Neuer Cate-Blanchett-Film: "Carol" startet in Deutschland
17. Dezember 2015
Es gibt Schauspielerinnen, die können einfach alles. Sie glänzen auf den Theaterbühnen der Welt in anspruchsvollen Rollen, machen auf dem Roten Teppich in Cannes, Venedig oder Berlin aber eine ebenso gute Figur. Sie spielen in großen Blockbuster-Produktionen aus Hollywood mit, aber auch in kleineren europäischen Kinoproduktionen. Sie stehen für große mimische Kunst ebenso wie für Glamour und Star-Appeal. So eine ist Cate Blanchett.
Die Australierin gehört zweifellos zu diesem kleinen Kreis von Schauspielerinnen. Von den bekannten US-amerikanischen Darstellerinnen in den vergangenen Jahren hat Meryl Streep diese Rolle fast allein eingenommen. Katherine Hepburn war in früheren Jahrzehnten ein solcher Star, der beides war: eine überragende Akteurin vor der Kamera, aber auch jemand, der Prominenten-Galas und Filmfestivals Glanz verlieh.
Das traditionsreiche Museum ehrt eine Schauspielerin
Aus diesem Grunde war es natürlich eine gute Wahl, die die Kuratorin der Filmabteilung des Museum of Modern Art, Rajendra Roy, vor Kurzem getroffen hat. Die achte Film- und Kino-Gala des MoMA war Cate Blanchett gewidmet. Das altehrwürdige Museum in New York, das über eine Sammlung mit 30.000 Filmen verfügt und die "siebte Kunst" seit Jahren gleichberechtigt neben die Bildende Kunst stellt, wusste schon, warum sie die Blanchett auswählte.
Das Museum stellte einen Star in den Mittelpunkt, der Kunst und Kommerz kann: "Herr der Ringe" und "Hobbit", aber ebenso "Babel" und "I'm not There" - großes, kommerzielles, weltumspannendes Kino für ein junges Publikum, aber auch hochkomplexes Arthaus-Kino für Anspruchsvolle. Dass das eine das andere nicht ausschließt, versteht sich von selbst, wenn man sich die Karriere der Blanchett genauer anschaut.
Eine Königin: Vor den Kameras und auf der Leinwand
Die 1969 in Melbourne geborene Schauspielerin begann auf der Bühne, spielte für TV-Serien in ihrem Heimatland und wurde schnell von europäischen und US-amerikanischen Regisseuren entdeckt. Nach nicht einmal zwanzig Jahren kann sie schon auf eine erstaunliche Rollenvielfalt zurückblicken. Eine authentische Königin (die englische Elisabeth I.) verkörperte sie ebenso überzeugend wie die fiktive Elben-Herrscherin Galadriel in der Saga von J.R.R. Tolkien.
In "Heaven", dem Terrorismusdrama des Deutschen Tom Tykwer, war sie ebenso zu sehen wie in Alejandro González Iñárritus existenzialistischer Kino-Philosophie "Babel". Ebenjene Katharine Hepburn, mit der sie manche heute schon vergleichen, spielte sie in Martin Scorseses "The Aviator". Sie stand in "I‘m not There" als Bob Dylan ebenso ihren "Mann", wie sie als verzweifelte Frau und Ehepartnerin in Filmen wie "Knight of Cups" von Terrence Malick und "Blue Jasmin" von Woody Allen überzeugte.
Die Frau mit den vielen Gesichtern
Cate Blanchett hat viele Gesichter, deshalb ist ihr Rollenrepertoire so abwechslungsreich. All ihre Preise und Auszeichnungen aufzuzählen - es sollen schon rund 70 sein - würden den Rahmen sprengen. Zwei Oscars hat sie schon, auf ihren Preis (Coppa Volpi) bei den Filmfestspielen in Venedig (2007 für "I‘m not There") kann sie ebenso stolz sein.
Die deutsche Kino- und Theaterszene hat auch schon von ihrer Darstellungskunst profitiert. Tom Tykwer verpflichtete sie vor 13 Jahren für seinen Film "Heaven". 2012 spielte sie eine der Hauptrollen auf der Bühne in dem Stück "Groß und klein" von Botho Strauß. Auch bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen trat sie damals auf. Seit 1997 ist sie mit dem Drehbuchautor Andrew Upton verheiratet, hat mit ihm drei Kinder. Und nicht nur das: Gemeinsam mit ihrem australischen Ehemann, mit dem sie inzwischen wieder in ihrer Heimat lebt, leitet sie die "Sydney Theatre Company".
"Führende Schauspielerin ihrer Generation"
Der amerikanische Regisseur Barry Levinson, für den sie 2001 in dessen Film "Banditen!" dabei war, nannte sie "die führende Schauspielerin ihrer Generation". Zieht man die internationale Präsenz der Blanchett als Kriterium heran - das schauspielerische Können, ihr Charisma und ihre Wandlungsfähigkeit - so ist dem kaum zu widersprechen. In New York, wo ihr jetzt das MoMA eine große Gala ausrichtete, reiht sie sich ein in die Liste früherer Preisträger wie Pedro Almodóvar oder Tim Burton. Nach Tilda Swinton war sie die zweite Schauspielerin, die das MoMA ehrt.
Auch in Deutschland kann man sich nun den neuen Film mit der Blanchett auf großer Leinwand anschauen. In Todd Haynes Melodrama "Carol" spielt sie an der Seite von Rooney Mara eine Frau und Mutter, die unglücklich verheiratet ist. In der jüngeren von Rooney verkörperten Kaufhausangestellten Therese entdeckt sie einen Menschen, der ihr wesensverwandt ist. Doch eine lesbische Liebe im Amerika der ausgehenden 1940er Jahre ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Die nächsten Preise warten schon
"Carol" ist ein wunderschön aufgenommener, ungemein stimmungsvoller Film - voller Trauer über eine unmögliche Liebe. Der Film entstand nach einem Roman der Schriftstellerin Patricia Highsmith - und wurde soeben mit fünf Golden Globe Nominierungen versehen. Dass er auch bei den Oscar-Nominierungen dabei sein wird, gilt in Expertenkreisen als sicher. "Carol" dürfte somit zum nächsten Triumph der Schauspielerin Cate Blanchett werden.