Castros Erbe: die Trümmer der Revolution
Kuba gibt es immer noch, auch ohne Fidel Castro. Außer der Romantik des "real-destruktiven Kommunismus" hat er seinem Land nicht viel hinterlassen. Und doch ist es in Bilder zu fassen.
Gelassenheit auf dem Malecón
Am Freitagabend kurz vor Mitternacht gab Staatschef Raúl Castro den Tod seines Bruders Fidel im Staatsfernsehen bekannt. Bars in Havanna schlossen daraufhin, und es strömten mehr Menschen als sonst auf die Uferpromenade Malecón. Einige tanzten und sangen, andere trauerten. Und ja, manchen war es auch relativ egal, weil sie fürchten, dass sich auch ohne den Máximo Líder nicht allzu viel ändert.
Exilkubaner feiern den Tod ihres Peinigers
Rund eineinhalb Millionen Kubaner leben heute im Exil, mehr als zwei Drittel von ihnen in den USA. Viele haben auf kleinen Booten die Insel verlassen, um Unterdrückung und Armut zu entfliehen. Viele sind dabei gestorben. Die Überlebenden und ihre Nachkommen haben unterschiedliche Wünsche für die Zukunft ihrer Heimat. Doch Trauer über den Tod des Diktators empfand hier wohl niemand.
Egalitarismus oder Tod
Angeblich wollte Fidel Castro den Entrechteten Gerechtigkeit zu bringen. Anders als im ökonomisch-politischen Leninismus seien im Castrismus immer Würde und Egalitarismus ideologischer Kern gewesen, schreibt der Historiker Michael Zeuske. Gleich war aber dann doch nur, wer sich unterordnete. Wer aktiv zum Systemerhalt beitrug, war "gleicher" und wer opponierte, musste mit Verfolgung rechnen.
57 Jahre Stillstand
In den 50ern war Havanna eine blühende Metropole. Als US-Mafiosi ab den 30er-Jahren begannen, Einfluss über Clubs und Hotels zu gewinnen, war sie bereits eine der größten und wohlhabendsten Städte der Hemisphäre mit einer bedeutenden Mittelschicht. Nach 57 Jahren Revolution gleichen große Teile der Hauptstadt einem Trümmerfeld, und sie kann als Symbol für die ruinöse Herrschaft Castros gelten.
Bitteres Zuckerrohr
Zucker und Tabak hatten Kuba reich gemacht. Und als größter Zuckerexporteur der Welt verfügte Kuba bis in die 80er Jahre über enorme Kaufkraft, weil die kommunistischen Bruderstaaten des Ostblocks seit dem US-Embargo als Abnehmer eintraten. Doch die Erlöse wurden nie vorausschauend investiert. Die restliche Wirtschaft blieb schwach. Heute ist selbst die Zuckerindustrie nicht mehr konkurrenzfähig.
Misswirtschaft und Mangelernährung
Das Versprechen, Mangelernährung und Armut zu beenden, konnte Castro nicht halten. Noch heute können viele Kubaner ihren Kalorienbedarf kaum decken. Und Anstehen müssen sie nicht nur vor Lebensmittelgeschäften, weil es an fast allem mangelt. Die Schuld für die verheerende Wirtschaftslage schieben Castristen stets den USA und ihrem Embargo zu - als gäbe es keine anderen Handelspartner auf der Welt.
Freier Weg nach Norden?
Bis zu seinem Tode blieb Fidel Castro ein Hardliner und skeptisch gegenüber der zaghaften Öffnung, die sein Bruder und Nachfolger Raúl anstieß. Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zum Erzfeind USA lehnte er ab. Nun hoffen manche, dass der Weg frei ist, den repressiven Kommunismus endgültig aufzugeben. Doch nicht nur der künftige US-Präsident Donald Trump könnte dem im Wege stehen.
Effektive Überwachung und Repression
Ein sehr effektives "Erbstück" des Diktators ist einer der repressivsten Inlandsgeheimdienste der Welt. Gelernt haben Castros Schergen von der Stasi im DDR-Staat Erich Honeckers. Oppositionelle Beobachter weisen darauf hin, dass die Repressalien in letzter Zeit wieder zu nähmen: Drohungen, Festnahmen und ungeklärte Todesfälle häuften sich, und vielleicht werde das Regime ohne Fidel noch nervöser.
Schule, um Grandma zu lesen
Eine oft gefeierte Errungenschaft der Kubanischen Revolution: die Schulbildung für alle. Tatsächlich hat das Land eine der höchsten Alphabetisierungsraten der Welt. Doch es herrscht eine umfassende Zensur. Nur was dem Regime passt, darf gelesen werden. Die größte Tageszeitung des Landes ist seit 1965 das Parteiblatt "Granma" - benannt nach dem Boot, mit dem Castros Guerilla auf Kuba landete.
Ein Funken Hoffnung
Dank Digital-Aktivisten wie der Bloggerin Yoani Sánchez wissen viele Kubaner inzwischen, wie sie die Zensur im Internet umgehen. Nun sollen weitere Regionen mit Hotspots ausgestattet werden. Legaler Zugriff bleibt aber knapp, zensiert und für viele unerschwinglich. Angeblich sollen bald 2000 Haushalte Breitband-Internet bekommen - aber nur die von handverlesenen Genossen, so Oppositionelle.