Bücher zwischen Zensur und Reformen
7. Februar 2005Das große Thema bei den arabischen Verlagen in den ersten Tagen der Buchmesse ist die Willkür der ägyptischen Zensur. Zwar leugnen die Veranstalter jeden Eingriff, aber die Verleger klagen über beschlagnahmte Bücher. Der syrische Verlag "Dar Ward" darf einige Titel von Tahar Ben Jelloun und Paolo Coelho nicht verkaufen. Beim Verlag "Centre Culturel Arabe" wurden die meisten Bücher von Nasr Hamid Abu Zaid beschlagnahmt. Auch der Vertreter des Verlags "As-Saqi" berichtet über beschlagnahmte Titel.
"Das Problem ist, dass weder ich als Kulturredakteur noch der Verleger sagen kann, wer hinter der Beschlagnahmung steckt", sagt der Feuilletonist Sayyd Mahmud der ägyptischen Tageszeitung "Al-Ahram". "Waren es die Sicherheitsbehörden? Oder vielleicht das Informationsministerium? Die Bücher werden beschlagnahmt, und der Verleger bekommt keinen Nachweis über die zurückgehaltene Ware. Somit hat er keine Handhabe und kann nicht vor Gericht ziehen."
Es ist fraglich, ob der Arabische Verlegerverband die Interessen seiner Mitglieder vertreten wird. Die Erfahrungen der letzten Jahre stimmen die meisten betroffenen Verleger pessimistisch. Sie haben die beschlagnahmten Bücher der vergangenen Buchmesse nie zurückerhalten.
Chancen für Reformen
Bei frühlingshaften Temperaturen strömen Tausende von Ägyptern auf das riesige Messegelände im Stadtteil Nasr-City. Die Atmosphäre ähnelt einem Volksfest: Familien machen auf den kleinen Rasenflächen Picknick, Buden verkaufen Döner und Falafel. Musik, schrillende Computerspiele und Koran-Rezitationen strömen aus den vielen Zelten, die neben den Verkaufshallen aufgestellt wurden.
Das diesjährige Rahmenprogramm steht unter dem Motto: "Die Auswirkungen der arabischen Renaissance und Chancen für Reformen". Die Diskussionsrunden zum Thema sind prominent besetzt, unter anderem mit dem Philosophie-Professor Hassan Hanafi und dem gemäßigten Islamisten Abu l-Ula Madi.
Sayyid Mahmud erklärt, man müsse die Wahl des Themas im Kontext der aktuellen politischen Diskussion in Ägypten sehen. Zudem spiele der Druck vom Ausland, insbesondere von Seiten der USA, eine Rolle. "Man versucht, die arabische Renaissance, die vor 200 Jahren mit der Machtergreifung von Muhammad Ali als Gouverneur von Ägypten eingesetzt hat, mit der laufenden Debatte über Reformen zu verbinden."
Deutschland Ehrengast?
Vor der Eröffnung der diesjährigen Buchmesse in Kairo kursierte die Nachricht, dass Deutschland Gastland sein werde. Diese Meldung wurde jedoch dementiert.
Auf dem Deutsch-Arabischen Symposium bezeichnete der Präsident der Frankfurter Buchmesse, Volker Neumann, die Idee jedoch als eine große Herausforderung. In den nächsten Monaten werde es eine Klärung darüber geben, ob Deutschland vielleicht in 2006 oder 2007 Gastland auf der Kairoer Buchmesse sein werde.