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Börsen weltweit wieder auf Talfahrt

11. Februar 2016

Immer mehr Anleger entziehen den Banken das Vertrauen: Nach einer Serie von Hiobsbotschaften rauschten erneut die Finanzwerte in den Keller und rissen die europäischen Aktienindizes mit in die Tiefe.

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Symbolbild Börsenverlauf nach unten
Bild: Fotolia/Dan Race

Nach einer kurzen Atempause sind die internationalen Finanzmärkte wieder auf Talfahrt gegangen. Grund für den Ausverkauf an den Börsen waren erneut Sorgen um den Ölpreis, die Banken und die weltweite Konjunktur. Hinzu kamen pessimistische Äußerungen von US-Notenbankchefin Janet Yellen.

In Frankfurt ging der Deutsche Aktienindex Dax, der im Tagesverlauf auf 8699 Punkte abgerutscht war, mit 8752 Zählern aus dem Handel – ein Minus von 264 Punkten oder 2,9 Prozent. Das ist der tiefste Stand seit Mitte Oktober 2014. Seit Jahresbeginn hat das wichtigste deutsche Börsenbarometer bereits 18,5 Prozent an Wert verloren.

Bankaktien unter Druck

Zu den großen Verlierern gehörten erneut die Bank-Aktien. Der Kurs der Deutschen Bank schloss 6,14 Prozent im Minus. Am Mittwoch hatte der Aktienkurs nach Spekulationen über einen möglichen Schuldenrückkauf durch die Deutsche Bank noch mit zehn Prozent im Plus geschlossen und damit die seit Wochenbeginn aufgelaufenen Verluste fast wieder gutgemacht.

Die französische Société Générale verlor mehr als zwölf Prozent. In London lag der Kurs der Barclays Bank 7,01 Prozent im Minus, der von Standard Chartered 5,09 Prozent. Auch in Italien und Spanien zogen vor allem die Bankenwerte den Index nach unten.

"Es herrscht Panikstimmung an den Börsen", sagte Andreas Paciorek vom Brokerhaus CMC Markets. "Investoren wollen nur noch raus aus Risikopapieren rein in sichere Häfen wie Gold und den japanischen Yen." Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble versuchte die Anleger zu beruhigen. Er sorge sich nicht um die Stabilität der Banken, sagte er in Brüssel. "Ich glaube, dass das ein Stück weit auch Marktübertreibungen sind."

Beruhigung aus Brüssel

Auch Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem versuchte die Sorge um die Banken zu zerstreuen. Sie seien strukturell in einer "deutlich besseren Situation" als noch vor ein paar Jahren, sagte Dijsselbloem in Brüssel. Er sei grundsätzlich der Ansicht, dass sich die Eurozone in einer strukturell viel besseren Lage als noch vor ein paar Jahren befinde, und das gelte auch für die Banken.

In London fiel der Leitindex um 2,4 Prozent, der in Paris sogar um 4,1 Prozent. In Mailand gaben die Kurse um 5,6 Prozent nach. Der Pessimismus an den europäischen Börsen steckte auch die New Yorker Wall Street an. Dort startete der Leitindex Dow Jones mit einem Minus von 0,9 Prozent und fiel bis Börsenschluss in Europa um 2,2 Prozent.

Der Ölpreis fiel unter 27 Dollar und erreichte fast ein neues 13-Jahres-Tief. Der Goldpreis kletterte bis zum späten Nachmittag auf 1263,47 Dollar, ein Zwölf-Monats-Hoch. Gold gilt als krisensichere Anlage.

Kommt Fed-Chefin Yellen vom Kurs ab?

US-Notenbankchefin Yellen hatte mit einer pessimistischen Einschätzung der Konjunktur in den USA zunächst die Aktienkurse in Hongkong auf neue Talfahrt geschickt. Dort gaben die Kurse bis Handelsschluss um 3,9 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Juni 2012 nach. Die Börse in Tokio hatte am Donnerstag geschlossen.

Yellen sagte vor einem Parlamentsausschuss, das Finanzumfeld sei in jüngster Zeit weniger günstig für das US-Wachstum. Sollte diese Entwicklung anhalten, dann könne dies Auswirkungen auf Konjunktur und Arbeitsmarkt haben. Sie verwies auf Chinas "verwirrende" Währungspolitik, die Turbulenzen weltweit auslöse und das US-Wachstum gefährde. Derzeit halte sie aber an der Prognose der Zentralbank fest, dass die Wirtschaft 2016 "moderat" wachsen werde.

Zur Zinspolitik äußerte sich Yellen nicht - dennoch könnten ihre Aussagen als Absage an eine baldige weitere Zinserhöhung verstanden werden. Die US-Notenbank hatte im Dezember erstmals seit fast einem Jahrzehnt die Leitzinsen angehoben, und zwar um 0,25 Prozentpunkte auf 0,25 bis 0,5 Prozent

wen/cr (rtrd, dpa, afp)