Cavendish gewinnt im Massensprint
10. Juli 2015André Greipel (Foto oben im grünen Trikot) ist knapp am Tour-Triple vorbeigefahren. Einen Tag nach dem Drama um Tony Martin holte dessen Teamkollege Mark Cavendish (Foto oben im schwarzen Trikot) seinen langersehnten ersten Etappensieg bei der 102. Tour de France und schnappte Greipel den Erfolg auf den letzten Metern noch weg.
Damit platzte endlich der Knoten beim Ex-Weltmeister Cavendish, der den 26. Tour-Etappensieg seiner Karriere einfuhr. Für Greipel blieb in Fougères im Ziel der siebten Etappe nach 190,5 Kilometer nur Rang zwei vor Peter Sagan. Trotzdem verteidigte der 32 Jahre alte Deutsche sein Grünes Trikot.
Ab Samstag wieder in Gelb
Den Jubel von Cavendish konnte sich Tony Martin nur im Fernsehen im Krankenhaus in Hamburg anschauen. "Sein" Gelbes Trikot trug am Freitag niemand. Chris Froome, der Toursieger von 2013 hatte aus Respekt vor dem am Tag zuvor bei seinem Sturz verletzten Martin verzichtet und das bereits am Morgen vor dem Start getwittert. Damit war er der Entscheidung der Jury, das Maillot Jaune nicht zu vergeben, zuvorgekommen. Am Samstag wird es der Brite wieder überstreifen.
"Ich will das Gelbe Trikot nicht übernehmen, indem ich vom Unglück eines anderen Fahrers profitiere. Tony ist gestern noch ins Ziel gefahren. Ich war Zweiter im Gesamtklassement, daher konnte ich es ohnehin nicht tragen", hatte der Toursieger von 2013 und diesjährige Topfavorit beim Start in Livarot erklärt. Froome führt das Gesamtklassement mit nur fünf Sekunden Vorsprung vor dem Slowaken Sagan an, der Zeitgutschriften sammelte.
Zu früh aus dem Windschatten
Greipel war zwar vorbildlich von seinem Lotto-Soudal-Team in die beste Sprintposition gelotst worden. Aber im Finish lief diesmal nicht alles nach Wunsch, Greipel war etwa zu früh aus dem Windschatten gekommen und konnte von Cavendish noch übersprintet werden. "Nach dem Ausfall von Martin wird Cavendish sicher etwas gehandicapt sein", hatte der zweimalige Etappensieger am Start in Livarot angemerkt. Er behielt nicht Recht. Der Brite musste zwar auf den gewohnten "Lead-out" mit dem Antriebsmotor Martin verzichten, trotzdem war er der Schnellste.
Martin war am Morgen um 6.00 Uhr erfolgreich operiert worden. An sein gebrochenes linkes Schlüsselbein wurde eine Titanplatte als Fixierung gesetzt. Das teilte Helge Riepenhof, der Arzt des Etixx-Quick-Step-Teams, am Freitag mit. "Die etwa zweistündige OP ist gut verlaufen", sagte er. "Wenn sich keine Infektion bildet, kann er nach einer gewissen Beobachtungszeit im Krankenhaus in einer Woche schon wieder auf der Rolle trainieren und in etwa sechs Wochen wieder Rennen fahren". Martin twitterte am Nachmittag ein Bild aus dem Krankenbett - er verfolgte die Tour-Übertragung im Fernsehen.
Daniel Teklehaimanot konnte indes sein Bergtrikot verteidigen. Erhatte es am Vortag als erster Radprofi aus Eritrea erobert.
sw (dpa, sid)