auf ein Allzeit-Hoch von 124,06 Punkten. In Krisenzeiten ziehen die Anleger die Staatsanleihen den Aktien vor, weil sie mit ihrer festen Verzinsung als sicherer Anlagehafen gelten.
Die Bank of England entschied sich, die Leitzinsen unverändert bei 4,75 Prozent zu belassen. Während der letzten Wochen war dagegen eine Zinssenkung erwartet worden.
Europäische Zentralbank versucht zu beruhigen
Von der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt kamen unterdessen beruhigende Signale. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sieht nach den Terroranschlägen in London die Funktionsfähigkeit der Geldmärkte und Finanzsysteme nicht beeinträchtigt. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York hatte die EZB zusätzliche Liquidität bereitgestellt; bislang sei das aber nicht nötig, sagte Trichet. "Das Wichtigste ist, jetzt ruhig Blut zu wahren."