Kindesmissbrauch Internet
6. Dezember 2012Der sexuelle Missbrauch von Kindern im Internet sei ein schreckliches Verbrechen, mahnte EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström am Mittwoch (05.12.2012) in Brüssel eindringlich. Und ein verstecktes Verbrechen sei es obendrein, nicht nur, weil es von geheim agierenden Tätern und Netzwerken in den dunkelsten Ecken des Internets verübt wird: "Es ist auch ein verstecktes Verbrechen, weil es so schmerzhaft und hart für die Opfer ist, darüber zu sprechen. Und wir wollen diese herzzerreißenden Geschichten nicht hören, Geschichten von Kindern, die vergewaltigt und gequält wurden - oft von denen, die ihnen nahe stehen."
Vor einem Jahr begannen die Verhandlungen. Jetzt haben 48 Staaten auf einer Konferenz in Brüssel offiziell ein globales Bündnis gegen Kindesmissbrauch im Internet ins Leben gerufen. Neben den 27 EU-Staaten engagieren sich unter anderem auch die USA, Thailand und die Türkei gegen den Missbrauch im Internet. Zunächst soll eine Bilanz der nationalen Bemühungen gezogen werden. Dann wird es daran gehen, Opfer zu identifizieren und zu unterstützen. Aber vor allem sollen die Täter gemeinsam verfolgt werden. Denn diese verteilen pornografisches Bildmaterial von Servern in aller Welt und nutzen dabei juristische Schlupflöcher. Die Ermittlungsbehörden sollen in Zukunft gemeinsame Ziele erarbeiten, um die Flut des Bildmaterials einzudämmen und die Täter zu fassen.
Millionenfacher Missbrauch
Eine Million Bilder mit kinderpornografischen Motiven kursieren derzeit im Internet, jedes Jahr kommen 50.000 neue dazu, lauten vorsichtigen Schätzungen. Hinter jedem Bild stecke ein missbrauchtes Kind, ein ausgebeutetes und hilfloses Opfer, betonte EU-Kommissarin Malmström. "Und jedes Mal, wenn jemand sich diese Bilder anschaut, wird dieses Kind wieder ausgebeutet und missbraucht - wieder und immer wieder."
Gemeinsam mit der EU-Kommissarin warb auch US-Generalbundesanwalt Eric Holder für das Bündnis. Er steht in dieser Position dem Justizministerium vor und ist damit faktisch US-Justizminister, ohne den offiziellen Titel zu tragen. "Die Sicherheit der Jüngsten zu schützen, hat für mich immer sowohl eine berufliche, als auch eine persönliche Priorität gehabt", so Holder. Denn er spreche nicht nur als US-Generalbundesanwalt, sondern auch als Vater von drei Teenagern.
Holder berichtete auch über die Bemühungen des US-Justizministeriums und der gesamten US-Regierung gegen den Missbrauch von Kindern im Internet. Er verwies auf bereits erfolgreiche Kopperationen wie zum Beispiel die "Operation Delego". Dabei hatten unter anderem das US-Justizministerium mit internationalen Partnern zusammenarbeitet, darunter Eurojust, Europol und Interpol, so Holder. So habe man ein global agierendes Netzwerk von Pädophilen mit dem Namen "Dreamboard" aufgedeckt. "Wir konnten gemeinsam Täter aus 14 Staaten und fünf Kontinenten identifizieren und festnehmen, die unbeschreibliche kinderpornografische Bilder machten und austauschten."
China und Russland nehmen nicht teil
Allerdings engagieren sich einige Staaten nicht in dem ehrgeizigen Bündnis, die auf dem Gebiet der Kinderpornografie und des Missbrauchs im Internet ein besonders großes kriminelles Potential bergen. China gehört ebenso dazu wie Russland.
Cecilia Malmström erklärte dazu, man habe Moskau natürlich zu dem Bündnis eingeladen: "Aber Russland fühlte sich leider noch nicht in der Lage, daran teilzunehmen. Wir hoffen aber, dass sie das noch tun werden, denn das globale Bündnis ist offen für alle Staaten der Welt." Sie bespreche das Thema zudem bei ihren regelmäßigen Treffen mit dem russischen Justizminister und werde das auch in Zukunft tun, so Malmström.
Die EU-Innenkommissarin hofft ebenso wie US-Generalanwalt Eric Holder, dass beim nächsten Treffen des Bündnisses mehr Staaten teilnehmen werden, auch solche, die jetzt nicht dabei seien. "Es ist ein globales Problem und es braucht globale Lösungen", so Holder. Er sei zuversichtlich, dass alle Staaten die Bemühungen gegen Kindesmissbrauch im Internet mittragen werden, wenn man den Menschen das Problem bewusst gemacht habe.