CDU-Vorsitz: Das Rennen ist eröffnet
18. Februar 2020Bloß nicht zu früh aus der Deckung wagen - das ist eine der Grundregeln, wenn es um Top-Personalien in der Politik geht. Denn die Erfahrung lehrt: Wer zu früh den Finger hebt, fliegt oft als erstes vom Personalkarussell. Und so wundert es nicht, dass es über eine Woche nach der Ankündigung von Annegret Kramp-Karrenbauer, sich vom CDU-Vorsitz zurückzuziehen, noch keinen Kandidaten für ihre Nachfolge gibt. Bis jetzt. Mit Norbert Röttgen wagt sich jetzt der erste prominente Christdemokrat nach vorne
Der heute 54-Jährige war bis zum Jahr 2012 Bundesumweltminister und wurde einst von Kanzlerin Angela Merkel aus dem Kabinett gedrängt. Danach blieb er Abgeordneter im Bundestag und machte die Außenpolitik zu seinem neuen Arbeitsschwerpunkt. Der "Rheinischen Post" sagte Röttgen jetzt, dass es um weit mehr gehe als um den Parteivorsitz. Die Lage sei so ernst, dass es um die Zukunft der CDU gehe und darum, was sie für die Stabilität Deutschlands bedeute. Dies wolle er in einem offenen Prozess in seiner Partei einbringen.
Einer von vier Nordrhein-Westfalen
Wahrscheinlich werden jetzt auch weitere Kandidatinnen und Kandidaten bekanntgeben, dass sie sich um den Parteivorsitz bewerben. Wobei bis jetzt nur Männer im Gespräch sind, die alle etwas gemeinsam haben: Sie stammen aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands, aus Nordrhein-Westfalen. Als mögliche Kandidaten gehandelt werden der frühere CDU-Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz, der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Von ihnen gibt es Signale, dass sie sich bewerben wollen - bis jetzt hat aber keiner der drei offiziell seine Kandidatur angekündigt.
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch, dass der oder die neue Parteivorsitzende der CDU gleichzeitig Spitzenkandidat bei der nächsten Bundestagswahl werden könnte - und damit gute Chancen auf den Posten als Bundeskanzlerin oder Bundeskanzler hätte. Annegret Kramp-Karrenbauer hat ihren Rückzug vor allem damit begründet, dass Parteivorsitz und Kanzlerschaft derzeit getrennt sind und man die beiden Funktionen wieder zusammenlegen sollte. Allerdings macht das die Kandidatenkür doppelt kompliziert, denn auch die bayerische Schwesterpartei der CDU, die CSU, will jetzt bei der Besetzung der Kramp-Karrenbauer-Nachfolge ein Wort mitreden.
Bru/AR (dpa, afp, rtr)